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Ein MORDs-Team - Band 22: Die Evakuierung

Andreas Suchanek

 

Verlag Greenlight Press, 2019

ISBN 9783958343368 , 120 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

2,49 EUR


 

11. Das nächste Ziel


 

Randy würde ausflippen, da war Mason sich sicher. Das ganze Öl sammelte sich in den Katakomben und gelangte von dort ins Grundwasser. Ohne das Recyclingsystem der Stadt hätten sie fortan kein Wasser mehr aus der Leitung trinken können. Die Tiere der Umgebung besaßen dieses Glück nicht. Wie konnte man das Problem beheben? War es überhaupt möglich, das gesamte Wasser irgendwie zu filtern?

Es war eindeutig zu still.

»Ich habe gehört, dass man Smartphones an Tankstellen nicht benutzen soll, weil sie Funken erzeugen können«, plapperte Mason drauflos. »Stell dir mal vor, wie lustig das wäre, wenn dein Smartphone einen Funken erzeugt und du schuld daran bist, dass die gesamte Stadt abbrennt. Du wärst auf einen Schlag berühmt.«

»Posthum«, erklärte Olivia. »Aber du wärst sowieso vor mir tot.«

»Warum?«

»Weil du nicht die Klappe hältst!«

»Oh. Wir können auch ein anderes Thema anschneiden. Das ist vielleicht eine gute Idee.«

»Ach, meinst du?«, fragte Olivia ironisch.

»Absolut. Ob Chris wohl schon in New York ist?«

»Collister.«

»Sorry, war nicht böse gemeint. Ich muss mich ablenken. Meinst du, Randy und Danielle geht es gut?«

Olivias Miene wurde im Schein des Smartphones milder. »Die beiden sind unverwüstlich, genau wie wir. Was auch immer in dem Gefängnis abgeht, Sonja ist dabei. Und Harrisons Dad. Die kriegen das schon hin.«

Der Gang wurde schmaler, bevor er wieder in die Breite wuchs und schließlich an einer wohlbekannten Tür vorbeiführte. Mason tippte den Zahlencode ein, kurz darauf öffnete sich die Tür zum geheimen Raum des Tarnowski-Hauses. Es roch nach verbranntem Zeitungspapier, Ruß bedeckte die Wände. Nachdem Thompkins mit seinen Kumpanen ein Feuer gelegt hatte, war das gesamte Haus verkohlt und stellenweise vollständig verbrannt. Auch der Raum war schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Fuchs hatte kurz darauf alle Unterlagen gestohlen und einen leeren Raum zurückgelassen.

»Irgendwie traurig«, murmelte Mason.

»Alles verändert sich«, sagte Olivia. »Aber das ist doch immer auch eine Chance. Hey, der Leuchtturm ist doch ziemlich genial als neues Hauptquartier.«

Mason vertrieb die düsteren Gedanken. »Du hast recht. Also, schauen wir mal, ob wir oben rauskommen.«

Sie stiegen die Wendeltreppe hinauf. Olivia betätigte den Hebel. Die Standuhr ruckelte zur Seite. Vor ihnen lag der Gang des obersten Stockwerks. Oder das, was davon übrig war. Das Feuer hatte aus dem einstmals herrschaftlichen Haus eine Ruine gemacht. Das Glas der Fensterscheiben war zersprungen, der Boden verkohlt. Fetzen der Tapete hingen noch hier und da, aber größtenteils bestanden die Wände aus blankem Putz.

»Der arme Billy.« Olivia schüttelte den Kopf. »Zuerst muss er lange Zeit so tun, als wäre er tot. Dann kehrt er zurück, es gibt einen echten Anschlag und sein Haus brennt ab.«

Sie eilten den Gang entlang und erreichten die Wendeltreppe. Es gab kein Geländer mehr, doch immerhin waren die Stufen erhalten. Aufatmend traten sie durch die Eingangstür in den Sommernachmittag hinaus.

Olivia atmete tief durch. »Klare Luft und ein weites Feld, das tut gut. Von Enge habe ich erst mal genug.«

Stöhnend setzte Mason Socke ab, worauf dieser davonschoss und sich in den nächsten Grashalm verliebte.

»Ohne Auto wird das ein langer Marsch«, kommentierte Olivia. »Gehen wir.«

Sie stapfte davon.

Mason folgte ihr eilig. Auf vier Rädern dauerte es dreißig Minuten bis zur Innenstadt. Selbst wenn sie den zügigen Marsch durchhielten, würden sie eine gute Stunde unterwegs sein. Oder länger. »Wir müssen vorsichtig sein. Wenn der Sheriff oder einer der Deputys uns sieht, fahren die uns wieder direkt zur Grenze.«

Glücklicherweise erwies es sich eine knappe Stunde später, dass die Stadt noch nicht vollständig evakuiert war. Auf den Straßen brausten Autos in Richtung Stadtgrenze, Menschen verrammelten ihre Geschäfte, andere schienen überhaupt nicht weggehen zu wollen und blickten grimmig aus ihren Fenstern. Über dem Barrington Cove Hospital stiegen ständig Hubschrauber auf, andere landeten.

»Eine ganze Stadt zu evakuieren, dauert wohl seine Zeit«, kommentierte Mason.

»Unser Glück. Aber immerhin scheint das Rathaus vollständig leer zu sein, sie haben im Fernsehen ja gesagt, dass der gesamte Stab evakuiert wurde. Da sind die Angestellten sicher auch weg.«

»Du willst herausfinden, wer die Grundstücksurkunden angefragt und kopiert hat?«

»Genau. Unsere Fake-Wendy hat in den letzten Jahren recherchiert, was das Zeug hält, um die Identität der Dynastien aufzuklären. In ihrer kleinen Bat-Höhle haben wir die Kopien der Grundstücke gesehen.«

»Du weißt schon, dass du solche Anspielungen nicht machen darfst, wenn Randy dabei ist? Er würde jetzt sagen, dass Batman der Gute ist und Fake-Wendy dann wohl eher so wäre wie … wie heißen die Bösen bei Batman?«

»Catwoman?«, warf Olivia ein.

»Haben die beiden nicht was am Laufen?«

»Echt?« Olivia zuckte mit den Schultern. »Egal. Auf jeden Fall waren da auch die Grundstücksurkunden einiger Besitztümer der van Stratens dabei. Ich glaube kaum, dass es viele Menschen gibt, die davon Kopien haben wollten. Wenn wir die Datei mit den Namen all jener prüfen, die eine solche angefordert haben, finden wir Fake-Wendy bestimmt.«

»Und das hoffentlich, bevor sie sich eine Zigarre anzündet, um ihren Sieg zu feiern.«

Mit schnellen Schritten eilten sie durch die Innenstadt.

Vorbei am BUCHstaben Laden von Erna Brewster, die gerade ein Brett vor dem Fenster anschlug und ihnen verblüfft nachstarrte.

»Die haben alle Angst vor Plünderung«, kommentierte Mason.

»Die arme Ms Brewster hat durch den Brand ja schon mal ihr Antiquariat verloren, da würde mir das auch so gehen.«

Olivia packte Mason an der Kapuze seines Hoodies, als der gerade die Straße überqueren wollte. Mit quietschenden Reifen schoss ein grüner Opel an ihnen vorbei.

»Danke.«

»Wie kann es sein, dass Socke anhält und du vor das nächste Auto rennst?«, fragte Olivia.

Mason weigerte sich, eine solche Frage zu beantworten und warf Socke einen bösen Blick zu. Natürlich wedelte der Vierbeiner freudig mit dem Schwanz, was auch sonst. Ein wenig ärgerte Mason sich über sich selbst, dass er das Fellknäuel nicht bei Miranda gelassen hatte. Dort war es sicherer.

Je weiter sie sich der Innenstadt näherten, desto weniger Menschen waren zu sehen. Hier waren bereits alle Geschäfte abgesperrt, die Straßen lagen ausgestorben im Sonnenschein.

»Gruselig«, flüsterte Mason.

»Ich will nicht wissen, wie es in den Favelas aussieht.« Olivia hatte ihren Eltern mittlerweile eine Nachricht geschickt. Die glaubten jetzt, dass ihre Tochter sicher in Maple Peaks war und befanden sich selbst auf dem Weg dorthin – zusammen mit Olivias kleiner Schwester.

Das Rathaus ragte vor ihnen empor wie die Trutzburg eines Fürsten.

»Du hast einen Plan?«, fragte Mason.

»Klar.« Olivia grinste.

Gemeinsam steuerten sie auf die Tür zu.

12. Der Zwischenstand


 

Im Bunker unter dem Rathaus

 

Die 84er übernahmen den Bunker.

Martha musste unweigerlich lächeln. Jamie als IT-Fachmann benötigte fast eine Stunde, dann lagen die Bilder der Verkehrsüberwachungskameras auf einem der Monitore. Billy, der einem Evakuierungskrankentransport entkommen war, prüfte die eingehenden Listen, die von den Soldaten und Deputys an der Stadtgrenze aktualisiert wurden. Harrison stellte das Bindeglied nach Woodway dar, wo die Geiselnahme noch immer andauerte. Shannon wiederum lenkte sich von den schrecklichen Ereignissen ab, indem sie den Kontakt nach Maple Peaks hielt, wo Alice und der gesamte Stab die Notfallräumlichkeiten bezogen hatten.

Martha gab immer wieder Befehle, telefonierte mit wichtigen Personen, die Teil des Evakuierungsapparates waren, und prüfte eingehende Daten.

»Gerade hat sich einer der Deputys gemeldet«, sagte Jamie leise und trat zu ihr. »Mason und Olivia wollten zurück in die Stadt. Sie haben sie nach Maple Peaks geschickt.«

Martha stöhnte auf. »Sind sie dort angekommen?«

»Bisher wurden sie an der Stadtgrenze nicht in die Listen eingetragen«, erwiderte ihr Mann.

Sie warfen sich einen tiefsinnigen Blick zu.

»Das wird dann wohl auch nicht passieren.« Martha stieß einen leisen Fluch aus. »Wenn es eines gibt, auf das bei Mason Verlass ist, dann, dass er vermutlich auf direktem Weg in die Katakomben steigt, damit er auch ja ganz nah ist, wenn alles hier in die Luft geht.«

Jamie nahm sie in den Arm. »Seine Freunde sind ihm wichtig.«

»Wichtiger als sein Leben, wie wir ja schon mehr als einmal erfahren durften.« Sie seufzte. »Vielleicht sollten wir ihm ein paar weitere...