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Bint-Anat. Tochter des Nils

Birgit Fiolka

 

Verlag Birgit Fiolka, 2011

ISBN 9783942660617 , 557 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz DRM

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2,64 EUR


 

Königlicher Mitregentenpalast in Memphis (S. 52-53)

Bint-Anat trug eine Schale mit Süßgebäck vor sich her. Ihr war sonst nichts eingefallen, was sie Merit-Amun hätte mitbringen können. Ohnehin wäre sie lieber alleine geblieben, ihre Halbschwester war ihr fremd. Sie und ihr Bruder waren so gut wie nie mit Nefertaris Kindern zusammen. Sie betrat Merit-Amuns Gemächer und schaute sich um. Es war Gott sei Dank niemand da. Mit ruhigem Gewissen wollte sie sich umdrehen und durch den Garten in ihre eigenen Gemächer zurückkehren, als sie Nefertaris Stimme im Garten hörte. „Bint-Anat, wir sind im Garten, leiste uns doch etwas Gesellschaft.“ Bint-Anat lief rot an. Jetzt konnte sie nicht einfach weggehen. Sie drehte sich also um und trat auf Nefertari zu, die neben ihrer Tochter auf der Decke saß.

Merit-Amun schien es schon wieder besser zu gehen. Sie spielte mit einer Puppe, der sie immer wieder diverse Kleider anzog und verschiedene Perücken aufsetzte. Nefertari lächelte und machte eine Stelle auf der Decke für sie frei. „Merit-Amun ist schon fast wieder gesund. Das haben wir nur dir zu verdanken, Bint-Anat.“ Nefertari wandte sich an ihre still für sich spielende Tochter. „Meri, sieh nur, deine Schwester Bint-Anat besucht dich. Du solltest dich bei ihr bedanken. Sie war es, die dich gefunden hat.“

Merit-Amun blickte schüchtern ihre große Schwester an. Dann lächelte sie und drückte Bint-Anat ihre Puppe in die Hand. Bint-Anat wusste mit dieser Dankesgeste so recht nichts anzufangen. Verwundert schaute sie auf die abgenutzte Puppe. Nefertari streichelte die Wange ihrer Tochter. „Meri ist sehr schüchtern, aber diese Puppe da ist ihre Lieblingspuppe. Sie hat sie nie jemand anderem anvertraut. Es ist ihre Art, dir zu danken.“ Bint-Anat blickte verlegen drein. Da ihr nichts Besseres einfiel, bot sie Nefertari und Merit-Amun von dem mitgebrachten Süßgebäck etwas an. Beide nahmen ein Stück davon.

Merit-Amun beobachtete ihre Schwester, halb versteckt hinter dem Rücken ihrer Mutter. Nefertari stand langsam auf, „Bint-Anat, würdest du eine Weile bei Merit-Amun bleiben? Ich werde im Tempel der Mut erwartet und wäre froh, wenn Meri noch etwas an der frischen Luft sein könnte. Nach dem, was passiert ist, mag ich sie keiner Dienerin oder Sklavin mehr anvertrauen.“ Bint-Anat nickte. Nefertari bedankte sich und schwebte davon. Bint-Anat sah ihr beeindruckt hinterher. So und nicht anders hatte sie sich eine fleischgewordene Göttin vorgestellt, wenn sie die Tempelreliefs betrachtete. Auch ihre Mutter war schön, doch hatte Nefertari etwas Überirdisches an sich.

Sie war entrückt, stand über allem, was ihr irdisches Leben ausmachte. Als Nefertari verschwunden war, besann Bint-Anat sich der Anwesenheit von Merit-Amun. Ihre Schwester betrachtete sie immer noch schüchtern aus staunenden Augen, und in gewisser Weise konnte Bint-Anat die gleiche göttliche Aura erkennen, die ihre Mutter selbst um sich hatte. Bint-Anat legte Merit-Amun ihre Puppe zurück in den Schoß. „Hier, Meri, ich danke dir für dein Geschenk, doch ich weiß, wie viel dir diese Puppe bedeutet, und ich habe selbst welche.“ Das war gelogen, Bint-Anat konnte sich nicht daran erinnern, jemals mit Puppen gespielt zu haben. Meri sah ihre Schwester traurig an.