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Julia Ärzte zum Verlieben Band 121

Marion Lennox, Carol Marinelli, Kate Hardy

 

Verlag CORA Verlag, 2019

ISBN 9783733713454 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR


 

1. KAPITEL

„Warst du Weihnachten bei deiner Familie, Elias?“

Es war fast Mitternacht und nach einigen geschäftigen Stunden in der Notaufnahme die erste Gelegenheit für die Mitarbeiter, sich zu unterhalten.

Mandy war heute die verantwortliche Krankenschwester und hatte ein Tablett mit Kaffee und Kuchen gebracht. Sie hatte offensichtlich Lust auf ein wenig Geplauder.

„Nein.“ Elias Santini nahm einen sehr willkommenen Schluck Kaffee, während er seinen Befund zu einem Patienten notierte. Er hatte Mr. Evans gerade an die Kardiologie überwiesen.

„Hast du etwa gearbeitet?“, fragte Mandy.

Elias war als stellvertretender Assistenzarzt in der Notaufnahme tätig. Er hatte in den letzten Monaten an verschiedenen Orten in London gearbeitet, wobei er regelmäßig ins Royal Hospital kam. Das bedeutete, dass die Leute dort, die ihn langsam besser kennenlernten, mehr über ihn und sein Leben wissen wollten.

„Nein“, sagte er. „Ich habe zwei Wochen freigenommen und bin gereist. An Silvester und Neujahr war ich in Schottland.“

Es geschah selten, dass Elias etwas über sein Privatleben erzählte. Mit diesem Informationshappen wollte er Mandy lediglich davon abhalten, das zu fragen, was sie bestimmt gerade hatte fragen wollen.

Doch leider funktionierte es nicht. Sie fragte trotzdem.

„Wo lebt eigentlich deine Familie?“

Es wäre einfacher gewesen, zu lügen.

Mit seinem dunklen, guten Aussehen und seinem Akzent hätte Elias sagen können, dass er aus Italien oder Griechenland käme. Er sprach beide Sprachen und wäre damit durchgekommen. Aber er wollte nicht lügen, außerdem wollte er seine Herkunft nicht verleugnen.

Er hatte nur bisher nicht darüber sprechen wollen.

„Medrindos“, antwortete er deshalb.

„Oh!“, rief Mandy. „Da waren Mark und ich in unseren Flitterwochen! Wir möchten unbedingt noch mal zurück, um zu sehen, ob es immer noch so wunderschön ist.“

„Das ist es“, versicherte Elias ihr.

„Wo ist es wunderschön?“, fragte Valerie, eine andere Krankenschwester, die zu ihnen trat und sich ein Stück Kuchen auswählte.

„Medrindos“, sagte Mandy. „Da kommt Elias her. Eine herrliche Insel im Mittelmeer.“

Damit hatte sie natürlich recht. Zudem handelte es sich um ein kleines, aber enorm vermögendes Königreich. Ein mediterranes Juwel und ein teures Urlaubsziel. Mandy schwärmte von den makellosen Stränden und dem azurblauen Wasser, den Kirchen und dem Palast. Elias schrieb weiter.

Er hatte sein Land nicht verleugnet, aber er hatte nicht erwähnt, dass er dort als Prinz an zweiter Stelle der Thronfolge stand. Doch Elias wusste, dass auch diese Information irgendwann durchsickern würde. Jemand würde etwas in den Nachrichten sehen, oder Mandy würde im Internet surfen, um ihre Erinnerungen an die schönen Flitterwochen aufzufrischen, und dort würde sie Fotos der Königsfamilie finden. Oder sie würde eine Schlagzeile über die wilden, jungen Royals lesen. Sein Bruder machte sich gerade ein schönes Leben an Bord der königlichen Jacht und besuchte in Südfrankreich eine Party nach der anderen.

Elias wusste, dass er bald erkannt werden würde. Vielleicht würde auch die Presse herausfinden, dass er hier arbeitete, genauso wie damals, als er in Oxford tätig war. Die aufgeregte Berichterstattung hatte dazu geführt, dass der Palast ihn nach Hause zitiert hatte. Daraufhin hatte Elias eine Weile dasselbe langweilige, wenn auch luxuriöse Leben geführt, das sein Bruder Andros offenbar so sehr genoss. Dass es dabei einige Skandale gegeben hatte, wurde geduldet, solange er den Schoß der Familie nicht verließ.

„Prinzen sind eben Prinzen“, hatte seine Mutter immer gesagt, wenn wieder einmal ein sensationslüsterner Artikel erschien.

Doch eine Schlagzeile hatte sie nicht einfach so beiseite wischen können. Elias war in etwas hineingeschlittert, das für einen Mann in seiner Position wohl immer eine Gefahr darstellte: Eine hochschwangere Frau hatte sich an die Presse gewandt und behauptet, sie trage sein Kind unter dem Herzen.

Auch wenn Elias dem Palast versichert hatte, dass es keinen Grund gab, hatten sie Anwälte und PR-Menschen losgeschickt. Sie hatten sogar schon Zahlungspläne ausformuliert, falls das Baby tatsächlich seins war.

Allerdings hatten sie zwei Punkte übersehen.

Ja, es gab Fotos von dieser Frau und Elias auf einer Hochzeit in London, und ja, sie waren auf derselben Feier in einem Luxushotel gewesen.

Aber sie hatten nie miteinander geschlafen.

Und wenn seine Mutter ihn auch nur ein kleines bisschen gekannt hätte, hätte diese Sache sie zum Lachen gebracht, absurd, wie sie war. Denn die Frau hatte behauptet, Elias hätte ihr seine Liebe gestanden.

Solche Worte hatte Elias niemals auch nur gedacht, geschweige denn ausgesprochen.

Doch dafür hatte sich niemand interessiert. Sie hatten alle nur auf das Ergebnis des DNA-Tests gewartet. Und als der zeigte, dass Elias nicht der Vater war, hatte der Palast kollektiv aufgeatmet.

Elias hatte es natürlich von Anfang an gewusst.

Der Skandal hatte nicht dazu beigetragen, dass er sich in seinem Leben wohler fühlte. Auch wenn es anfangs Spaß gemacht hatte, als junger Mann aus königlicher Familie die Beine von der Jacht baumeln zu lassen, kam ihm dieses Dasein doch schnell sinnlos vor. Er wollte nicht sein Leben lang auf verschwenderische Partys, quälend lange Empfänge und Eröffnungen gehen oder sich auf einer Jacht betrinken.

Das war ein leeres Leben, völlig bedeutungslos. Als er mit seinen Eltern darüber gesprochen hatte, war ihr Vorschlag gewesen, doch zu heiraten. Prinzessin Sophie von Theodora war ihre erste Wahl. Sie weigerten sich, seiner Liebe zur Medizin weitere Gedanken einzuräumen, und er weigerte sich, auf ihren Befehl hin zu heiraten. Und so hatte er all das vor ungefähr sechs Monaten hinter sich gelassen und war erneut nach England gezogen. Dieses Mal jedoch nach London.

Er flog zurück nach Medrindos, wenn er dort bei offiziellen Anlässen gebraucht wurde, aber hier in London genoss er es, dass niemand von seiner königlichen Abstammung wusste. Auch wenn das nicht immer einfach war – er musste stets einen gewissen Abstand zu anderen wahren. Aber er war willens, diesen Preis zu zahlen, um ganz normal leben zu können und seiner geliebten Arbeit nachzugehen.

Er sah auf, als Roger, der Facharzt, der heute im Dienst war, hereinkam.

„Wie geht es Mr. Evans?“, fragte Roger.

„Ich habe ihn gerade an die Kardiologie überwiesen“, sagte Elias. „Aber die haben mit einem Patienten auf der Intensivstation zu tun, deswegen dauert es wohl noch eine Weile, bis jemand runterkommt.“

„Willst du dich kurz schlafen legen, während es so schön ruhig ist?“, fragte Roger.

Er würde um neun Uhr mit seiner Schicht durch sein, während Elias das ganze Wochenende über Bereitschaft hatte. Es schien ihm ein wenig früh, um schon Pause zu machen, aber hier musste man jede Chance nutzen, die sich bot. Wer wusste schon, wann es wieder so ruhig sein würde.

„Gern.“ Elias trank den Rest seines Kaffees aus, doch noch während er sich umdrehte, entschied er sich anders.

„Roger, können wir uns wohl am Montag mal unterhalten?“

„Wir können uns auch jetzt unterhalten“, sagte Roger.

Aber Mandy war immer noch da, und Elias wollte es richtig machen.

„Lieber am Montag.“

„Na gut. Dann komme ich um halb neun rein“, sagte Roger. „Wir können sprechen, bevor du nach Hause gehst.“

„Wunderbar.“

Elias ging quer durch die Abteilung zur Beobachtungsstation. Dahinter lagen der Personalraum und der Bereitschaftsraum.

Ein älterer Herr, den Elias vor ein paar Stunden auf die Beobachtungsstation gebracht hatte, sang I belong to Glasgow, auch wenn sie sich im Herzen Londons befanden. Elias lächelte der Krankenpflegerin zu, die hinter dem Schreibtisch saß.

„Ich brauche Ohrenstöpsel“, sagte sie. „Der singt bestimmt noch eine Weile.“

Das Lied verfolgte ihn bis in den Bereitschaftsraum, und Elias sah sich nach dem Schlafhilfegerät um, das weißes Rauschen erzeugte und den Lärm von außerhalb blockierte. Irgendwo musste es sein. Manchmal, wenn neue Reinigungskräfte anfingen, stellten sie es in den Schrank. Und dort war es tatsächlich. Elias schaltete das Gerät an und das Licht aus. Er ließ die Schuhe an, streckte sich auf dem Bett aus und schloss die Augen.

Das Gerät war gut, aber nicht gut genug. Die dunkle Baritonstimme erreichte ihn noch immer.

„I belong …“

Der Mann musste Schotte sein. Und er selbst? Wo gehöre ich hin, fragte sich Elias. Langsam hatte er das Gefühl, nach London zu gehören. Hier gefiel es ihm. Natürlich würde er immer auch nach Medrindos gehören, darauf wiesen seine Eltern ihn oft genug hin. Aber vielleicht konnte er sich ja an zwei Orten zu Hause fühlen?

Ja, Mandy oder irgendjemand anderes würde bald herausfinden, wer er war. Aber darauf war er vorbereitet. Er wurde bald dreißig und wusste, dass er sich auf die Notaufnahme spezialisieren wollte. Nach seinen zwei Jahren beim Militär von Medrindos hatte er sich durchgesetzt und in England Medizin studiert.

Sein königlicher Status verbot es ihm jedoch, in Medrindos als Arzt zu arbeiten.

Elias liebte sein Land sehr, und seine Eltern kümmerten sich gut darum.

Aber das war auch das Problem.

Das Königreich war wohlhabend, und jemand, der an zweiter Stelle...