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Andrea Bernasconi und die Oper am Münchner Kurfürstenhof 1753–1772

Daniela Sadgorski

 

Verlag Herbert Utz Verlag , 2010

ISBN 9783831640003 , 351 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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5 Bernasconis Opern im Kontext (S. 225-226)

5.1 Gattungs- und Musikgeschichte


5.1.1 Thematische und methodische Ansätze


Wer sich mit der opera seria des 18. Jahrhunderts beschäftigt, sieht sich im Hintergrund mit einer enormen Materialfülle konfrontiert. Immerhin war die Gattung über viele Jahrzehnte hinweg in ganz Europa verbreitet und zahlreiche Opernhäuser brachten pro Saison jeweils mehrere Produktionen auf die Bühne. Im Ergebnis hat sich bis heute eine Vielzahl musikdramatischer Werke erhalten, die diesen Markt in einer durchaus auf Ef?zienz und Funktionalität hin ausgerichteten Art undWeise bedient haben.

Charakteristischerweise sind sie handschriftlich überliefert, nicht ediert und außerhalb ihres Aufbewahrungsortes nur eingeschränkt zugänglich. Aus diesem Grund wurde bisher nur ein Bruchteil der Quellen von der musikwissenschaftlichen Forschung ausgewertet. Die Tatsache, dass es sich bei der Oper nicht um absolute Musik handelt, sondern in ihr mehrere künstlerische Sparten zusammenwirken und dass ihre Entstehung und Aufführung in ein komplexes System kultureller wie wirtschaftlicher Interessen eingebunden ist, erweitert darüber hinaus den Katalog der möglichen Fragestellungen. Entsprechend groß ist die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der Oper des 18. Jahrhunderts befassen und dabei thematisch ganz verschiedenen Aspekten nachgehen.

Dennoch lassen sich für die musikwissenschaftliche Opernforschung einige grundsätzliche Tendenzen formulieren: Viele Studien beschränken sich auf ein überschaubares Corpus, etwa das Werk eines einzelnen Komponisten oder das Repertoire eines bestimmten Theaters, einer bestimmten Region oder eines bestimmten Fürstenhofes.563 Andere Publikationen setzen einen thematischen Schwerpunkt, um die Menge des relevanten Quellenmaterials einzudämmen.

Dabei erfreuen sich auf der einen Seite Komponisten und Institutionen besonderer Aufmerksamkeit, die heute noch einen guten Ruf genießen, auf der anderen Seite sind Themen beliebt, die sich auf der Basis messbarer Daten bearbeiten lassen: Wie viel Text wurde im Libretto gekürzt, wie viele Arien entfallen auf welche Sänger, wie viele orchesterbegleitete Rezitative oder Ensembles enthält ein dramma per musica, welche Arienformen werden wie oft verwendet?

Ähnlich verbreitet wie die statistische Auswertung ist die stilistische Bewertung der opera seria, die in erster Linie auf der Basis formaler Aspekte vorgenommen wird. Während in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Herausbildung, Etablierung und Vorherrschaft der fünfteiligen da capo-Arie angesetzt wird, gilt die zweite Jahrhunderthälfte als von einer beginnenden und sich kontinuierlich ausbreitenden „Reformbewegung“ gekennzeichnet. Ihre Merkmale sind einerseits die Zunahme der recitativi con stromenti und Ensemblesätze – Duette, Terzette und Quartette bis hin zum Sextett –, andererseits die Au?ösung der da capo-Arie zugunsten neuer Arienformen."