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Perry Rhodan Neo 181: Der Mond ist nur der Anfang - Staffel: Die Allianz

Kai Hirdt

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2018

ISBN 9783845348810 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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3,49 EUR


 

2.


 

Perry Rhodan sah auf die Uhr: Er hatte nur siebzehn Minuten nach Desert Gardens gebraucht. Er hatte sich wohl nach der Debatte ein wenig an der Gleitersteuerung abreagiert. Nach wildem Flug stellte er sein Fahrzeug nun ganz gesittet ab, ließ die Stummelflügel einfahren und betrat das Café.

Pete Roofpitter wartete bereits. Der einst graue Schnurr- und Kinnbart des Polizisten war in den zurückliegenden Jahren fast weiß geworden. Eine Sonnenbrille verbarg seine Augen, dazu trug er eine blaue Baseballmütze. Die Sonne schien zwar, aber nicht so stark, dass eine solche Kostümierung nötig gewesen wäre.

»Ein unerwartetes Vergnügen.« Rhodan nahm Platz. »Haben wir Zeit für den Austausch von Höflichkeiten, oder brennt es, was auch immer es sein mag?«

»Es brennt«, erwiderte der Polizist trocken. »Die Vorläufe haben schon begonnen.«

Rhodan nickte weise. »Sie wissen, dass ich kein Wort verstehe, oder?«

Roofpitter nahm einen Schluck Espresso und wischte über seinen Schnäuzer. »Ich bin seit drei Jahren hier quasi der Sheriff in Desert Gardens. Ruhiger Job meistens. Der größte Ärger sind illegale Gleiterparcours-Rennen in ungenutzten Lagerhallen. Die Kids bauen sich eine schwer zu navigierende Strecke und rasen ohne Sicherheitsvorkehrungen hindurch. Große Party, laut, viele Drogen, illegale Wetten, häufig Unfälle. Nichts, was die Bürger eines feinen Vororts dulden wollen.«

Ein Kellner kam vorbei. Rhodan nutzte die Gelegenheit, ebenfalls einen Espresso zu bestellen, und wandte sich Roofpitter wieder zu. »Dafür tauscht man doch gern den Posten auf dem Einsatzschiff des Protektors ein. Wenn es Sie irgendwann juckt, zurückzukehren ...«

Roofpitter schüttelte den Kopf. »Ich bin zufrieden, auch ohne Fronteinsätze und hohe Politik. Deshalb bin ich ja so sauer gerade.«

Rhodan runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«

»GHOST bittet um Amtshilfe.«

»Wobei?« Nun war Rhodans Interesse erwacht. Die General Human Organization of Security and Trust, der Geheimdienst der Terranischen Union, hatte im stillen Kämmerlein schon manchen Plan ausgebrütet, mit dem Rhodan nicht einverstanden gewesen war.

»Im Moment läuft eins dieser Rennen«, gab Roofpitter Antwort. »Wir hätten es normalerweise ignoriert, weil wir zurzeit ehrlich gesagt anderes zu tun haben. Aber wir sollen bei den Finalläufen zuschlagen und alle Piloten und Organisatoren verhaften.«

Rhodan war verwirrt. »Wieso interessiert sich der Geheimdienst für Rennen von Vorstadtkids?«

Der Kellner stellte den Espresso ab. Roofpitter griff in einen Stoffbeutel, zog den Ausdruck eines Überwachungskamerabilds heraus und reichte ihn herüber. »Habe ich mich auch gefragt. Also habe ich ein bisschen recherchiert.«

Perry Rhodan nahm die Aufnahme und betrachtete sie. Er erschrak. Seine Hand krampfte sich zusammen. »Wer weiß davon?«

»Hab ich also doch nicht gesponnen«, murmelte Roofpitter. »Ich habe keine Ahnung, von wem bei GHOST diese Anfrage ursprünglich kam, und selbst wenn, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Was ich aber weiß, ist, dass meine Leute Journalisten mit Kameradrohnen bei der Halle gesehen haben. Die Medien haben also einen Tipp bekommen und warten darauf, dass sich bei unserem Einsatz etwas Spektakuläres tut.« Pete Roofpitter schob Rhodan das Säckchen zu, aus dem er das Bild gezogen hatte. »In zwanzig Minuten müssen wir den Laden ausheben. Das kann ich nicht aufhalten. Mein Tipp wäre: Gehen Sie vorher da rein und verhindern Sie, dass Ihre Söhne dieses Rennen mitfliegen.«

 

Als sich die Gleiterkanzel öffnete, sah es für Außenstehende aus, als springe ein junger Mann mit dunklem, hochfrisiertem Haar, zu engen Jeans und einer schwarzen Lederjacke, wie sie vor hundert Jahren modern gewesen war, daraus hervor. Das war das Aussehen, mit dem der Spiegelfeldgenerator aus Roofpitters Stofftasche Perry Rhodan tarnte. Eine gute Wahl, fand Rhodan. Der Rockabilly-Look war seit etwa einem Jahr wieder erstaunlich populär unter Terranias Jugendlichen.

Er rannte über den Platz zu der Halle, die Roofpitter ihm gewiesen hatte. Eine Ecke vom Eingang entfernt wartete er kurz, bis sein Atem sich beruhigt hatte. Der Transportbeutel sah in der Tarnung aus wie ein Rucksack, den er lässig über einer Schulter trug. Er richtete sich auf und stolzierte in selbstgefälliger Haltung auf die geschlossene Hallentür zu.

Ein bulliger, kalkweißer Türsteher mit verschwitzter Glatze sah ihn abschätzig an. »Hast du dich verlaufen?«

»Ich will wetten«, behauptete Rhodan.

»Die Rennen laufen schon«, kam als Einwand.

»Ich wette nur aufs Finale.«

Der Dicke lachte. »Den Einsatz kannst du dir nicht leisten.«

Rhodan griff in seine Tasche und zog ein Bündel Euroscheine hervor, das ebenfalls aus Roofpitters Wundertüte stammte. Rhodan hatte lange kein Bargeld mehr in der Hand gehabt. Aber für Geschäfte, die nicht nachverfolgt werden sollten, stand die Währung der EU nach wie vor hoch im Kurs, mittlerweile auf dem gesamten Territorium der Terranischen Union.

Der Türsteher nahm die Scheine und blätterte sie mit dem Daumen durch. Er hatte nun eine andere Miene aufgesetzt. Nicht mehr herablassend, sondern misstrauisch. »Wer bist du?«

»Das ganze Ding hier ist illegal«, erwiderte Rhodan. »Glaubst du, ich verrate meinen Namen?«

Der Mann nickte. »Okay.« Er gab das Bündel zurück. »Meine Leute behalten dich im Auge. Mach keinen Ärger.«

»Ich doch nicht!« Rhodan lächelte und steckte die Scheine wieder weg.

Hinter der Tür wartete ein düsterer, kühler Raum von der Größe einer Eishockeyhalle. Unbequeme Sitztribünen zogen sich an allen vier Wänden hoch. Der Bereich im Zentrum war vollgestellt mit großen Warencontainern und Rampen, chaotisch aneinandergelehnt. Das Ganze mutete an, als hätte ein Riese seine Bauklötze ausgekippt.

Dazwischen schossen kleine Zweipersonengleiter mit irrwitziger Geschwindigkeit durch einen schwer nachvollziehbaren Parcours. Rhodan, selbst beileibe kein besonders vorsichtiger Flieger, traute seinen Augen kaum. »Häufig Unfälle«, hatte Roofpitter gesagt. Das dürfte die Untertreibung des Jahres gewesen sein. Bei den halsbrecherischen Manövern grenzte es an ein Wunder, wenn auch nur ein einziger Pilot heil aus der Sache herauskam. Drei schrottreife Maschinen am Rand deuteten darauf hin, dass es bloß in zweiter Linie darauf ankam, schnell das Ziel zu erreichen. Am ehesten gewann man wohl, wenn alle Gegner aus dem Rennen geflogen waren – im wahrsten Sinne des Wortes.

Rhodan sah einen Gleiter aus einem schmalen Spalt zwischen zwei Hindernissen hervorschießen. Das Fahrzeug bog sofort rechts ab, und zwar so scharf, dass höchstens zwei Handbreit Platz zur Wand blieben. Rhodan wusste, was das bedeutete: Das Sicherungsprallfeld war abgeschaltet. Ohne diesen Schutz konnte man engere Kurven nehmen und ein paar Zehntelsekunden herausholen. Aber ohne diesen Schutz war man auch tot, wenn man mit etwas kollidierte.

Bis eben hatte er gedacht, er müsste Tom und Farouq aus dieser Sache herausholen, um die öffentliche Peinlichkeit einer Verhaftung zu vermeiden. Nun erkannte er, dass sein leiblicher und sein adoptierter Sohn nicht weniger als ihr Leben oder zumindest ihre Gesundheit gefährdeten. Wut und Sorge kochten in ihm hoch und verdrängten alle Gedanken an Debatten und Abstimmungen.

»Wo sind die Fahrer?«, fragte er einen hageren Mann, der definitiv nicht zum Vergnügen vor Ort war. Er war deutlich älter als das johlende Publikum und beobachtete das Rennen völlig desinteressiert.

Der andere sah ihn nur stumm an. Rhodan zog einen Hunderter aus dem Bündel und überreichte ihn. Der Mann verstaute den Geldschein und wies mit dem Daumen über die Schulter, eine schmale Auslassung zwischen den Tribünen entlang. Rhodan wollte diesem Pfad gerade folgen, da hörte er eine Kollision in seinem Rücken, das Kreischen von zwei Metallstücken, die mit großer Wucht aufeinandertrafen. Er wirbelte herum, und sein Herz setzte einen Schlag aus: Das war Toms Gleiter, schwarz mit rotem Flammenlack, der mit einem anderen kollidiert war! Beide Maschinen hatten sich ineinander verkeilt und rasten nun gemeinsam auf einen Stahlturm in der Mitte des Parcours zu. Wenn sie auftrafen ...

Toms Gleiter bremste abrupt ab, der andere gab weiter Schub. Durch die gegenläufigen Vektoren gerieten beide in eine wilde Kreiselbewegung. Immer noch flogen sie auf die Mittelsäule zu, wenngleich insgesamt langsamer. Sie kamen näher und näher ... Und dann traf der andere Gleiter dagegen. Toms Maschine riss sich los und flog, nun wieder völlig stabil, auf einen Landepunkt am Rand der Arena zu. Der andere Gleiter stürzte ab und blieb als Hindernis für das nächste Rennen liegen. Ordner in Flugmonturen bargen die beiden Piloten aus dem Wrack.

Toms schwarzer Flammenstolz setzte auf, und Tom und Farouq stiegen aus. Zu tosendem Applaus reckten sie die Fäuste in die Höhe.

Als seine Jungs in relativer Sicherheit waren, legte sich Perry Rhodans Sorge. Zurück blieb der Zorn.

 

Ein weiterer Hundert-Euro-Schein brachte ihn ins Innere des Pilotenlagers, kurz bevor Tom und Farouq breit grinsend als Sieger des letzten Vorrundenlaufs einzogen. Perry Rhodan sah auf die Uhr: Acht Minuten blieben ihm, um die beiden vor dem Polizeizugriff herauszuholen und ihnen eine Lektion zu erteilen. Er trat aus dem Schatten und stellte sich seinen Söhnen in den Weg.

»Was willst du denn?«, fragte Tom herablassend. Mit seinen siebzehn Jahren war Rhodans Sohn schon fast genauso groß wie sein Vater. Sein Haar war heller, und die grauen Iriden zeigten bei hellem Licht einen Rotstich, aber sonst war die...