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Rocker reizt man nicht

Clare Connelly

 

Verlag MIRA Taschenbuch, 2018

ISBN 9783955769536 , 240 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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3,99 EUR


 

1. KAPITEL

„Komm schon! Das ist die perfekte Gelegenheit, um über Jeremy hinwegzukommen.“

Ich sehe meine Freundin und Mitbewohnerin Eliza entnervt an, aber die Scham ist sofort wieder da, wie immer, wenn sein Name fällt. „Ich bin über ihn hinweg.“

„Wenn das so wäre, hättest du die letzten acht Monate nicht rumgejammert!“

„Ich jammere nicht“, leugne ich und wende mich flehend an Cassie, meine andere Mitbewohnerin.

„Mir ist klar, wieso du denkst, ich würde dich unterstützen, aber mal im Ernst, Ally, du musst da einfach hingehen.“

Mir zieht sich der Magen zusammen. Mein Blick geht zu dem Mann an der Bar.

Ethan ‚Rock Star‘ Ash. Im wahren Leben noch viel heißer als in meiner Vorstellung.

Ich schüttele den Kopf. „Auf keinen Fall. Ich werde kein Wort mit ihm sprechen.“

„Warum nicht?“ Cassie blickt über die Schulter nach hinten, und als sie sich wieder zu uns dreht, sind ihre Wangen gerötet.

„Darum nicht.“ Mein Blick sagt den beiden deutlich, dass sie jetzt lieber nicht mehr widersprechen sollen. „Also, können wir jetzt bitte über etwas anderes reden?“

Ich nehme einen Schluck von meinem Drink, schlage die Beine übereinander und vermeide jeden weiteren Blick zur Bar. „Was gibt’s Neues?“

Ich höre mir an, was sie zu erzählen haben, aber meine Gedanken schweifen bald ab. Ich bin erleichtert, dass sie die Sache mit dem super heißen Rockgott nicht mehr erwähnen. Zumindest vorerst …

„Wir brauchen neue Drinks. Du bist dran, Ally.“

Ich blinzele, als Eliza mich aus meinen Gedanken reißt und mir ihr Glas reicht. Ich runzele die Stirn. „Wird man hier nicht am Tisch bedient?“

„Nein. Freitags nicht.“

Ich verziehe das Gesicht. „Kann mir noch mal jemand sagen, wieso wir ausgerechnet hierhergekommen sind?“

Cassie deutet zu dem Schild an der Wand, und ich brauche gar nicht hinzusehen, um zu wissen, was draufsteht: Happy Hour – von 9 bis 9!

Als Einzige in unserem Trio, die sich Drinks zum vollen Preis in einer anständigen Bar mit professionellen Kellnern leisten kann, verkneife ich es mir, mich zu beschweren. Außerdem ist dieser Laden anscheinend gut genug für Ethan Ash. Allerdings stellt sich die Frage: Was tut er hier?

Er ist allein, schon seit ich vor einer Stunde hergekommen bin. Ist er verabredet? Wurde er versetzt? Das ergibt keinen Sinn. Wer würde ihn versetzen?

Ich habe mir schon zwei Cocktails gegönnt, deshalb ist mein Hüftschwung durch Alkohol gelockert, als ich Drinks holen gehe. Aber ich bin jetzt immun gegen große, dunkelhaarige, gut aussehende Männer. Von denen bin ich durch Jeremy für alle Zeit geheilt. Deshalb gehe ich – in einem großen Bogen, sozusagen in einer anderen Umlaufbahn – an ihm vorbei an die Bar und stütze mich mit den Ellbogen auf den Tresen. Ich bin so weit von ihm weg, dass ich quasi schon in der Küche stehe.

Obwohl mehr als sieben Leute hinter der Bar arbeiten, muss ich ein paar Minuten warten. Aber Geduld ist eine Tugend, deshalb rege ich mich nicht auf. Stattdessen ziehe ich mein Handy aus der Tasche, schaue kurz auf Instagram nach und checke meine E-Mails. Dabei summe ich zum Song, der gerade läuft, ohne es zu merken. Erst als die Stimme des Sängers mir plötzlich ganz nah erscheint und mich mit seltsam perfekter Surround-Qualität einhüllt, blicke ich hoch und sehe, dass er direkt neben mir steht.

Er.

Er mit dem dichten braunen Haar und den meergrünen Augen. Mit der gebräunten Haut und dem unglaublichen Sixpack. Mit der zerrissenen Jeans und dem weiten grauen T-Shirt. Zerzauster Designer-Look. Und sein Duft! Himmlisch.

Mein Körper ist von dem Gesamtpaket so begeistert, dass sich mir der Magen zusammenzieht. Meine Knie fangen zu zittern an, als hätten sie den geheimen Plan, mich noch dichter zu ihm zu bringen.

Nur mein Gesicht folgt noch den Anweisungen meines Gehirns. Entschlossene, unbeeindruckte Miene. Ein Glück.

Ein Lächeln umspielt seine Lippen, während er weiter leise zu dem Popsong vor sich hinsingt. Diese Stimme! Wahnsinn. Innerlich flehe ich darum, dass er nicht mehr aufhört.

„Wie läuft’s?“

Das ist so das absolute Gegenteil von dem, was ich von ihm erwartet hätte. Mein Blick geht zu seinen stoppeligen Wangen. Ich muss leise lachen. „Wie läuft was?“

Sein Lächeln ist einfach entwaffnend, und das weiß er offensichtlich. Natürlich weiß er es. Sein Akzent ist ziemlich ausgeprägt. Ein breites Britisch, das eher nach Midlands klingt als nach Eton. Einfach nur sexy.

„Das Leben. Das Universum. Dein Platz darin.“

„Aha. Astrophysik, ja? Bist du ein Fan von Neil deGrasse Tyson? Dann setz dich doch zu ihm ins Wohnzimmer und diskutier das direkt mit ihm.“

„Soll ich ihn anrufen? Sehen, ob er Zeit hat?“

Ich verdrehe die Augen. „Klar doch. Du hast ihn sicher als Kurzwahl gespeichert.“

Er zieht sein Handy aus der Tasche. Für mich sieht es wie ein iPhone aus, aber es scheint vergoldet zu sein. Als er meinen Blick bemerkt, wirkt er fast verlegen. „Ich bekomme die einfach so geschenkt“, erklärt er.

In dem Moment taucht zum Glück einer der Barkeeper auf. „Was darf’s sein?“

„Ein Wodka Gimlet, ein Gin Tonic und ein Prosecco“, sage ich rasch.

Der Mann nickt und geht wieder. Während die Drinks gemixt werden, singt Ethan neben mir mit seiner sanften Karamellstimme weiter leise zu dem Song mit.

„Siehst du?“

Ethan holt mich in die Wirklichkeit zurück. Er hält sein Handy hoch, auf dessen Display ich das Bild des bekanntesten Astrophysikers der Welt sehe.

„Du kennst ihn tatsächlich?“

„Sicher. Vor einem Jahr waren wir zusammen bei einer Charity. Ein sehr netter Kerl.“

Ich ziehe eine Braue hoch. Stehe ich wirklich hier in SoHo und rede mit einem echten Superstar über einen weltberühmten Wissenschaftler? „Ich bin beeindruckt.“

„Ich doch auch. Du bist die erste Frau, die ich in einer Bar treffe, die sich mir gegenüber als Wissenschaftsnerd outet.“

„Willst du damit sagen, ich sei ein Nerd, nur weil ich den bekanntesten Astrophysiker unserer Zeit kenne? Kennt den nicht fast jeder?“

Er zuckt mit den Schultern. „Soweit ich weiß, nicht.“

„Aha, dann ist dein Wissen vielleicht … begrenzt.“

Der Barkeeper kommt mit meinen Drinks zurück, und noch bevor ich ihm meine Kreditkarte reichen kann, schiebt Ethan ‚Heißer als alle anderen‘ Ash ihm seine Karte über den Tresen zu.

„Kann sein.“

Er sieht mir in die Augen, und in meinem Bauch flattern die Schmetterlinge. Es fühlt sich an, als sei ich gerade mit Vollgas über eine Klippe gefahren. Ich befinde mich in freiem Fall.

„Nehmen Sie bitte nicht seine Karte“, sage ich. Meine Stimme klingt kratzig. Ich muss mich zwingen, den Blick zum Kellner hinter dem Tresen zu wenden. „Diese Runde geht auf mich.“

„Du kannst die nächste Runde übernehmen.“ Ethans Tonfall duldet keinen Widerspruch, und der Barkeeper zieht seine Karte durch das Gerät.

„Die nächste Runde?“ Fragend sehe ich ihn an. „Und das heißt …?“

Er beugt sich zu mir. Er riecht einfach fantastisch. Nach Salz und Sand und Sonnenschein. Alles miteinander vermischt.

„Das heißt, dass diese Drinks auf mich gehen.“

Er zieht sich gerade so weit zurück, dass er mich anlächeln kann. Sein Blick trifft meinen, seine grünen Augen sehen in meine blauen. Was für einen Kampf wir hier auch immer ausfechten, ich verliere ihn.

Langsam hebt er die Hand und streicht mir leicht über den Handrücken. Es dauert nur eine Sekunde, aber das reicht. Hitze schießt durch meinen Arm bis in die Fingerspitzen und durch meinen ganzen Körper. Es ist mir peinlich, dass meine Nippel sich aufrichten.

Er bemerkt es, und ich spüre, wie ich rot werde.

„Es war schön, dich kennenzulernen …“

Sein Satz schwebt in der Luft, aber ich bin durcheinander. Merkwürdig, wie mein Körper da eben reagiert hat. Völlig unerwartet.

„Finde ich auch.“ Ich nenne ihm ganz absichtlich keinen Namen, obwohl er mich so ansieht, als wolle er ihn wissen. Mit Namen fangen auch die Probleme an.

Ich bin über Jeremy hinweg. Definitiv.

Sollte ich den jemals wiedersehen, könnte es allerdings trotzdem leicht damit enden, dass ich im Gefängnis lande.

Die Gespenster der Vergangenheit werde ich so schnell nicht loswerden. Was ich durch ihn geworden bin! Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich im Spiegel zum letzten Mal die Frau erblickt habe, zu der er mich gemacht hat. Wie sehr ich sie verabscheut habe!

Ich kämpfe gegen ein Zittern an. Diese Frau bin ich nicht mehr. Aber es hat acht lange Monate gedauert, bis ich mich aus dieser Grube herausgekämpft habe. Ein Name wäre ein erster Schritt, um es zu vergessen.

Aber: keine Namen.

Ich hebe die drei Drinks vom Tresen und lächele Ethan ein letztes Mal zu, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Dann bahne ich mir meinen Weg zurück an den Tisch.

Meine Freundinnen sehen mich groß an. Eliza lächelt wissend, Cassie staunt nur.

„Du hast mit ihm geredet?“ Cassie kann es offensichtlich nicht fassen.

„Er hat mit mir geredet.“ Ich schiebe ihnen die Drinks über den Tisch zu und blicke schuldbewusst zurück zur Bar. Er spricht schon mit jemand anderem. Einem Mann. Ist das...