dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Star Wars. Sturm über Tatooine

Kevin J. Anderson

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641077938 , 448 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

7,99 EUR


 

Wir spielen nicht auf Hochzeiten: Die Geschichte der Band


Kathy Tyers

Der höhlenähnliche, verräucherte Thronsaal von Jabba dem Hutt stank nach verschütteten Rauschmitteln und verschwitzten Körperpanzern. Wächter und Gauner, Tänzerinnen und Kopfgeldjäger, Menschen und Jawas und Weequays und Arconas lagen, wo sie umgefallen waren, zusammengerollt unter den Torbögen oder bunt durcheinandergewürfelt in den nischenförmigen Separées oder überall im Raum verstreut. Die inneren Fallgatter standen sperrangelweit offen.

Nur ein weiteres rauschendes Fest in Jabbas Palast.

Diese Fallgatter stören mich — was ist, wenn man plötzlich verschwinden muß? —, aber sie halten den übelsten Abschaum fern.

Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Der übelste Abschaum, Jabba persönlich, bezahlte uns gut. Verbrecherlord, Genießer, Kritiker; sein haarloser, gefleckter Schwanz zuckte im Rhythmus, wenn wir spielten. Nicht in unserem Rhythmus. In seinem.

Wir sind Figrin D’an und die Modalnodi, angesehene Mitglieder der Intergalaktischen Musikervereinigung, und wir sind — oder waren — Jabbas festangestellte Hausband. Ich habe seine Ohren nie gesehen, aber Jabba weiß eine gute Swingband zu schätzen. Er liebt es außerdem, Kredit zu geben und Schmerzen zuzufügen, und er findet beides wesentlich therapeutischer als Musik.

Wir hockten in der Garderobe und packten unsere Hörner ein, während Jabbas Gäste schnarchten. Meine Fizzz — symphonische Erbsenzähler wie Sie würden sie als dorenianischen Beschniquel bezeichnen, aber das ist gequirlter Quark — hatte ich schneller im Koffer verstaut als man braucht, um einen imperialen Inspektor auf den Kopf zu stellen und seine Taschen nach Kreditcoupons zu durchsuchen.

Wir sind Bith. Unsere langen, haarlosen Hälse stellen eine höhere evolutionäre Entwicklungsstufe dar, und unsere Mundfalten sind für Blasinstrumente wie geschaffen. Wir nehmen Geräusche so klar wahr wie andere Spezies Farben.

Unser Bandleader, Figrin D’an, polierte müde sein Kloo-Horn (dahinter verbirgt sich ein Wortspiel, aber man muß schon Bithisch sprechen, um es zu verstehen). Es ist ein Doppelrohrblattinstrument, länger als meins und reicher an Pastellharmonien, aber sein Klang ist nicht so einschmeichelnd. Tedn und Ickabel stritten sich um ihre Fanfarkoffer. Nalan war bereits dabei, die Hornglocken von seinem Bandfill abzunehmen, und Tech — wir sehen für Nichtbith alle gleich aus, aber man kann Tech an seinem glasigen Blick erkennen — saß zusammengesunken an seiner Ommnibox. Die Empfangsschüssel der Ommni war von Gipsstaub und kleinen Mörtelbrocken bedeckt, die während einer nächtlichen Blasterschießerei von der Decke gefallen waren. (Die Ommni verstärkt die hohen und tiefen Töne unserer Instrumente und sorgt für einen satten, klaren Sound. Um sie zu spielen, muß man selbst als Bith ein Genie sein. Tech haßt Figrin. Figrin hat die Ommni in der letzten Saison in einem Sabaccspiel gewonnen.)

»He, Doikk.« An Figrins Kopf glitzerten Schweißperlen. Es versprach ein brütend heißer typischer Tatooine-Tag zu werden, und Jabbas Wärmeaustauscher brauchten dringend eine Überholung.

Ich legte meine Fizzz zur Seite. Meine Fizzz. »Was ist?« fragte ich barsch. Ich war nicht in der Stimmung für irgendeinen Unsinn.

»Lust auf ein Sabaccspiel unter Freunden?«

»Ich spiele nicht, Figrin.«

Figrin wischte sich mit einer knorrigen Hand den Schweiß vom Kopf. »Du bist ganz schön eigensinnig, Doikk.«

Und du bist widerlich. »Alle Musiker sind eigensinnig.«

»Selbst für einen Musiker bist du zu eigensinnig. Wer hat je von einem Bandmitglied gehört, das nicht spielt?«

Ich bin der Außenseiter der Band, die personifizierte Vernunft. Ich habe diese süße kleine Fizzz durch sechs Systeme geschleppt. Ich stimme sie regelmäßig und öle sie vor jedem Auftritt ein. Ich schnitze mir meine eigenen Blasinstrumente. Ich hatte ganz bestimmt nicht vor, sie in irgendeinem Sabaccspiel einzusetzen. Nicht einmal, um Feuerkopf Figrin D’an zu besänftigen, einen Bandleader, der jede schiefe Note kritisiert, Eigentümer aller Bandinstrumente ist und uns nach Lust und Laune herumkommandiert.

»Ich spiele nicht, Figrin. Du weißt das ...«

Eine schattenhafte Gestalt rollte durch den Haupttorbogen. »Figrin«, flüsterte ich, »dreh dich um. Langsam.«

Die Wespentaille, die breiten Schultern und der abgeflachte Kopf des Droiden hatten sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingeprägt, kurz nachdem Jabba uns unseren Exklusivvertrag gegeben hatte: sein uralter E522-Attentäter. E-522 hatte meinen Hals gerettet, als mich einer von Jabbas menschlichen Segelbarkenwarten beschuldigt hatte, Jabbas persönlichen Vorrat an lebenden Sommersprossenkröten zu plündern. Zum Glück hatte mir E-522 ein Alibi verschafft. Danach hatte ich mir geschworen, nach Möglichkeit jeden Kontakt mit Menschen zu vermeiden.

Aber Jabba war ganz versessen darauf gewesen, jemanden an den Rancor zu verfüttern. Die Gerechtigkeit hätte verlangt, meinen menschlichen Verleumder zu nehmen, aber Jabba und Gerechtigkeit waren zwei verschiedene Dinge. Also hatten sie E-5 dick mit Fleischsaft beschmiert und durch die Falltür vor Jabbas Thron in die Rancorgrube geworfen. Als ihn Jabbas riesiger mutierter Sklave wieder ausgespuckt hatte, war er so beschädigt gewesen, daß sich eine Reparatur nicht mehr lohnte.

Hatte ich wenigstens gedacht. War er zurückgekehrt, um Rache zu nehmen?

Er trug keine Hemmbolzen. Wie eine von Blasterstrahlen zernarbte Säule auf Rädern rollte er auf uns zu. Verzweifelt sah ich mich um. Niemand wachte auf, um uns zu retten.

Der Droide hob seine oberen Gliedmaßen. Beide endeten in Ellbogengelenken. Jemand hatte seine Waffenaufsätze entfernt — aber das machte ihn nicht hilflos. Attentäterdroiden tragen immer Ersatzwaffen bei sich.

»Figrin D’an?« sagte er mit blechern klingender Stimme.

»Was würdest du tun ... wenn du ihn findest?« Figrin rutschte näher zu mir und bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall. Ich hatte noch nie einen Blaster getragen. Ich wünschte mir jetzt, einen zu haben, auch wenn er mir wahrscheinlich nicht viel genutzt hätte.

»Ich habe eine Botschaft für ihn«, tutete der Droide. »Haben Sie keine Angst. Mein Attentatsprogramm ist gelöscht worden, und wie Sie sehen können, bin ich unbewaffnet. Mein neuer Besitzer hat mich vor dem Schrottplatz gerettet und setzt mich jetzt als Kurier ein.«

»Er kann sich nicht an uns erinnern«, wisperte Figrin auf bithisch. »Seine Gedächtnisspeicher sind ebenfalls gelöscht worden.«

Während ich mich langsam beruhigte, trat meine alte Einstellung gegenüber Attentäterdroiden wieder in den Vordergrund: Solange man sie sieht, muß man sich keine Sorgen machen. Er hatte nicht geschossen, bevor wir ihn entdeckt hatten, also waren wir sicher. Und ich bin mit Droiden schon immer besser zurechtgekommen als mit den meisten anderen intelligenten Wesen. Vor allem den Menschen.

Aber E-5 all seine Waffen zu nehmen ... Ebensogut hätte man mir alle Finger abschneiden können, um mein Leben zu retten.

»Wer ist dein neuer Besitzer?« fragte ich.

Der Droide mahnte mich zischend, leiser zu sprechen.

Ich senkte meine Stimme. »Wer?« wiederholte ich sotto voce.

Die Antwort war kaum hörbar. »Mistress Valarian.«

Oho. Val, wie ihre Freunde sie nannten, eine hauerbewehrte Whiphidin, die erst vor kurzem nach Tatooine gekommen und Jabbas Erzrivalin in der Raumhafenstadt Mos Eisley war. Glücksspiel, Waffen- und Informationshandel, das übliche ... aber ihr Geschäft lief prächtig. Kein Wunder, daß sie einen recycelten Kurier geschickt hatte.

Jetzt, wo ich wußte, daß mir keine unmittelbare Gefahr drohte, lehnte ich mich an die Bühne. »Was will sie?«

»Sie möchte Sie für eine Hochzeit engagieren, die in ihrem Hotel zum Glücklichen Despoten in Mos Eisley stattfinden wird.«

Ich hatte vom Glücklichen Despoten schon gehört. Figrin schürzte seine Lippenfalten. »Wir spielen nicht auf Hochzeiten«, antworteten wir gleichzeitig.

Das müssen Sie verstehen. Für einen Auftritt bei einer Hochzeit gehen zwei Tage drauf (je nach Spezies sogar drei Tage, plus die Zeit, die man braucht, um neue Stücke einzustudieren.) Man wird wie ein Tonband behandelt, muß unmögliche Phrasen wiederholen, die üblichen Hochzeitsmärsche in die Länge ziehen und bekommt obendrein noch aufgetragen, einen Tusch zu spielen, wenn das völlig entnervte Brautpaar endlich anrollt ... falls es überhaupt anrollt. Dann der Empfang, wo sich jeder besäuft, bis keiner mehr einen Ton hört. All das für das halbe Honorar und die doppelte Befriedigung: Man hat geholfen, den Fortbestand einer Spezies zu sichern.

E-5 drehte seinen flachen Kopf zu Figrin. Offensichtlich funktionierten seine Erkennungsschaltkreise noch. »Mistress Valarian hat sich einen Gemahl von ihrer Heimatwelt kommen lassen«, erklärte er.

Gut, daß ich in diesem Moment nicht trank. Ich hätte mich verschluckt. Es gibt nur ein Wesen, das häßlicher ist als ein Hutt: ein Whiphide. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ein weiterer gigantischer Whiphide mit ranzigem Fell und gelben Hauern auf Tatooine eintraf. Valarian hatte ihn wahrscheinlich mit luxuriöser Unterbringung und guten Jagdmöglichkeiten geködert. Ich war gespannt, wie er reagierte, wenn er Mos Eisley...