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Perry Rhodan Neo 187: Schwarzschild-Flut - Staffel: Die Allianz

Ruben Wickenhäuser

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2018

ISBN 9783845348872 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

3,49 EUR


 

Prolog

Der Bündler

 

»Die Flotte gibt Klarmeldung für Verschlusszustand. Alle Schiffe bereit für Bündlertransit. Alle internen Systeme bereit für Bündlerdurchgang. Kommandowalze bereit für Bündlertransit.«

»Gut.«

Wie ein Berg stand Grek-1 Khroonas vor der Taktikdarstellung im Holodom. Er trug die Verantwortung für die Angriffsflotte Phosphorrot, achttausend Maahkwalzen neuester Bauart. Phosphorrot war für Vernichtungsschläge durch gestaffelte Verteidigungsringe hindurch ausgelegt. Wenn die Vorhut den Feind studiert und die Hammergruppen dessen mobile Einheiten geschwächt hatten, kam Phosphorrot ins Spiel. Ihre Spezialität war, in Asteroidengürteln verankerte, engmaschige Abwehrsysteme des Gegners auszuschalten, in ihren Orbits hängende Festungsmonde zu knacken und schließlich die Schirme der planetaren Verteidigung zu durchschlagen.

Die Verschiedenartigkeit der Begleitschiffe spiegelte die Herausforderungen wider, denen Khroonas sich bereits ausgesetzt gesehen hatte. Seine Flotte umfasste vor Strahlenkanonen starrende, kleine Kreuzer mit jeweils nur geringer Stärke, aber insgesamt umso effektiverer Wirkung auf Abwehrschirme; segmentierbare Rammwalzen, die sich innerhalb von Augenblicken in ein Dutzend flacher Scheiben trennen ließen und mit enormer Reaktionsmasse an Bord auf stationäre Ziele niederstürzten; scheinbar träge dahintrottende Lafetten, deren wenige Geschütze eine Zerstörungskraft in ihre gebündelte Energielanze legen konnten, die von keinem anderen Maahkschiff erreicht wurde. Dazu Hunderte von bauchigen 200-Meter-Raumern, die Schwärme von Invasionsfähren auf einen schutzlosen Planeten entlassen konnten, damit die darin transportierten Maahks ihn zu Ehren der Neunväter von Oxyds säuberten.

Obwohl ein Großteil der Kriegsflotte Phosphorrot erst kürzlich von den Werften ausgespien worden war, hatte sie bereits ebenso riskante wie erfolgreiche Einsätze hinter sich. Khroonas' 2000-Meter-Kommandowalze trug die Bedeutung WELTENZERSTÖRER zu Recht in ihrem Namen.

Khroonas fühlte den Stolz des erfolgreichen Heerführers auf sein bedingungslos loyales Heer. Vielleicht lag es an diesem Stolz, dass seine Schuppen wie von gefrorenem Methan überzogen glänzten und nicht stumpf waren wie die vieler seiner Leute. Die Schiffsatmosphäre, die im Unterschied zum Heimatplaneten Maahkaura stets stillstand und daher den natürlichen Abrieb der Schuppenhaut vermissen ließ, machte ihm nichts aus.

Vielleicht liegt es auch am Feuer, das ich ständig in mir spüre, dachte Khroonas. Es ist, als tobe der Permazorn ohne Unterlass in meinem Innern, einzig zurückgehalten von einer hauchdünnen Trennhaut. Es ist großartig.

Khroonas stieß ein Brüllen aus, das durch die Kommandozentrale der Maahkwalze rollte wie ein Blitzgewitterschlag auf Maahkaura. Seine Untergebenen reagierten mit einem bestätigenden Heulen. Sie kannten ihren Grek-1, und sie liebten ihn.

Ich bin der Schlachtenlenker und Richter. Ich bin der, der die Oxyds aus ihren schwersten Festungen treibt und jedem Maahk das zuteil werden lässt, was er verdient. Ich bin der Hammer auf dem Amboss der Neunväter. Ich bin Khroonas!

Khroonas sog tief den Wasserstoff durch die Bronchialkanäle. Ein neues Ziel lag vor ihnen. Oxyds, die von den Vorauseinheiten bereits weichgeklopft worden waren. Die Feinde nahmen vermutlich an, dass sie die Schlacht gegen die Maahks gerade noch einmal gewonnen hatten. Sie ahnten nicht, dass nur noch Stunden sie von der absoluten Vernichtung trennten.

Vor ihm gähnte der schwarzblaue und vor allem bodenlose Schlund des Bündlers. Das Abstrahlfeld schimmerte dunkelrot auf und gewann rasch an Farbkraft. Der gewaltige Trichter hatte die Kodes akzeptiert und den Transfer freigegeben.

Durch das rückwärtige Kommunikationsholo schenkte Khroonas dem Stellvertretenden Flottenkommandanten Arghraak einen raschen Blick. Arghraak folgte dem Führungsschiff auf der BROOMAS. Er wäre anderen vielleicht merkwürdig, entrückt oder gar schwächlich vorgekommen, wie Arghraak inmitten von Kontrollkonsolen in gelbgrünes Licht getaucht in seiner vom Holodom überwölbten Zentrale stand und geradezu andächtig den Ablauf beobachtete. Zumal er nicht etwa einen Zweitausender als Kommandoschiff gewählt hatte, sondern nur eine achthundert Meter lange und zweihundert Meter durchmessende Walze.

»Ein Maßverhältnis von vier zu zwei«, hatte Arghraak gegenüber Khroonas einmal geschwärmt. »Perfekte Harmonie. Das ist mein Schiff.«

Khroonas wusste jedoch, dass sein Stellvertreter weder weltfremd noch schwächlich war. Wenn es jemanden gab, auf den Khroonas sich verlassen konnte, war es Arghraak. Es mochten genau diese Momente der scheinbaren Entrückung sein, die seinem Stellvertreter die Fähigkeit verliehen, auch den schwierigsten Anforderungen zu genügen – ja, die Erwartungen sogar zu übertreffen.

Khroonas war stolz auf seine Flotte. Und er barst schier vor Tatendrang. Das Ziel lag vor ihnen.

Er hämmerte auf den Bündlerimpulsgeber. Sämtliche Kampfschiffe der Maahkflotte Phosphorrot gaben Vollschub.

 

Das Transmissionsfeld erstrahlte inzwischen in tiefem Rot. Arghraak schaltete das dreidimensional wiedergegebene Bild des Bündlers auf seine Station. Dazu aktivierte er die lokalen Bläser, die dafür sorgten, dass ein Miniorkan aus Wasserstoff seine Schuppen umfegte, fast wie in der wilden Atmosphäre des Heimatplaneten Maahkaura.

Die Augenblicke vor dem Bündlertransit hatten für ihn stets etwas Erhebendes. Das Zusammenspiel der zunehmend hektischer blinkenden, dunkelblauen Kontrolllampen, das plötzliche Abdunkeln im Kommandodom, das damit einhergehende Hochfahren der Triebwerke auf Volllast, der Reigen der rasch wechselnden holografischen Darstellungen, die raschen Kontrollblicke und geraunten Abfragen der Kommandobesatzung, das Ganze untermalt vom Wachsen des Abstrahlfelds: All das berührte etwas in dem Stellvertretenden Flottenkommandant, was sonst tief in seiner Seele verborgen schlummerte.

Für kostbare Augenblicke fühlte er sich eins mit ... ja, mit dem Universum. Ein Gefühl, das außerordentlich unlogisch und von erschütternder logischer Klarheit zugleich war.

»Durchtritt beginnt«, bestätigte er dem Flottenkommandanten per Funk.

 

Khroonas erwartete den Transmitterdurchgang wie ein Maahk, der ein Weibchen mit voller Geschwindigkeit auf sich zurasen sieht. Vielleicht kooperieren Arghraak und ich deswegen so gut. Weil wir beide diese Dinge wie kein anderer wahrnehmen können. Jeder von uns auf seine eigene Art. Vielleicht ...

Ein Schlag erschütterte die Maahkwalze. Der WELTENZERSTÖRER bockte und schüttelte sich. Alarmpfeifen erschollen, die gelben Blitze der Katastrophenwarnung erhellten die Zentrale.

»Status!«, brüllte Khroonas. Seine langen Gliedmaßen pflügten sich durch die Holokontrollen. Diese flackerten auf, stabilisierten sich, flackerten erneut. Die Bildübertragung zu Arghraak begann, sich in sich zu verdrehen. Sein Stellvertreter hatte offensichtlich mit ähnlichen Störungen auf seinem Raumschiff zu kämpfen.

Hinter Khroonas war der Grek-2 nicht weniger hektisch damit beschäftigt, sich über die Situation zu informieren. Seine Arme peitschten in einer Geschwindigkeit umher, dass sie nur mehr als wirbelnde Schemen zu erkennen waren.

»Ausfall der Fusionsreaktoren drei, fünf, sechs«, »Energieverteilung unstet«, »Kontrollverlust Atmosphäre«, trafen die Schadensmeldungen ein.

»Ich will nicht wissen, was beschädigt ist – ich will wissen, was passiert ist!«, forderte Khroonas lautstark. Gleich darauf verzerrte sich die Umgebung – als wäre sie selbst ein gestörtes Hologramm. Das vorherrschende Graublau des Kontrolldoms wurde von roten Schlieren durchzogen.

Als führe das Transmitterfeld des Bündlers hier mitten durch den Raum!, schoss es Khroonas durch den Kopf. Und dann ... verschob sich der hintere Teil des Kommandodoms. Obwohl es sich nur um ein winziges Stück handelte, sah es Khroonas in erschreckender Deutlichkeit.

Es gab keine Funken, kein Kreischen der überlasteten Struktur des Schiffs. Wie bei einer optischen Täuschung hatte sich der hintere Teil der Zentrale gegenüber dem vorderen um vielleicht einen Maahkfinger breit verzogen, wand sich und flimmerte. Dort, wo er nun in den vorderen Teil hineinragte, konnte Khroonas einen Spalt zum Innern hinter der Verkleidung sehen: als habe ein unsichtbares Messer den hinteren Teil von dem vorderen getrennt und ein Stück verschoben.

Dann schwebte vor Khroonas flachem Gesicht plötzlich ein einzelner Speicherkristall wie ein schwefelgelber Glutpunkt in der Luft. Von nichts gehalten, bewegungslos. Etwas, was völlig unmöglich war.

Lautes Krachen und das schriller werdende Heulen der Alarmpfeifen bewiesen ihm, dass es sich bei den Verschiebungen keineswegs nur um optische Täuschungen handelte.

Khroonas sah Arghraak weiterhin durch die Holoübertragung. Sein Stellvertreter öffnete den breiten Mund und rief etwas zu Khroonas herüber, aber kein Laut drang durch. Erst mit erheblicher Verspätung erreichten ihn Arghraaks Worte: »Funktionsfehler im Bündler! Starke Hyperfluktuationen!«

Khroonas erwachte wie aus einer Starre. Hastig brüllte er Befehle. »Alle Einheiten, Anflug abbrechen! Notsignal absetzen!«

Wieder veränderte sich die Umgebung. Das hektische Blinken der Warnlampen wurde mit einem Mal langsamer, träger, jede Bewegung schien wie durch zähen Brei zu erfolgen.

»2000«, las Khroonas von einer Anzeige ab. Zweitausend Einheiten hatten bereits das Abstrahlfeld durchflogen. Immerhin funktionierte...