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Sommer im kleinen Blumenladen

Colleen Oakes

 

Verlag beHEARTBEAT, 2018

ISBN 9783732562794 , 482 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Kapitel Eins


Gegenwart

Elly Jordan war die Besitzerin des Floristikateliers Posies in Clayton, Missouri – einem wohlhabenden Vorort von St. Louis. Und gerade eben überlegte sie, ob sie womöglich ein sehr großes und teuer aussehendes Werk erotischer Kunst zerbrochen hatte. Sie schaute hinunter auf den rostigen Metallbogen, der jetzt vor ihr auf dem Boden lag, und beschrieb mit dem Fuß einen kleinen Kreis auf der dunklen Erde. Tja, so ein Mist aber auch.

Die heiße Sonne brannte Elly auf den Nacken herunter und wärmte ihr die blonden Locken, während ihr kalte Panik durch den Körper raste. Es war März, mitten am Tag, und sie befand sich im Laumeier-Skulpturenpark in St. Louis. An jedem anderen Ort wäre Elly jetzt lieber als hier gewesen. So langsam stellte sich das hier als die schlimmste Hochzeit aller Zeiten heraus. Darüber dachte Elly einen Moment nach. Definitiv nicht. Nicht mal annähernd. Es hatte entschieden schlimmere Hochzeiten gegeben. Zum Beispiel die im vergangenen Oktober, als ihr Exmann Aaron seine rothaarige Geliebte Lucia geheiratet hatte, die Frau, die Ellys Ehe zerstört hatte. Das war entschieden die schlimmste Hochzeit aller Zeiten gewesen. Diese Hochzeit hier ließ sich damit im Grunde nicht vergleichen.

Elly schaute hinunter auf das verdrehte Stück Metall auf dem Boden. Toll ist es trotzdem nicht, so viel ist mal klar. Hinter sich hörte Elly Schritte auf dem Kies und verzog vorsorglich schon einmal den Mund zu einer Grimasse. Schon hörte sie die scharfe Stimme …

»O. Mein. GOTT. Was hast du gemacht?« Patzella, Ellys jugendliche Assistentin, kam auf sie zugeschlendert. Auf der knochigen Hüfte balancierte sie eine rosafarbene Azalee im Topf. »Wie hast du das denn wieder hingekriegt? Ist es kaputt?« Sie hielt kurz inne. Dann: »Bist du mit dem Hintern dagegen gerempelt?«

Elly ignorierte die Schnellfeuerfragen und holte tief Luft. In Gedanken versetzte sie sich an einen anderen Ort, wo sie nicht mehr mitten in einem Park neben einem zerbrochenen Kunstwerk stehen musste. Statt sich hier zu Tode zu schwitzen, war sie mit ihrem gut aussehenden Freund Keith zusammen. Vielleicht irgendwo an einem Strand. Zum Beispiel in Antigua. In Antigua gibt es doch Strände, oder? Oder ist Antigua ein Binnenstaat? Na egal, nicht so wichtig. Keith kam auf sie zu und musterte eindringlich ihr Gesicht. Seine Augen waren von einem fesselnden, tiefen Blau. Für den Bruchteil einer Sekunde ruhte seine Hand sanft auf ihrer Wange. Dann verpasste er ihr eine schallende Ohrfeige. Was? Moment mal. Wieder und wieder. Miesester Tagtraum aller Zeiten.

Elly schlug die Augen auf und sah Patzella zu sich hinunterstarren, die ihr sacht die Wange tätschelte. »Ähm, hallo? Elly, das ist jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt, um über einen Schokoladenbrunnen zu fantasieren. Oder was auch immer du dir da gerade zurechtgesponnen hast. Wir haben hier diesen beschissenen kaputten Bogen, gefühlte Tonnen von Blumen, die noch in ihren Eimern herumhängen, und auf zwölf Uhr eine äußerst angeätzte Brautmutter im Anmarsch.«

Ellys leuchtend blaue Augen sahen wieder klar. »Tut mir leid. Ich war am Strand – na schön, ist ja auch egal. Hilf mir, das Ding wieder aufzurichten.«

Patzella gab einen übertriebenen Seufzer von sich, und mit vereinten Kräften packten sie den Bogen an beiden Enden. Ellys Kunden bei dieser speziellen Hochzeit waren Künstler, wahnsinnig verliebt und ohne jeden Bezug zur Realität. Sie hatten Elly vom Fleck weg engagiert und nur eine Bedingung gestellt: Sie sollte ein Kunstwerk aufstellen und in die Dekoration einbinden, das Symbol des Lebens der beiden war. Zu dem Zeitpunkt war Elly das irrsinnig romantisch erschienen. Jetzt stand sie da, hatte das Gesicht gegen eine Art Metallfaun gepresst, und ihre Hand lag um … Ach herrje. Tja, das war definitiv ein metallener Ausdruck von Manneskraft. Offenbar war die Plastik eher ein Ausdruck ihrer Schlafzimmergewohnheiten als ihrer bevorstehenden Hochzeit.

Patzellas Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Schnauben. »Ich kann moderne Kunst nicht ausstehen.«

»Amen«, keuchte Elly. Unter enormem Kraftaufwand hievten sie das schwere, in sich verdrehte Stück in eine aufrechte Position. Eine üppige metallene Brust lag an Patzellas Schläfe gepresst, und Elly gab sich die größte Mühe, nicht laut loszulachen.

»Womit können wir denn diese … diese Monstrosität stabilisieren?«, fragte der schlanke Teenager und keuchte, während sie die Schulter gegen den riesigen Busen drückte.

»Zeig ein bisschen Nachsicht. Das sind Künstler.«

Patzella schaute sich um. »Ich glaube, da vorn am Eingang liegen ein paar Betonklötze. Lass mich mal nachsehen.« Ohne Vorwarnung ließ sie die Plastik los und rannte zum Eingang.

Schlanken Mädchen fällt das Laufen so leicht.

Jetzt stand Elly allein da und hielt das riesige Gebilde. Beide Arme weit ausgestreckt, den Körper auf fast schon intime Weise an die Seite der Figuren geschmiegt. Na klasse, dachte Elly. Ich vergewaltige einen Hochzeitsbogen mitten auf einer Wiese. Sie stützte die Stirn an das gewellte Metall. Wie bin ich hier noch mal gelandet?

Gegen ihren Willen lächelte sie, und ein Schweißtropfen fiel ihr von der Nase. Es war eine interessante Reise gewesen, so viel war sicher. Das vergangene Jahr hätte Elly beinahe den Rest gegeben. Ihre beste Freundin Kim hatte das Posies verlassen, weil sie schwanger war. Elly hatte sich mit dem Musiker Isaac eingelassen, der selbstzentriert war wie kein anderer auf der Welt. Und das nur, um schließlich bei Keith zu landen, dem Besitzer des Delikatessengeschäfts von nebenan. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte sie sich für jene bewusste Hochzeit engagieren lassen. Und das alles, während sie immer noch um ihre Mutter Sarah Jordan trauerte, die an Eierstockkrebs gestorben war.

Ja, das vergangene Jahr hätte Elly tatsächlich beinahe umgebracht. Aber sie hatte es überlebt und war zuversichtlicher, geliebt und … ein bisschen schwerer daraus hervorgegangen. Seit sie sich mit Keith traf (vor zweieinhalb wunderbaren Monaten hatte es begonnen, und sie zählte immer noch die Tage!), hatte sie drei Pfund zugenommen. Einen Freund zu haben, der seinen Lebensunterhalt mit der Kreation von Sandwiches verdiente, war für die Taille nicht gerade von Vorteil. Zum Glück gingen sie beide viel zusammen spazieren. So würde sich am Ende hoffentlich alles ausgleichen.

Elly verzog das Gesicht, als ihre Füße auf dem staubigen Grund zu rutschen begannen. Sie hörte eine schnarrende Stimme, die durch das gedrehte Metall hindurch hallte.

»Ist die Floristin hier? Kann ich mit ihr sprechen? Wo ist sie?«

Elly drehte den Kopf und sah die Mutter der Braut forsch auf sich zuschreiten. Oh nein. Jetzt gib dir Mühe und tu so, als sei das alles hier total normal. Sie ließ ein Lächeln auf ihrem rostfleckigen Gesicht erstrahlen. »Hallo Mrs Keenan. Wie geht es Ihnen?«

Die Brautmutter war der unentspannteste Hippie, dem Elly je begegnet war. Ihr langes Kleid aus verschiedenen Lagen wirklich abscheulicher Stoffe fegte über den Boden, als sie herübergeschlurft kam.

Mrs. Keenan stützte die Hand in die Hüfte, starrte auf Elly herunter, und ihre Armreifen funkelten in der Sonne. »Gibt es ein Problem mit dem Bogen? Weshalb lehnen Sie sich so dagegen? Und wieso halten Sie den …?« Fragend zog sie eine Augenbraue hoch, und Elly sah sich schon in den Abendnachrichten landen als die verrückte Floristin, die ein riesiges Metallgestell angebaggert hatte.

Mit Mühe setzte sie dennoch eine zuversichtliche Miene auf. »Ach, wir arbeiten nur gerade daran, einen etwas sichereren Stand für die Plastik zu gewährleisten. Meine Assistentin ist losgegangen, um ein paar …« Elly riss die Augen auf, als sie Patzella auf sich zukommen sah. Vor sich schob das Mädchen eine Karre mit zwei schmutzigen, abgestoßenen Betonblöcken. »… Stützen zu holen.«

Elly löste die eine Hand, stützte die Statue, so gut sie konnte, mit dem restlichen Körper und winkte Patzella hektisch weg. Schnell schob die Assistentin die Karre ins Gebüsch, ehe Mrs. Keenan sie richtig erkennen konnte. Elly warf einen Blick auf das Hauptgebäude. »Sie sollten vielleicht lieber nachsehen, ob mit Jonna alles in Ordnung ist. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Braut an ihrem Hochzeitstag ihre Mutter braucht.«

Besagte Mutter blickte finster und skeptisch drein. »Und kriegen Sie denn auch alles fertig bis in …«, sie schaute auf die Armbanduhr, »einer halben Stunde?«

Elly nickte und stellte damit weit mehr Zuversicht zur Schau, als sie tatsächlich empfand. »Es wird sensationell aussehen.«

Mrs. Keenan seufzte entnervt und machte sich auf den Weg ins Gebäude.

Ellys Knie unter ihr zitterten, und ein krampfendes Zucken ging ihr durch die gebräunten Arme. Dieses Scheiß-Kunstwerk wird nicht mehr lange aufrecht stehen.

Patzella reckte den Kopf um das Gebüsch herum.

»Los, mach schon!«, schrie Elly sie an. »Das fällt mir jeden Moment hin!«

Patzella schob die Karre übers Gras und kam in leichtem Joggingschritt auf sie zu. Klammheimlich dachte Elly, dass sie zwar nicht gerade glücklich war, diesen Klotz aus verdrehtem Metall stützen zu müssen – aber es war immerhin noch besser als zu laufen.

Patzella beäugte Ellys Gesicht. »Mann, du bist echt krebsrot. Kriegst du gleich einen Herzanfall?«

Elly stöhnte laut auf. »Wofür bezahle ich dich? Bring diese Dinger an! Sofort! Ehe ich das Teil...