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Craving Molly

Nicole Jacquelyn

 

Verlag Sieben Verlag, 2019

ISBN 9783864438530 , 300 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

Kapitel 1


Molly


„Er sieht dich an.“

„Sei still“, zischte ich, ohne mich umzudrehen.

Ich fühlte mich deutlich unwohl in den engen Jeans und dem Tank-Top, das mehr von meinen Möpsen zeigte, als ich je öffentlich zur Schau stellen wollte. Was viel sagte, wenn man mit einbezog, dass ich ein Jahr lang gestillt hatte.

Als meine beste alte Schulfreundin Mel mich gebeten hatte, mit ihr auszugehen, und sogar einen Babysitter besorgt hatte, brachte ich es nicht übers Herz, abzusagen. Zwar war mir klar gewesen, dass meine tägliche Krankenhauskluft in einer Bar unpassend wäre, doch ich hatte nicht damit gerechnet, mir stattdessen derartig wie auf dem Silbertablett vorzukommen.

Ehrlich gesagt wollte ich nur auf dem Barhocker sitzen, ein Bierchen trinken, und dann nach Hause gehen, den Laptop öffnen und mir ein paar Folgen der beschwipsten Gilmore Girls anschauen.

Dummerweise hatte Mel andere Vorstellungen. Ständig suchte sie die Bar nach Männern ab, machte mich auf diejenigen aufmerksam, von denen sie glaubte, sie könnten untenherum gut ausgestattet sein, und benotete Bartwuchs auf einer Skala von eins bis zehn.

Sie war ein bisschen durchgeknallt. Extrovertiert, während ich introvertiert war. Sie war brünett und ich blond. Sie war dünn und ich kurvig. Normalerweise ergänzten wir uns recht gut, aber so langsam wünschte ich, sie wäre mehr wie ich und etwas weniger … sie.

„Der ist so heiß! Super heiß. Sein Bart ist eine elf. Auf jeden Fall“, sagte Mel ernst und spähte über meine Schulter. „Er war zwar schon in der Highschool ein Hottie, aber nicht so wie jetzt.“

„Oh Mann, hörst du jetzt endlich mal auf?“, zischte ich sie an.

Es kribbelte in meinem Nacken. Sie musste mir nicht erst sagen, dass Will Hawthrone mich anstarrte. Ich konnte es verdammt noch mal spüren.

Seit der Highschool hatte ich ihn erst einmal wiedergesehen, obwohl wir in derselben Stadt lebten, und ich wusste, wie heiß der Typ war. Schon als Vierzehnjährige hatten wir ihn praktisch von weitem angesabbert, und so etwas verwächst sich nicht. Manche Kerle hatten einfach das gewisse Etwas, was auch immer das war. Egal, wie sie aussahen, sie waren einfach attraktiv. Besaßen diese unbestreitbare Anziehungskraft, die jede Frau zu einem zweiten Blick verleitete. Es lag an ihrer Körperhaltung, ihren pantherhaften Bewegungen, ihrer selbstsicheren Ausstrahlung.

Ich glaube, man nannte es auch Angeber, allerdings gefiel mir diese oberflächliche Bezeichnung nicht.

Will hatte das große Los gezogen und besaß beides. Gutes Aussehen und die magnetische Anziehung. Er war fast zwei Meter groß und seine schlaksige Figur von damals hatte sich zu breiten und muskulösen Schultern herausgemacht. Er hatte dieselben dunklen Haare wie seine Mutter und die hellbraunen Augen musste er wohl vom Vater haben, den ich allerdings nicht kannte. Sein sauber gepflegter Bart betonte die Lippen wie ein verdammtes Neonleuchtschild.

„Warum zum Geier starrt er dich an?“, murmelte Mel.

„Na, vielen Dank auch.“ Ich schnaubte und sah sie beleidigt an.

„Nein, natürlich bist du heiß, aber …“ Sie blickte wieder über meine Schulter. „Er schaut wirklich die ganze Zeit hier rüber.“

„Ach, Herrgott noch mal.“ Schließlich setzte ich mich leicht schräg und sah ebenfalls hin. Ich brauchte einen Moment, um ihn in der vollen Bar auszumachen. Es waren eine Menge Leute zwischen uns und es sah so aus, als ob er mitten in einer Gruppe stünde, die zu ihm gehörte. Als ich ihn erkannt hatte, trafen sich unsere Blicke.

Heilige Scheiße.

Er starrte wirklich zu mir.

Dann schlug er dem Kerl neben sich auf die Schulter, schlängelte sich um ihn herum und kam auf die Bar zu, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Schnell wandte ich mich wieder ab. „Sieh nur, was du angerichtet hast“, sagte ich atemlos.

Mel weitete die Augen. „Er kommt her“, sagte sie aufgeregt.

Ich öffnete den Mund, um etwas zu antworten, doch mir blieben die Worte im Hals stecken, als ich eine Hand auf der kurzen Rücklehne des Barstuhls spürte.

„Molly“, sagte Will.

Ich spürte seinen Atem an meiner Schläfe. „Oh, hi, Will“, erwiderte ich. Am liebsten hätte ich mir selbst dafür auf die Schulter geklopft, weil ich so locker klang, als hätte ich nicht die letzten zehn Minuten über ihn geredet.

„Was geht ab, Melanie?“, begrüßte er meine Freundin und hob leicht das Kinn an.

Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Hi, Will!“

Oh, Himmel noch mal. Sie fuhr total auf ihn ab. Wir kannten Will beide aus unserer Kindheit. Ich war mit ihm im Kindergarten bei Mrs. Nelson gewesen, und Mel war in der dritten Schulklasse bei Mrs. Hallen dazugekommen. Wir gingen in dieselben Schulen, dieselben Klassen und hatten zusammen graduiert, doch zu sagen, dass Will uns nicht auf seinem Radar gehabt hatte, war sogar noch untertrieben. Zwar waren Mel und ich keine Außenseiter gewesen, ganz und gar nicht. Wir hatten Freunde, mit denen wir herumhingen, und machten alles, was man so tat. Jungs küssen, Tanzen, Lagerfeuer und Footballspiele ansehen. Aber Will gehörte einer anderen sozialen Schicht an. Zwar wuchsen wir gemeinsam auf, doch nach der fünften Klasse kreuzten sich unsere Wege kaum noch.

Mel würde sich wochenlang nicht von der Aufregung erholen, dass er sich dennoch an sie erinnern konnte.

„Wie geht’s dir so?“, erkundigte sich Will mit gesenkter Stimme. Er beugte sich leicht zu mir vor.

Hätte ich den Kopf gehoben, hätten wir uns praktisch küssen können, doch das tat ich nicht. Ich starrte auf mein Bierglas und drehte es in den Händen, wie ein Mensch mit Angst vor sozialen Kontakten.

„Gut. Ich arbeite und so. Und dir?“, fragte ich mein halb leeres Bier.

Er lachte in sich hinein und ich glaubte zu spüren, dass ich leicht rot wurde.

„Ich auch“, sagte er amüsiert. „Gibt es einen Grund, weshalb du mich nicht ansiehst?“

Oh ja, den gab es. Kannte ich jemanden nicht sehr gut, fiel es mir schwer, der Person in die Augen zu sehen. Bei der Arbeit konnte ich es meistens irgendwie unauffällig vermeiden, denn Patienten mussten spüren, dass man ihnen zuhörte, aber ansonsten? Keine Chance. Es machte mich verlegen und ich konnte der Unterhaltung nur schwer folgen.

Natürlich konnte ich ihm das nicht sagen.

„Äh, nein?“ Mein Tonfall machte eine Frage daraus. Ich sah ihm in die hellbraunen Augen. Spontan musste ich an Stewie aus Family Guy denken, der von Brians Freundin erzählte, deren Sätze immer wie eine Frage klangen, wenn sie den Mund aufmachte.

Will sagte etwas, aber jedes Mal, wenn ich jemandem in die Augen sah, bekam ich nichts davon mit.

„Entschuldige, was?“, fragte ich dümmlich und betrachtete wieder mein Bier.

„Ich habe gefragt, ob du Lust hast, zu uns rüberzukommen.“ Er lächelte schelmisch. „Oh Mann, das trifft mein Ego hart.“

„Oh.“ Ich sah Mel an, die einen verträumten Eindruck machte. „Ich weiß nicht …“

„Sehr gerne“, sagte Mel schnell und unterbrach mich mit geweiteten Augen. Sie rutschte von ihrem Barhocker.

Mist.

Ich griff nach meinem Bierglas, stand ebenfalls auf und stieß zwangsläufig gegen Will, der sich keinen Millimeter bewegt hatte.

„Hattest du eine Handtasche oder so was?“, fragte er und legte die Hand auf meinen unteren Rücken.

„Sie hat nie Taschen dabei“, warf Mel hilfreich ein. Sie grinste, als wäre sie gerade an den Tisch der coolen Kids eingeladen worden. „Sie schleppt alles in ihren Hosentaschen mit sich rum.“

„Das muss ganz schön eng sein“, murmelte Will und schob mich mit seiner Hand leicht an, damit ich mich in Bewegung setzte. „In diesen Jeans ist kaum noch Luft.“

„Hey“, beschwerte ich mich und sah zu ihm auf.

„Das ist auch gut so, Süße, glaub mir.“

Ich neigte den Kopf und sah, wie Mel mit den Augenbrauen wackelte. Oh Gott. Sie würde mich wie verrückt blamieren. Ich wusste es jetzt schon.

Als wir bei seiner Gruppe angekommen waren, stellte Will uns vor.

„Das sind Molly und Melanie“, sagte er. Sein Arm glitt weiter um meine Taille und er versenkte einen Finger in meinem Hosenbund. „Molly, Melanie … das sind mein Cousin Cam und seine Frau Trix.“ Er deutete auf ein Pärchen und dann auf die Männer....