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Cherringham - Geheimnisvolle Zeugen - Landluft kann tödlich sein

Matthew Costello, Neil Richards

 

Verlag beTHRILLED, 2019

ISBN 9783732565337 , 152 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

1. Wandern und Wippchen


Will Goodchild hielt mit seinem Achtsitzer-Minibus direkt vor dem Huffington’s und blickte auf seine Uhr: genau zwei Minuten vor acht.

Er wartete, bevor er den Motor und damit das Radio ausschaltete, denn der Wetterbericht für den heutigen Tag war noch nicht ganz vorbei. Aufmerksam lauschte er, während er zum blauen Himmel hinaufschaute. Bisher war alles bestens – keine einzige Wolke in Sicht und ein leichter Wind.

Doch seine ganze Planung hing davon ab, dass es ein freundlicher Tag wurde.

»… und im Großteil der Midlands ist mit sonnigen Abschnitten und nur später mit vereinzelten Schauern zu rechnen …«

Perfekt!, dachte er und stellte den Motor aus. Nichts, was meiner kleinen Wandergruppe die Stimmung verderben könnte.

Er stieg aus dem Wagen und blieb eine Sekunde stehen, um die frühmorgendliche Wärme der Maisonne zu genießen, ehe er um den Wagen herumging und die Doppeltüren hinten aufschloss.

Noch heute, rund zwei Monate nach Gründung dieses kleinen Unternehmens, erfüllte es ihn mit Stolz, die sorgfältig aufgemalten Wörter auf dem Fahrzeug zu sehen: »Goodchild’s Heritage Tours – Privat geführte Wanderungen durch die Geschichte der Cotswolds«.

Bisher florierte das Geschäft. Er war tatsächlich schon bis zum Sommerende ausgebucht.

Endlich schien er – was wirklich erstaunlich war! – einen Weg gefunden zu haben, mit seiner Begeisterung für Cherringhams Geschichte seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. So gern er auch Bücher und Broschüren für das hiesige Fremdenverkehrsamt schrieb: Die mageren Honorare deckten kaum seine Miete.

Er zog die Türen weit auf, beugte sich in den Van und öffnete eine Kiste mit den speziellen Wanderrucksäcken, von denen jeder mit dem Goodchild’s Heritage Tours-Logo bestickt war.

»Guten Morgen, Mr Goodchild«, ertönte eine Frauenstimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah Katie, eine der jungen Bedienungen aus dem Café, die ein Konditortablett voller Wraps und Sandwiches in den Händen hielt.

»Ah, Katie, wunderbares Timing«, sagte er, nahm ihr das Tablett ab und stellte es auf den Boden des Minibusses. »Keine Probleme bei der Bestellung?«

»Nein, es müsste alles da sein«, antwortete Katie. »Mittagsimbiss für acht Personen. Die glutenfreien und die veganen Sachen sind gekennzeichnet. Die Kuchen sind in den Folienpäckchen. Spezialität des Tages: Schoko-Walnuss. Sie hatten ja gesagt, dass keine Nussallergiker dabei sind, also ist alles okay. Und sie sind noch warm!«

»Hört sich köstlich an«, sagte Will. »Dann bis morgen – um dieselbe Zeit?«

»Ich werde hier sein. Ein herrlicher Tag zum Wandern. Könnte ich doch bloß mitkommen!«

»Heute ist kein Platz mehr frei. Aber ich überlege, an ein paar Sonntagen im Sommer Spezialtouren anzubieten – um mehr Einheimische zu gewinnen.«

»Da können Sie mich schon mal vormerken«, bat Katie.

»Mach ich.«

»Bis dann«, sagte sie, und Will schaute zu, wie sie in das kleine Café zurückging, das sich bereits mit den ersten Montagsgästen füllte. Dann wandte er sich wieder seinen Proviantpackungen zu.

Zehn Minuten später hatte er alle Rucksäcke mit einem beschrifteten Schild versehen und in jeden den jeweils richtigen Imbiss hineingelegt – so wie es von den Wandergästen in den ausführlichen E-Mail-Anmeldungen gewünscht worden war. Außerdem hatte er Wasserflaschen, hochwertige Silva-Kompasse, Karten, Notizen und schließlich die neuen lila Regenjacken hineingesteckt, die heute hoffentlich nicht gebraucht würden.

Wieder sah er auf seine Uhr: zwanzig nach acht. Noch zehn Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt.

Er holte ein Klemmbrett mit den Namen der Wanderer für diese Woche aus dem Wagen.

Eine komische Mischung, doch keine schlechte – dem kurzen Treffen gestern Abend im Hotel nach zu urteilen. Keine offensichtlich seltsamen Vertreter und niemand mit besonderen Macken, bei denen er das Gefühl hatte, nicht damit klarzukommen.

Er ging die Liste durch und versuchte, sich an die Gesichter zu den Namen zu erinnern. Als Erstes waren da die vier Amerikaner, die alle im Bell Hotel wohnten: Danny und Julie Klein sowie Steve und Melissa Arnold. Ach ja. Dieser Danny: Er war Immobilienmakler, aalglatt und geschniegelt, mit einem Lachen wie das Bellen eines Rottweilers. Julie, seine Frau, hatte hingegen ein eher mattes Lächeln; sie passte verblüffend schlecht zu ihm und wirkte schwer geprüft.

Die beiden könnten ein bisschen anstrengend werden.

Und dann ihre engen Freunde Steve und Melissa: Steve war anscheinend im Ruhestand, blickte meist mürrisch drein und war einen Tick zu aufdringlich. Will immerzu über Golf reden. Seine Frau Melissa war jünger und ein wenig, nun ja, ordinär. Vor allem – das hatte er gleich bemerkt, weil es nicht zu übersehen gewesen war – konnte sie einiges an Martinis vertragen, ohne dass es einen merklichen Effekt auf sie hatte.

Nicht zu vergessen die wandernden Hände, dachte Will, der sich erinnerte, wie sie jeden anfasste, mit dem sie sprach. Nicht, dass irgendjemandes Hände sich jemals in meine Richtung verirren würden. Das wäre mal was, hm, Will?

Als Nächstes kam die Deutsche: Stephanie Brückner.

Will hatte gestern Abend ihr zu Ehren kurz sein Schuldeutsch reaktiviert. Aber um Stephanies Englisch war es erheblich besser bestellt – auch wenn sie interessanterweise mit einem kleinen irischen Akzent sprach. Sie beide hatten über ihre Heimatstadt Gelnhausen geplaudert, ein bezaubernder Ort aus dem Mittelalter, den Will (zu Stephanies Überraschung) vor Jahren während seiner Studentenzeit sogar besucht hatte, als er über die deutschen Könige im 11. Jahrhundert recherchierte.

Stephanie schien irgendeine Verbindung nach Irland zu haben, allerdings hatte Will noch nicht genau herausbekommen, welche. Da bin ich neugierig.

Zweifellos würde er im Laufe der Woche mehr erfahren.

Will war immer froh, jemanden wie Stephanie in der Gruppe zu haben – fröhlich, gesprächig und überaus interessiert. Tatsächlich hielt er sie außerdem für eine Art Partynudel (sofern die jungen Leute heute noch diesen Ausdruck benutzten).

Doch solange alle morgens pünktlich erschienen, sollte es ihn nicht bekümmern.

Stephanie hatte sich für die billigere Unterkunft im Bed & Breakfast der Buckland-Zwillinge entschieden, ebenso wie die andere Alleinreisende, eine Miss Heidi Blake aus Florida.

Will hatte gestern Abend bei den Begrüßungsdrinks kaum Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen, aber sie schien wirklich gut informiert über englische Geschichte zu sein und war erpicht darauf, noch einiges dazuzulernen.

Genau die Art Wandergast, die er mochte!

Und obwohl Heidi auf den ersten Blick wie eine freundliche amerikanische Rentnerin wirkte, die ihren Beitrag zum Gemeindeleben in der Vorstadt leistete, sonntags in die Kirche ging und vieles andere dieser Art tat, ließ etwas an ihr vermuten, dass sie eine spannende Vergangenheit hatte.

Will vermutete, dass es zu Heidi mehr Geschichten gab, als es auf den ersten Blick schien, und er nahm sich vor, sie in dieser Woche besser kennenzulernen.

Blieb nur noch ein Wandergast am Ende der Liste – anscheinend eine Frau aus der Gegend, obgleich der Name Will nichts sagte: Susan Braithwaite. Sie hatte sich in letzter Minute angemeldet und auf dem Formular nur die allernötigsten Angaben zu ihrer Person gemacht.

Eine mysteriöse Frau also, dachte er und steckte das Klemmbrett in seinen eigenen Rucksack. Dann drehte er sich um und ließ den Blick über den Marktplatz schweifen, um zu sehen, ob schon jemand von seiner Gruppe kam.

Dabei bemerkte er einen Mann auf der anderen Straßenseite nahe dem Angel, der im Schatten der Gasse neben dem Pub stand und ihn beobachtete.

Der Mann war groß, trug eine bis oben geschlossene Winterjacke und eine Mütze.

Hm, an einem warmen Tag wie heute?

Etwas an dem Mann war eigenartig, auch wenn Will nicht erkennen konnte, was es war.

Liegt es daran, wie er dort steht und starrt?

Wie er mich anstarrt – nicht beiläufig, sondern sehr konzentriert.

Als er jedoch merkte, dass Will ihn ansah, drehte er sich um und verschwand die Gasse hinunter.

Und dann, ehe Will weiter darüber nachdenken konnte, fühlte er ein Tippen auf seiner Schulter.

»Mr Goodchild?«

Er wandte sich um. Vor ihm stand eine Frau: braunes Haar, Fleecepulli, Jeans und Wanderstiefel. Er erkannte sie nicht von der Begrüßung gestern Abend im Bell Hotel wieder, deshalb riet er, wer sie sein mochte.

»Susan?«, fragte er.

»Ich ziehe Miss Braithwaite vor«, antwortete sie und reichte ihm die Hand.

Will war ein bisschen erschrocken ob der Förmlichkeit.

»Freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, brachte er heraus, während er sich wieder fing.

»Ganz meinerseits«, sagte Susan.

Will fühlte beinahe, wie ihr Blick über ihn hinwegglitt und sie ihn einschätzte.

»Sie sind jünger, als ich gedacht habe«, ergänzte sie.

»Ach ja?« Will wusste nicht recht, ob das als ein Kompliment gemeint war oder nicht.

»Ja. Vielleicht liegt es auch nur an meiner Vorstellung von einem Lokalhistoriker.«

Auch das kann ich nicht deuten.

»Und anscheinend bin ich die Erste von der Gruppe.« Sie schaute sich um. »Sie sind vollständig gebucht?«

»Ja.«

Also das war zu merkwürdig. Die Frau überrumpelte ihn mit...