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Interpretationen und Unterrichtsvorschläge zu Caesars »Bellum Gallicum« - Lehrerkommentar

Hans-Joachim Glücklich, Elmar Siebenborn

 

Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Unipress, 2008

ISBN 9783647256450 , 100 Seiten

Format PDF

Kopierschutz Wasserzeichen

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16,00 EUR


 

III. Einzelinterpretationen Τ 1 Der Krieg gegen die Helvetier (I 1-30) (S. 16-17)

1.1 Gallien: L a n d u n d Leute (in Caesars Sicht) (I 1 , 1 - 4 )

Das erste Kapitel vermittelt in nüchternem Kommentarienstil - Namen, Fakten und Zahlen prägen die Darstellung - einen ersten Eindruck von dem geographischen Raum, in dem sich die folgenden Ereignisse zutragen, und von den Menschen, die dort wohnen.

Der Bericht erfolgt aus der Vogel-, ja der Satellitenperspektive: nur die großen Flüsse und die wichtigsten Landesteile treten in den Blick; die Übersicht ist Ausdruck einer Generalsoptik; sie zeugt von dem Willen eines Feldherrn, den Raum in seiner Gesamtheit zu erfassen, zu ordnen und zu beherrschen. Auch im einzelnen wird die strategische Sicht beibehalten. Caesar stellt die beiden Eigenschaften heraus, die für die Politik und Kriegsführung in Gallien von besonderer Bedeutung sein werden: die empfindlichste Schwäche und die größte Stärke der Gallier: innere Zerrissenheit und Kriegstüchtigkeit.

Den ersten Teil (I 1,1-2) beherrscht das Motiv der inneren Zerrissenheit. Das semantische Merkmal >Trennung< ist rekurrent (est... divisa; inter se differunt; dividit). Zweimal vollzieht sich eine gedankliche Bewegung von der Betonung der Gesamtheit (omnis; omnes) zur Vorstellung der Uneinheitlichkeit: Gallia ... omnis —> divisa in partes tres; hi omnes -> inter se differunt. Die stilistische Anordnung der antithetischen Begriffe ist markant: im ersten Satz stehen sie (omnis — divisa) hart nebeneinander, im zweiten Satz (hi omnes - inter se differunt) umklammern sie die übrigen Elemente des Satzes; der Gedanke der Teilung ist hier durch die Endstellung noch stärker als im ersten Satz betont.

Die Darstellung zeigt, woraur es Caesar ankommt und welchen inhaltlichen Akzent er setzen möchte: das geographische und politische Gesamtgebilde des freien Galliens ist trotz seiner ungeheuren Größe ein überschaubarer und klar gegliederter Raum. Die Kenntnis der inneren Gliederung gibt einen Anhaltspunkt für das politische und militärische Vorgehen: es bietet sich eine Politik des divide et impera an, die Caesar, wie er in seinem Bericht zeigen wird, meisterhaft zu handhaben versteht.

Das Thema der gallischen Uneinigkeit und der darauf basierenden Strategie Caesars, auf das die commentarii immer wieder zurückkommen werden, nimmt bereits hier, in Caesars Technik des andeutenden Vorausverweises (s.u.), seinen Anfang. Die innere Zerrissenheit ist der Faktor, der die Eroberung Galliens erleichtern kann; daneben stellt Caesar die Eigenschaft, die ihm am meisten zu schaffen machen wird: die besondere Kriegstüchtigkeit einzelner Stämme: der Beiger und Helvetier. Ihre Darstellung beherrscht den zweiten Teil des Einleitungskapitels (I 1,3—4), das sich so als antithetisch strukturiert erweist.

Der Unterwerfung der Helvetier und Beiger muß neben der Zurückdrängung der germanischen Expansion, die hier ebenfalls angedeutet wird, das Hauptinteresse gelten. So bereitet das erste Kapitel unmittelbar auf die Berichte über die beiden ersten Kriegsjahre vor, in denen Helvetier, Beiger und Germanen die Hauptgegner Caesars sind. Die besondere Tapferkeit der Beiger wird dreifach begründet: (a) Entfernung von der Provinz, (b) keine Berührung mit Kaufleuten und ihren verweichlichenden Waren, (c) Nähe zu den Germanen. Die Kriegstüchtigkeit der Helvetier muß anders begründet werden. Aufgrund der anderen geographischen Lage entfallen die beiden ersten Argumente. Übrig bleibt nur die Nähe zu den Germanen. Hier ist allerdings eine Steigerung zu erkennen.