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Perry Rhodan Neo 186: Aufstand der Goldenen - Staffel: Die Allianz

Susan Schwartz

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2018

ISBN 9783845348865 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

3,49 EUR


 

2.

Zuvor: Die letzte Jagd

 

»Nun hab dich nicht so, Julen!«, sagte Derio Uxue und stellte die Ausrüstung zusammen. »Komm einfach mit.«

»Vater, ich habe dir schon wiederholt gesagt, das geht nicht.«

»Bist du der Mastir oder nicht?«

»Eben! Ich bin das Oberhaupt der Regierung. Was, glaubst du, werden mir die Kariden und das Parlament erzählen, wenn ich einfach verkünde: Ich habe heute keine Lust aufs Regieren und nehme mir frei?«

»Du hörst es ja nicht, denn du bist mit mir auf der Jagd und erfreust dich an der Natur und einem herrlichen Imbiss mitten darin.« Derio hielt kurz inne und grinste breit. »Es ist ja nicht das erste Mal. Du tust gerade so, als hättest du dein Amt erst vor Kurzem angetreten.«

Julen Uxue verdrehte die Augen. Er war groß und schlank, überragte seinen Vater um fast einen Kopf. Derio war mehr in die Breite gewachsen, weil er dem Essen sehr zugetan war. Und er scherte sich nicht darum, seinen wissenschaftlichen Posten zu verlassen und spontan einen Ausflug zu unternehmen. Obwohl er der Chef der höchsten staatlichen Forschungsabteilung war und aktuell eigentlich sehr viel zu tun hatte.

»Wir haben unsere Verantwortung zu tragen«, versuchte Julen, auf seinen Vater einzuwirken.

»Und müssen neue Impulse sammeln. Sei nicht so zimperlich, komm endlich mit!«

Neue Impulse sammeln? Julens Misstrauen war geweckt. Das brach zugleich seinen Widerstand endgültig; er konnte sich gegen seinen Vater ohnehin nicht durchsetzen. Julen regierte seit hundertzwanzig Jahren fünf Milliarden Ranaarer in oberster Instanz mit klugem Verstand und fester Hand, ließ sich nichts vormachen und trat mit der gebotenen Autorität auf – kuschte jedoch immer noch vor seinem alten Herrn. »Also schön, für ein paar Stunden«, sagte er lahm. »Ich verschiebe die Termine auf den Nachmittag. Aber dann muss ich zurück sein.«

»Perfekt!« Derio belud den Jipper und schwang sich für sein Alter und Gewicht erstaunlich behände ins Innere. Er startete den Motor und fuhr an.

Julen konnte seinem Büro gerade noch Bescheid geben, während er hineinsprang. Seine Mitarbeiter nahmen es gelassen; wie Derio gesagt hatte, es war nicht das erste Mal. »Hast du denn an alles gedacht?«, fragte er seinen Vater. »Und was jagen wir überhaupt?«

»Ja, habe ich. Und völlig egal.«

Derio lenkte den Jipper in voller Fahrt über die große Ausfallstraße in die Wildnis hinaus. Er hatte den Grundbesitz am Rand der Hauptstadt Raaniu von seinem Großvater übernommen, der noch Farmer gewesen war, hatte ihn ausgebaut und erweitert und ein gut florierendes Gut daraus gemacht. Julen besaß dort sein eigenes Haus, in dem er nach seiner sechsten Scheidung momentan allein lebte. Nur ab und zu nächtigte er in der Stadt, wenn ihn die Regierungsgeschäfte dort festhielten und es sich nicht lohnte, nach Hause zu fahren. Oder wenn er vor seinem Vater flüchtete, der ihn zu sehr in Anspruch nehmen wollte.

Allerdings liebten beide die Jagd, wobei es ihnen hauptsächlich darum ging, in der Natur zu sein. Sie hatten zwar stets Waffen dabei, die kamen jedoch selten zum Einsatz.

Julen hatte sofort nach seinem Amtsantritt gegen alle Widerstände dafür gesorgt, dass sich kein Konzern im Umland ausbreitete. Die üppige Wildnis bei Raaniu sollte unangetastet bleiben – als Erholungsregion für alle Städter. Julen hatte im Zuge der fortschreitenden Entwicklung der Technik im Allgemeinen und der Raumfahrt im Speziellen vor hundert Jahren das Projekt Exploration ins Leben gerufen. Die Ranaarer hatten seither eine Menge Raumschiffe gebaut, mit denen stattdessen im System und außerhalb davon nach Rohstoffen geschürft wurde.

Seit einiger Zeit wurden in aller Eile noch größere Frachter gebaut. Dabei wurde vor allem Wert auf Robustheit gelegt.

 

Sie hatten die Hauptstraße bald hinter sich gebracht und polterten mit dem geländegängigen Jipper nun quer durchs Land. Einige Grasspringer, die sich gestört fühlten, hüpften mit empörtem Quieken davon, aber die meisten Tiere hoben nicht mal den Kopf. Nach einer Stunde hielt Derio an und schlug vor, sich erst mal ein Päuschen zu gönnen.

Julen hatte nichts dagegen, denn er hatte noch nichts zu sich genommen. Allein zu frühstücken, war immer noch nicht angenehm, weswegen er das zumeist im Präsidium nebenbei erledigte. Derio aktivierte den Picknickkorb, der aus dem Wagen schwebte, am bezeichneten Platz verharrte und sich dort nach und nach entfaltete. Diverse Leckereien und Getränke wurden auf dem Tisch präsentiert. Die beiden Männer setzten die stark verdunkelnden Brillen auf, machten es sich auf Schwebepolstern gemütlich und ließen es sich schmecken.

Die Landschaft um sie herum erglühte in Schattierungen roter Töne, das Gras war violett, viele Bäume hatten weiße Stämme und goldfarbene Blätter. Der Himmel zeigte sich wie fast jeden Tag in wolkenlosem, hellem Rot.

»Täusche ich mich, oder ist es schon wieder greller geworden?«, fragte Julen zwischen zwei Bissen und rückte die Brille zurecht. Bald würde er die nächste Verdunkelungsstufe benötigen. »Ranarot scheint mir schon wieder gewachsen zu sein.« Seine Blicke schweiften über den Himmel. »Ranaweiß ist inzwischen nicht mehr zu sehen.«

»Du täuschst dich nicht, Junge.« Derio nahm genüsslich einen Schluck Sommerrubinwein. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«

»Scheint mir auch so. Ich hatte vor, heute Nachmittag eine baldige Konferenz mit den Hauptkonzernen und den größeren Provinzregierungen anzuregen. Wir müssen handeln.«

Julen beobachtete eine sechsstrahlige Garrx, deren Haus mit langen Stacheln ausgestattet war und die erstaunlich schnell herankroch, eine breite Schleimspur hinterlassend. Das Gras darunter verdorrte augenblicklich. Jedes Insekt, das darin lebte und zu entkommen versuchte, wurde mit zwei hervorschnellenden Pseudopodien geschnappt und kurzerhand gefressen.

Die meisten Vertreter der Gattung waren nur handtellergroß, diese Garrx jedoch maß gut einen halben Meter in der Länge. »Die sind schon wieder gewachsen«, stellte Julen angeekelt fest und schwebte ein wenig höher.

In diesem Moment schoss aus dem Erdboden ein anderes Wesen hervor, mit starken, schweren Greifzangen und riesigen Mandibeln. Ungeachtet der mörderisch spitzen Stacheln griff das doppelt so große Insekt die Garrx an. Die Molluske wich jedoch aus, zog sich in ihr Haus zurück.

Julen war fassungslos. »So einen großen Sherk habe ich noch nie gesehen!«

Derio war schon dabei, Aufnahmen zu machen.

Der Sherk schleuderte seine Greifzangen immer wieder knallend gegen den Panzer der Garrx. Deren Stacheln wurden von der harten Schale der Greifzangen zerschmettert, die wie ein Trommelfeuer dagegenschlugen. Das gepanzerte Haus der Garrx zerbrach nicht, sondern kippte durch den Druck nur ein wenig zur Seite. Sofort schossen die Mandibeln des Sherk nach vorn, packten das weiche Fleisch des Opfers und fingen an, die Garrx aus dem Haus zu ziehen. Die Molluske wusste sich aber zu wehren, indem sie aus mehreren Drüsen ein Sekret versprühte, das feine Löcher in die Insektenpanzerung des Angreifers fraß.

Der Sherk ließ los und zog fauchend die verletzten Mandibeln zurück, setzte das Trommelfeuer gegen den Panzer der Beute jedoch fort. Gleichzeitig streckte er die Beine hoch und bog seinen fetten Unterleib unter dem Garxxgehäuse hindurch, krümmte sich immer stärker zusammen, bis es nicht mehr weiterging – und dann schoss ein Stachel daraus hervor, der sich in den weichen Molluskenleib bohrte.

Die Garrx wiederum antwortete mit einem ätzenden Sprühregen.

Am Ende des Kampfs erlagen beide Tiere, hoffnungslos ineinander verkeilt, ihren Verletzungen.

Julen bemerkte, dass sein Vater eifrig Notizen machte und die Aufnahme permanent mitlaufen ließ. »Aha, daher weht der Wind«, stellte er fest. »Hat sich was mit Jagd!«

»Nicht im ursprünglichen Sinn«, gab Derio zu. »Bevor ich dir einen langen, offiziellen Bericht schreibe und es öffentlich wird, solltest du dir das ansehen. Die Mutationen nehmen bei den niederen Tieren in der Geschwindigkeit und den Auswirkungen exponentiell zu. Meine zwanzigste Generation im Labor ist bloß halb so groß wie dieser Sherk hier. Ich schätze, in einer Woche sind es hier draußen schon weitere fünfzig Generationen, und dann reicht er dir ans Knie. Und die Garrx wird gelernt haben, ihre Stacheln zu schleudern.«

Julen verging der Appetit. »Ich muss zurück«, murmelte er.

»Das ist noch nicht alles, Sohn«, sagte Derio. »Und es macht mir Angst.« Er wies zum Himmel, an dem einige Vögel unterwegs waren. »Lass uns schnell abbauen und in den Jipper zurück. Ich schließe das Dach.«

»Aber das sind doch nur Vögel.«

»Du solltest besser auf meinen Rat hören.«

Julen folgte seinem Vater in den Wagen, der sich kurz darauf hermetisch abriegelte. »Aber was ...«

»Still! Beobachte einfach.«

Derio startete den Jipper und fuhr weiter, tiefer ins Land hinein.

»Wohin fahren wir denn?«, hakte Julen zusehends ungehaltener nach. Mehr und mehr hatte er das Gefühl, dass sein Vater ihm etwas vorführen wollte, was er zunächst als harmlosen Jagdausflug getarnt hatte. Nicht unter Laborbedingungen oder in einer ermüdenden Konferenz mit vielen gescheiten Wissenschaftlern, die gescheite Reden schwangen.

Statt einer Antwort deutete der alte Wissenschaftler durch die Scheibe nach oben.

»Ein Vogelschwarm, ja und?«

Weiteres wortloses Deuten seitens Derio. In einer Senke vor ihnen grasten Hereduli, friedliche Pflanzenfresser. Deren Lebenszyklus verlief wie bei den meisten höher entwickelten Tieren so...