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Perry Rhodan 3009: Clan der Saboteure - Perry Rhodan-Zyklus 'Mythos'

Leo Lukas

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2019

ISBN 9783845360096 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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1,99 EUR


 

1.

Bericht Atlan: Schichten im Schacht

18. September 2045 NGZ

 

Die RAS TSCHUBAI senkte sich hinab in tiefste Dunkelheit.

Nicht einmal die mächtigen, lasergestützten Scheinwerferbatterien des gigantischen, drei Kilometer durchmessenden Raumschiffs vermochten die volle Ausdehnung der Schlucht zu erfassen.

Selbstverständlich wäre es möglich, meldete sich ungefragt mein Logiksektor, die Intensität und Streubreite noch um einiges zu steigern. Die Bordmaschinisten könnten zusätzliche Energien bereitstellen. Aber ob wir uns damit beliebt machen würden?

Da ich die Skepsis des Extrasinns teilte, verzichtete ich auf eine entsprechende Anweisung. Unsere Situation war kritisch genug.

Die Bewohner der »Eisernen Welt« durch übermäßige Neugier zu provozieren, wäre töricht gewesen. Schließlich wussten wir nach wie vor nicht, wie die Posbis von Culsu zu uns standen und wie sie letztlich auf unsere Anwesenheit reagieren würden. Erst nach vielen Mühen hatten sie den Einflug gestattet.

Eines der Großholos beim COMMAND-Podest flammte auf. Es zeigte, wie sich über der RAS TSCHUBAI die Polschale wieder schloss.

»Klappe zu«, piepste Gucky leise. »Affe tot?«

Der Ilt stand neben mir, nervös auf den Zehenspitzen wippend. Auch ihn hielt es längst nicht mehr im schweren, variablen Kontursessel der Expeditionsleitung.

Uns allen war klar, dass wir, sofern wir gerade sehenden Auges in eine Falle geflogen waren. gröbste Schwierigkeiten haben würden, wieder heil herauszukommen.

Sichu Dorksteiger hatte die Auffassung vertreten, es müsste sich, wenn überhaupt, um eine extrem aufwendig gestaltete Falle handeln. Meinem Gegenargument, dass ich, stünde ich auf der anderen Seite, ohne zu zögern einigen Aufwand betreiben würde, um die RAS TSCHUBAI festzusetzen, hatte sie freilich nicht widersprochen.

So oder so, uns blieb keine andere Wahl.

Um Sichu, Gucky, diverse andere Mitglieder der Führungscrew und nicht zuletzt meinen Logiksektor zu beruhigen, hatte ich drei MARS-Kreuzer mit voller Besatzung bestücken und als Notfallreserve ausschleusen lassen, ehe wir den Sinkflug ins Ungewisse antraten. Somit verblieben die restlichen beiden Fünfhundert-Meter-Großbeiboote bis auf Weiteres unbemannt in ihren Dockbuchten. Das war einer der vielen Vorteile, den ein Trägerraumschiff bot – die jederzeitige Verfügbarkeit einer kleinen, schlagkräftigen Flotte, sofern die Besatzungsstärke es hergab.

Damit mussten wir leben. Perry Rhodan hatte allen damaligen Mannschaftsmitgliedern freigestellt, von Bord zu gehen, bevor sich die RAS TSCHUBAI in einen Flug mit zweifelhaftem Ausgang stürzte.

Ob diejenigen, die das Angebot angenommen haben, glücklicher geworden sind, versetzte mein Lästersinn, wird sich noch zeigen. Momentan spricht nicht sonderlich viel dafür.

Abgesehen davon, entgegnete ich nun doch in Gedanken, dass sie das, was später über sie hereingebrochen ist, wenigstens im Kreise ihrer Familienangehörigen und Freunde erlebten und erduldeten.

Ausnahmsweise enthielt sich der Logiksektor eines weiteren Kommentars. Meine innere Zweitstimme war nicht schlauer als ich oder sonst jemand an Bord. Wir alle wussten, dass wir noch viel zu wenige Informationen gesammelt hatten, um die galaktische Gesamtsituation auch nur in den Grundzügen einschätzen zu können.

Als etwa achtzehntausend Stammbesatzungsmitglieder der RAS TSCHUBAI sowie die allermeisten der ursprünglich fünfzigtausend Posbis von Bord gegangen waren, schrieb man den 25. August 1552 NGZ. Für uns war seither subjektiv ziemlich genau ein Monat verstrichen – für die Bewohner der Milchstraße hingegen fast ein halbes Jahrtausend!

Exakt sind es vierhundertdreiundneunzig Jahre, korrigierte unweigerlich der Extrasinn. Die wir übersprungen, weil wir sie während oder nach dem Durchgang durch das Chaotemporale Gezeitenfeld in Suspension verbracht haben.

Von den achtzehntausend Kameraden, mit denen wir gefühlt noch vor wenigen Wochen zusammen die Mannschaftssektionen bewohnt und zum Teil Seite an Seite gearbeitet hatten, lebte wohl längst niemand mehr. Und wir, die Hinterbliebenen und mit großer Verspätung Heimgekehrten, waren nun Fremde in der eigenen Galaxis.

 

*

 

Tiefer und tiefer schwebte die RAS TSCHUBAI, getragen von den Gravotron-Feldtriebwerken, die zum Glück klaglos funktionierten.

An den Wänden der ungeheuren, viele Hundert Kilometer langen Schneise veränderten sich Schicht um Schicht die metallisch-mechanischen Strukturen. Schlaglichtartig entrissen die Scheinwerferkegel riesenhafte Maschinenanlagen der Dunkelheit. Vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit, oder überhaupt ...

Narr, vergiss nicht, tadelte mein Logiksektor, dass auch subplanetare Bereiche von Posbi-Planeten erhellt sein können!

Er hatte recht. Andererseits schienen zumindest jene mächtigen Aggregate, die während unseres langsamen Absinkens zum Vorschein kamen, gewöhnlich in völliger Finsternis zu arbeiten.

Ich blickte auf die Holoanzeigen. Mittlerweile befanden wir uns bereits mehr als zwölf Kilometer unter der Oberfläche.

Erste Hochrechnungen der Ortungsabteilung wurden ebenfalls eingeblendet, als schematische Darstellungen. Sie füllten größtenteils die Lücken in der normaloptischen Erfassung, erbrachten jedoch nichts wesentlich Neues.

Wie wir wussten, beherbergten die zahlreichen, bis zu dreißig Kilometer tiefen Schluchten, die den gesamten Dunkelplaneten netzwerkartig überzogen, immens leistungsfähige Werftanlagen. In ihnen konnten einzelne Bestandteile für Fragmentraumer geschmiedet werden, oder quasi auf einmal ganze Posbischiffe mit der typischen Kantenlänge von zwei bis drei Kilometern entstehen.

Seit einer Zeitspanne, die niemand an Bord der RAS TSCHUBAI abzuschätzen vermochte ... Denn Culsu war uralt. Wie lange die Eiserne Welt schon positronisch-biologische Roboter und deren schlagkräftige Raumschiffe produzierte, entzog sich unserer Kenntnis.

Selbst vor den Verbündeten des Galaktikums waren Culsus Existenz und Position lange geheim gehalten worden, obwohl dort mehrere Bauteile für die RAS TSCHUBAI gefertigt worden waren. Und selbst unser schiffseigener Hauptrechner, die Semitronik ANANSI, die von dort stammte, durfte die Koordinaten mit nichts und niemandem teilen.

Als eine der Werftwelten der RAS war Culsu unser logischer Anlaufpunkt, um die erheblichen Schäden an unserem Schiff – vor allem an den Offensiv- und Defensivsystemen – beheben zu lassen. Allerdings hatten die in ANANSI verankerten Koordinaten nicht mehr gestimmt.

Wie wir nach einigem Hin und Her herausfanden, war Culsu um zwei Lichtjahre versetzt worden. Warum, von wem und auf welche Weise, zählte zu den Rätseln, die wir an diesem Ort zu ergründen hofften.

Der sonnenlos in der südlichen Westside der Milchstraße treibende Werftplanet der Posbis durchmaß 13.304 Kilometer. Sein Eisenkern nahm 82 Prozent des Radius ein. Den Aufzeichnungen zufolge, betrug die Schwerkraft 1,3 Gravos.

Aber was ist sicher? Worauf können wir uns verlassen, nach allem, was in fast fünf Jahrhunderten geschehen ist?, mahnte mein Logiksektor.

Ich konzentrierte mich auf die Gegenwart, auf das unmittelbar Naheliegende.

Die rechnerisch extrapolierten, unaufhörlich aktualisierten Holos zeigten immer deutlicher, dass der Schacht, in den die RAS TSCHUBAI mit stark gedrosselten Unterlichttriebwerken tauchte, zwar vor energetischen Emissionen nur so rauschte. Aber er war weitgehend leer und daher gut geeignet, unser Schiff aufzunehmen.

 

*

 

»Fremdeinwirkung!«, meldete Major Briony Legh, die Erste Pilotin, mit unaufgeregter Stimme.

»Nichts Ernstes, hoffe ich.«

»Nein, Missionsleiter. Traktorstrahlen tasten nach der RAS. Die Prognose ergibt, dass sie uns zu einem Ankerplatz ziehen wollen, um uns dort mittels eines Antigravfelds zu fixieren.«

»Trotzdem fragen wir sicherheitshalber nach«, ordnete ich an. »Funkabteilung, könnt ihr Kontakt herstellen?«

»Nicht mehr nötig«, sagte Oberstleutnant Lit Olwar, der Ortungschef. »Soeben geht ein unverschlüsselter Normalfunkanruf ein.«

»Aufs Hauptholo!«

Der Globus im halbelliptisch angelegten, je vierzig Meter langen und breiten sowie fünfzehn Meter hohen Nervenzentrum der RAS TSCHUBAI zeigte das Brustbild einer humanoiden Gestalt. Ihr kantiger Schädel bestand aus glatten Verbundstoffen, die in verschiedenen Abstufungen von Anthrazitgrau glänzten.

»Seid gegrüßt! Nennt mich Skedio-zwei«, sagte der Posbi mit einer Baritonstimme, zu wohlmoduliert, um natürlichen Ursprungs zu sein.

Seinen Kopf dominierte ein einzelnes, handtellergroßes, diamantförmiges, intensiv marineblau leuchtendes Auge. Der Oberkörper wirkte leicht asymmetrisch. Er war in eine Art Poncho gehüllt, der aus einem Gespinst feiner und feinster Ärmchen und Fingerchen zu bestehen schien.

»Mein Name ist Atlan da Gonozal«, stellte ich mich ebenfalls vor. »Ich befehlige dieses Schiff, das in euren Archiven verzeichnet sein sollte. Etliche Bestandteile der RAS TSCHUBAI sind auf Culsu gefertigt worden.«

»Das ist mir bekannt. Auch deswegen haben wir euer Hilfegesuch positiv beantwortet.«

Vor allem der Zentralcomputer ANANSI war zu Beginn des 16. Jahrhunderts NGZ auf der Eisernen Welt konstruiert, zusammengebaut und mit lebendem Bioplasma ausgestattet worden.

Die eigentliche Rechnertechnik befand sich, wie...