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Heliosphere 2265 - Band 50: Das letzte Fragment

Andreas Suchanek

 

Verlag Greenlight Press, 2019

ISBN 9783958343412 , 260 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

3,99 EUR


 

 

 

 

 

 

 

II

 

… auf das Ende trifft.


 

 

20. Das letzte Ziel


 

Terra, 10. Oktober 2270, 21:01 Uhr

 

Die Fadenkreuze pulsierten in blutigem Rot. Ein Algorithmus behielt die Ziele im Visier und wartete darauf, dass Björn den Feuerbefehl gab. In dem einsetzenden Chaos fiel es vermutlich nicht auf, wenn Isa ein wenig verwirrt erschien oder gar verletzt. Natürlich konnte Björn nicht ahnen, dass auch sie ihr Ass im Ärmel hatte, obgleich es noch nicht ausgespielt war.

Das Spiel war bei Weitem nicht zu Ende.

Bedauerlicherweise machte diese Entdeckung all ihre Pläne zunichte. Die Raumschiffe der Flotte waren in Gefahr. Selbst, wenn sie ihre Positionen änderten, konnte der Algorithmus sie problemlos beschießen, bevor sie die Schussdistanz verlassen hatten. Tatsächlich entdeckte Isa in den Konfigurationen, dass auch Chondrit-Schächte bereit waren, ihre tödliche Fracht abzufeuern. Mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit rasten die Blöcke dann auf die Schiffe zu, die keine Chance gegen eine derart hohe kinetische Kraft besaßen.

»Isa!«, brüllte jemand.

Es war Björn. Ein Schuss ertönte, der allerdings nicht ihr gegolten hatte. Michalew war ebenfalls noch aktiv. Und im Hintergrund zählte das Chrono herab, das die magnetische Eindämmung des verdammten Fusionsreaktors aushebeln sollte.

Eines war jedoch sicher, einen Klon von ihr würde es nicht geben. Sogar mit Wachstumsbeschleunigern dauerte es Wochen, bis ein Modell so weit gereift war, dass es chirurgisch an das Original angepasst werden konnte. Auch wenn die landläufige Meinung etwas anderes sagte, so sahen Klone ihrer Schablone doch nicht immer ähnlich. Umwelteinflüsse und … das Leben, beeinflussten Aussehen und Gesundheit.

»Keiner wird dieses Gebäude verlassen«, brüllte Michalew. »Dein eigenes Sicherheitssystem lässt das nicht zu, Björn. Perfide, nicht wahr?« Er lachte meckernd.

Natürlich hatte Björn wie immer die Möglichkeit vorhergesehen, dass jemand versuchte, ihn aus der Villa zu translozieren. Er hatte für Isas Ankunft lediglich eine Strukturlücke geschaltet, diese dann aber sofort wieder geschlossen. Natürlich gab es weitere Lücken für die Kommunikation, aber eine Translokation war nicht möglich.

Sie war längst hinter einem Holo in Deckung gegangen, als Björn eintraf. Mit zusammengekniffen Augen sah er sich um.

»Die KI hat mir bereits mitgeteilt, dass du dich hier befindest«, sagte er.

Allerdings ganz offensichtlich nicht, wo.

Björns Overall war voller Risse, und sogar Blutspritzer waren zu erkennen. Michalew mochte noch leben, aber beide hatten sich eindeutig nichts geschenkt.

»Schön, nicht wahr?« Er deutete auf die Holos und trat an ein Pult. Mehrere Wände aus Saphirglas fuhren aus dem Boden. »Jedes Schiff dort oben ist im Fadenkreuz. Natürlich würde das mein Ende nicht aufhalten, aber wenigstens die Präsidentin erledigen, genau wie die Mehrheit deiner Freunde. Was sagst du dazu?«

Sie war nicht so dumm, etwas zu erwidern. Davon abgesehen hätte der Satz so viele Beleidigungen enthalten, dass Björn direkt wieder einen seiner Tobsuchtsanfälle bekommen hätte.

Ein Pulserpartikel zischte durch die Luft und schlug in einen der Holoprojektoren ein. Das generierte Hologramm zuckte, erlosch aber nicht völlig. Björn sprang in Deckung und erwiderte das Feuer.

Isa robbte zu einer der Konsolen und nahm Zugriff auf das Interface. Die nicht mobilen Einheiten waren ungesichert. Mit einem Feind im eigenen Haus hatte Björn wohl nicht gerechnet. Natürlich konnte sie hier nicht mehr tun, als die Projektoren zu programmieren.

Schnell zog sie ein Bild aus dem Speicher der Klondatenbank und legte es mit Zeitverzögerung im lokalen Speicher ab. Dann wählte sie ein Ziel und nahm weitere Anpassungen vor.

Michalew wirkte schwach, ja, seine Hände zitterten, als er aus der Deckung hervorspähte.

Wieder robbte sie am Boden entlang, stets darauf bedacht, dass ein Hologramm oder eine Konsole den Blick auf sie versperrten. Mit einem Zucken wechselte der Projektor das Bild. Wabernd erschien Isas Abbild. Björn und Michalew fuhren herum und nahmen sie unter Dauerfeuer, genau wie vermutet und erhofft.

Isa sprang.

Sie prallte gegen Michalew, der zu Boden ging und den Pulser verlor. Blitzschnell griff Isa nach der Waffe, rollte sich ab und hechtete hinter eine weitere Konsole.

Wütend brüllte Michalew auf.

Bevor Björn reagieren konnte, rannte sein Feind aus dem Raum, auf einen Verbindungsgang zum nächsten Gebäude zu. Dann war er fort.

»Netter Trick«, kommentierte Björn.

»Danke.« Er wusste sowieso, wo sie sich befand.

»Aber das hilft deinen netten kleinen Schiffen dort oben nicht. Genauso wenig, wie dir.« Er lachte. »Du hast es so gewollt.«

Seine Finger berührten ein Icon. Und das genügte. Chondritquader rasten aus ihren Schächten, Laser zuckten, Torpedos glitten aus den Magazinen. Björn hatte die Hölle entfesselt. War ihm sein Überleben tatsächlich nichts mehr wert? Ein solcher Akt konnte nur Gegenmaßnahmen auslösen, was er ganz genau wusste.

Die Konsole vor Isa versank im Boden. Sie sprang auf. Björn stand vor ihr, hielt den Pulser direkt auf ihr Herz gerichtet.

»Weißt du, in der Vergangenheit habe ich mehr als einmal einen glatten Kopfschuss angewendet.« Er schürzte nachdenklich die Lippen. »Aber nicht bei dir. Ich werde deinen Magen perforieren, damit du langsam und qualvoll stirbst. Wie findest du das? Michalew kann noch so lange davonrennen, vielleicht lass ich ihn auch einfach hier und fliehe mit einem Shuttle. Er kann mich nicht ewig halten.«

»Du bist ein Monster.«

»Bitte, jetzt wiederhole dich doch nicht ständig. Wir wissen beide, dass es vorbei ist. Es war unvermeidbar, dass wir ein letztes Mal zusammentreffen. Doch du wirst den hehren Schwur, den du dieser Schlampe Pendergast geleistet hast, nicht mehr verwirklichen können. Die Erde wird Ödland sein, wenn der Rest der Flotte hier eintrifft. Sie werden denken, dass ich tot bin, aber – und das solltest du endlich kapieren – ich habe immer einen Ausweg!«

»Fahr zur Hölle.«

»Du zuerst.«

Ein Pulserschuss war ein Geräusch, das man niemals vergaß, vor allem, wenn die Kugel für einen selbst bestimmt war. Jeder Angehörige der Space Navy konnte das bestätigen. Die elektrisch geladenen Partikel blitzten auf, Björns grinsende Fratze hing über allem. Dann schlug die Salve ein. Isa taumelte zurück, prallte gegen die Wand. Exakt vier Schüsse gab Björn ab, alle auf ihren Magen und den Brustbereich. Er wollte auf Nummer sicher gehen.

Zitternd rutschte Isa an der Wand zu Boden.

Geradezu staunend starrte Björn auf sie herab. »Es ist vorbei.« Er lachte schallend. »Ich habe gewonnen. Hast du das kapiert! Ich gewinne immer!«

Ja, er freute sich wie ein Schuljunge, der gerade nach vielen Jahren den Abschluss erhielt. In seinem Fall war es die Freude darüber, einen anderen Menschen ermordet zu haben.

Er sah ihr beim Sterben zu.

21. Spiel, Satz, Sieg


 

Björns Miene gefror. »Was …«

»Es liegt in deiner Natur, nicht wahr?« Isa erhob sich. Das Hologramm kollabierte.

»Ein Android!«

»Ich war nie hier, Björn. Genau genommen sitze ich entspannt an Bord der SANTANA PENDERGAST. Dachtest du wirklich, ich bin so dumm, mich in deine Reichweite zu translozieren?«

»Aber …« Sein Blick fuhr zum Saphirglas, auf dem die Trümmerwolke dargestellt wurde, die einmal die Schiffe der Flotte gewesen waren.

Etwas zuckte vor der Fläche.

»Ich habe ein Hologramm auf das Glas gelegt und die Touch-Funktion gesperrt. Dann habe ich den Simulationsmodus aktiviert. Du hast die Waffen nie abgefeuert.«

Björn hastete zur Konsole und deaktivierte das Hologramm. Die Schiffe schwebten nach wie vor im Orbit, unbeschädigt. Isa saß immerhin auf einem davon.

»Dann holen wir das jetzt nach!«, blaffte er.

»Die Reaktivierung des Gefechtsmodus dauert exakt fünf Minuten«, sagte sie leichthin. »Der Fusionsreaktor detoniert in vier.«

Mit einem Mal fühlte Isa sich leicht, ja, befreit. Björn hatte recht, es war vorbei.

Er aktivierte einen der Monitore und ließ sich die Position von Michalew anzeigen. Dieser befand sich ein Haus weiter, hatte die Waffe angelegt und zielte auf den Zugang.

»Sie verdammter Idiot«, blaffte Björn in ein Mikrofon. »Stellen Sie das Kraftfeld ab! Geben Sie mir den Code, schnell!«

»Niemals!«, brüllte Michalew.

Langsam bewegte Isa den Androidenkörper zum Fenster. Das Meer brandete an den Strand, Wellen ließen winzige Steine zu Strukturen werden, um sie im nächsten Augenblick zu zerstören. Der Androidenkörper besaß eine Zoom-Funktion...