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Lesereise Oslo - Auf der Suche nach Ibsens Badewanne

Anne Helene Bubenzer, Gabriele Haefs

 

Verlag Picus, 2011

ISBN 9783711750488 , 132 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

Dem Hamsun eine Gasse (S. 73-74)

Über eine immerwährende norwegische Diskussion

Kein norwegischer Dichter hat es je zu solchem Weltruhm gebracht wie Knut Hamsun (1859–1952) – abgesehen vielleicht von Henrik Ibsen, den Hamsun übrigens zutiefst verachtete und mit bissigem Spott verfolgte. Ibsen, auch wenn er laut Augenzeugenberichten ein absolut mieser Charakter war, erscheint seinen Landsleuten heute mehr denn je als engelsgleiche Lichtgestalt. Sein Kollege Hamsun dagegen unterstützte in seinen späten Jahren die Nazis und gilt deshalb in der guten Gesellschaft bis heute eher nicht als salonfähig. Und doch hat er eine treue Fangemeinde.

Man solle die Vergangenheit ruhen lassen und dem größten Romancier, den das Land jemals hervorgebracht hat, endlich in der Hauptstadt Oslo eine Straße widmen, sagen die einen, und sie verweisen darauf, dass nicht einmal der böswilligste Hamsun-Verächter in dessen Werk irgendwelche Hinweise auf die Nazisympathien finden kann. Man solle also Werk und Autor trennen und die Straße sozusagen dem Werk widmen.

Und sei es, indem man sie nach einer Figur aus einem Hamsun-Roman benennt und nicht nach dem Mann selbst. Nichts da, widerspricht die andere Seite, er unterstützte die Nazis und tat und sagte schreckliche Dinge, nie und nimmer darf so einer eine Straße kriegen. (Dass in anderen norwegischen Orten, die irgendeinen Bezug zu Hamsun haben, wie Narvik, Mo i Rana oder Stokmarknes, durchaus Hamsun-Straßen existieren, wird dabei nicht weiter erwähnt, von Oslo aus gesehen ist alles andere öde Provinz.)

Doch unmittelbar vor Beginn des Jahres 2009, in dem Hamsuns hundertfünfzigsten Geburtstag zu feiern war, wurde nur scheinbar abermals energisch diskutiert, denn eigentlich sagen alle dasselbe wie eh und je. Und der Kompromissvorschlag, einen Platz in der Nähe des Osloer Hauptbahnhofs nach Hamsun zu benennen, hat die Befürworter nur verdrossen. Dabei spräche einiges für diese Lösung: Just dort spielen große Passagen von Hamsuns erstem großen Romanerfolg »Hunger«, mit seinem so oft zitierten Anfang: »Es war in jener Zeit, als ich in Kristiania umherging und hungerte, in dieser seltsamen Stadt, die keiner verlässt, ehe er von ihr gezeichnet worden ist …«