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Bildung für junge Flüchtlinge - ein Menschenrecht - Erfahrungen, Grundlagen und Perspektiven

Lothar Krappmann, Andreas Lob-Hüdepohl, Stefan Kurzke-Maasmeier, Axel Bohmeyer

 

Verlag wbv Media, 1949

ISBN 9783763944293 , 324 Seiten

Format PDF, OL

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Von Zenica nach Chicago. (Seite 25)
Sanja Jagesic

Als ich klein war und im Jugoslawien vor dem Krieg aufwuchs, gefiel mir die Idee vom Lernen. Ich schaute meiner Schwester immer mit Neid zu, wenn sie sich fleißig über ihre Hausaufgaben beugte und sehnte mich nach dem Tag, an dem ich das Gleiche würde tun können.
Bevor ich allerdings meine ersten Hausaufgaben machen konnte, wurde mein normales Familienleben durch den Bürgerkrieg in Jugoslawien zerstört. Im Jahr 1992, kurz nach meinem sechsten Geburtstag, entschied sich meine Mutter dafür, meine Schwester und mich von unserem damaligen Zuhause im bosnischen Zenica zu unseren Großeltern nach Stari, einem kleinen Dorf an der kroatisch-dalmatinischen Küste, zu schicken, damit wir den Gefahren des Krieges entkämen. Sie blieb selbst noch ein Jahr in Bosnien, zunächst um unser Haus vor potenziellen Einbrechern zu schützen und später, weil sie von dort nicht mehr weg konnte.
So begann meine erste Bildungserfahrung in Kroatien, getrennt von meinen Eltern und ohne zu wissen, wie es künftig weitergehen würde. Wie viele andere Kinder merkte auch ich, dass die Schule nicht dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte. Vor allem verloren die Hausaufgaben ihren ursprünglichen Glanz. Ich war in allen Fächern schlecht und wurde häufig wegen meiner vielen mathematischen und grammatikalischen Fehler von der Lehrerin geschlagen. Ich weiß noch, dass schon die erste Klasse mir nicht gefiel. Als eine der schlechtesten unter den Schülern habe ich die meiste Zeit damit verbracht zu beten, dass die Lehrerin mir keine Frage stellen würde. Als ich bereits einige Monate in der zweiten Klasse war, konnte meine Mutter aus Bosnien fliehen und kam zu meiner Schwester und mir ins Haus unserer Großeltern. Meine Bildungsgeschichte nahm eine weitere dramatische Wende, als meine Mutter die Entscheidung traf, dass wir nach Hamburg ziehen würden, wo mein Vater bereits seit 1992 als Flüchtling lebte. Wieder musste ich Abschied nehmen, dieses Mal von meinen Großeltern.