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So coachen sich die Besten - Persönliche Höchstleistungen erzielen

Marion Klimmer

 

Verlag Redline Verlag, 2012

ISBN 9783864142567 , 200 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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21,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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1. Höchstleistungen


1.1 Was sind Höchstleistungen?


Das Rededuell mit dem politischen Gegner vor laufenden Fernsehkameras kann über Wahlsiege entscheiden, das souveräne Auftreten in einer TV-Talkshow über die politische oder berufliche Karriere. Den Druck, den ein Fußballprofi spürt, wenn er den Ball zum entscheidenden Elfmeter auf den Punkt legt, können wir nur erahnen. Genauso die Anspannung, die ein Golfprofi empfindet, wenn er – beobachtet von Millionen Fernsehzuschauern und vielen anwesenden Fans – den Ball zum alles entscheidenden Putt äußerst präzise und natürlich ganz locker im Loch versenken muss. Aber auch die kritischen Rückfragen nach einer wichtigen Verkaufspräsentation beim potenziellen Kunden, die wir fachkundig und gleichzeitig souverän und sympathisch zu beantworten haben. Oder Verhandlungen, schwierige Mitarbeitergespräche, Bewerbungssituationen und Assessment-Center, Auftritte und Präsentationen vor wichtigem Publikum, Prüfungen und Examina. Das sind alles Situationen, die Menschen absolute Höchstleistungen abfordern, die sie nur mit großer mentaler Stabilität und Stärke meistern können.

Viele Führungskräfte und Profisportler müssen natürlich nicht nur gelegentlich, sondern permanent Spitzenleistungen erbringen, sonst könnten sie sich auf ihrem Toplevel gar nicht halten. Aber auch sie kennen ganz spezielle Drucksituationen, die weit über die tägliche Routine hinausgehen und in denen auch sie ganz besonders gefordert sind, situativ Höchstleistungen abzurufen. Was jeweils als Höchstleistung empfunden wird, hängt vom Individuum ab: Der Moderator einer News-Sendung kann die meisten Themen souverän und entspannt vortragen. Aber wenn der Bericht um menschliche Schicksale geht, dann wird die Sendung für ihn schlagartig zur Höchstleistung. Golflegende Tiger Woods, der für sein selbstsicheres Spiel und seine starken Nerven berühmt war, verriet in einem Interview, dass es für ihn eine ganz besondere Herausforderung war, beim Ryder-Cup nicht für sich selbst, sondern für sein Land zu spielen. Er blieb bei diesem Top-Turnier, für alle Experten ganz überraschend, deutlich unter seiner Bestform. Für einen Sterne-Koch ist es vielleicht eine absolute Höchstleistung, wenn er das erste Mal unter Beobachtung von Fernsehkameras kochen muss. Und ein routinierter Top-Verkäufer, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt, wird bei einem Schlüsselkunden, den er immer schon gewinnen wollte, doch nervös. Und ein Vorstand empfindet Aufsichtsratssitzungen mittlerweile als Routine, aber die Rede auf einer wichtigen Betriebsversammlung, bei der er schmerzhafte Einschnitte verkünden muss, ist für ihn eine menschlich sehr fordernde Höchstleistung.

Der steigende Wettbewerbs- und Erfolgsdruck in unserer Arbeitswelt führt dazu, dass aber auch immer mehr »normale« Einzelpersonen oder auch ganze Teams sich in entscheidenden Situationen von ihrer stärksten und besten Seite zeigen müssen. Momente, in denen auf den Punkt genau beziehungsweise situativ entsprechende Höchstleistungen abgefordert werden. Sportler, Verkäufer, Vorstände, Abteilungsleiter, Berater bei psychologischen Diensten, Anwälte, Bewerber in Assessment-Centern, Ärzte, OP-Schwestern, Piloten, Eltern, Broker und viele andere Berufgruppen – sie alle haben Situationen zu meistern, in denen sie situativ Höchstleistungen erbringen müssen. Dies sind Momente, die sekunden- oder minutenschnell den Weg zu »Gewinn« oder »Verlust«, zu »Sieg« oder »Niederlage« bahnen. »Bahnungsmomente« nennt die Hamburger Psychologin Cora Besser-Siegmund daher solche entscheidenden Augenblicke.

1.2 Höchstleistungen situativ abrufen können


Worum geht es dabei eigentlich? Das unterscheidet sich natürlich je nach Branche deutlich, aber generell gilt: Die physischen und kognitiven Fähigkeiten (das Fachwissen) müssen vorhanden sein. Sie sind zwingende Voraussetzungen für Höchstleistungen. Entscheidend in solchen Momenten ist aber, beides wirklich auf den Punkt – wie auf Knopfdruck – abrufen zu können. Und das sollte uns heutzutage selbst dann gelingen, wenn wir gar nicht darauf vorbereitet sind. »Elevator Pitch« nennen Psychologen und Trainer diese Situationen: Sie treffen beispielsweise überraschend im Fahrstuhl (englisch: elevator) einen wichtigen Kunden, eine einflussreiche Kontaktperson oder den eigenen Chef – und sind plötzlich in einer Höchstleistungssituation. Speziell, wenn Sie einen besonderen Eindruck mit etwas erwecken, oder etwas Bestimmtes adressieren, fragen oder bitten wollen. Dafür müssen Sie von der einen auf die andere Sekunde die entscheidenden Fakten, Zahlen und Argumente parat haben, das wird erwartet – und noch mehr. Sie sollten sie souverän, charmant und möglichst humorvoll präsentieren sowie – und das ist die Königsdisziplin – Rückfragen schlagfertig parieren können. Wie gesagt: Solche Situationen sind in unserer heutigen Arbeitswelt keine Seltenheit und sie können »Bahnungsmomente« sein, und über die weitere Karriere in die eine oder andere Richtung entscheiden.

Wer in einem solchen Moment zögerlich oder unsicher ist – oder gar Panik bekommt, verkrampft und kein Wort herausbringt, der hat verloren. Wer es schafft, locker zu bleiben und seine Leistung abzurufen, wird von der Situation profitieren. Dies wird aber nur gelingen, wenn wir unsere emotionale Seite im Griff haben. Was viele unterschätzen: Unsere Emotionen müssen ausbalanciert und stabil sein, sonst wird’s nichts mit der Höchstleistung. Denn der größte Leistungsfresser heißt Stress. Wir kennen ihn in Form von Lampenfieber, Aufregung, Unsicherheit, Prüfungsangst, Versagensangst, Blackout und in vielen anderen Ausprägungen. Stress blockiert nicht nur die Leistungsfähigkeit direkt, sondern hemmt auch noch andere wichtige Fertigkeiten wie Kreativität, Spontaneität, Schlagfertigkeit und Konfliktstabilität.

Das liegt vor allem an den entwicklungsgeschichtlich alten Teilen unseres Gehirnes wie dem Limbischen System (»Emotionszentrum«) unter dem Großhirn oder »Denkhirn«. Schon in der Frühphase des Menschen bewertete es die eingehenden Sinnesreize auf lebenserhaltende Funktionen wie Angriff oder Flucht und setzte die entsprechenden Hormonausschüttungen in Gang. Durch die Ausschüttung von Adrenalin wurden die motorischen Fähigkeiten schlagartig erhöht, gleichzeitig aber die optimale Vernetzung der beiden Gehirnhälften unterbrochen. Der Urmensch sollte bei ersten Anzeichen von Gefahr sofort weglaufen – ohne vorher lange über die Sinnhaftigkeit der Flucht nachzudenken oder gar über die Relevanz von Signalen zu grübeln. Lebensentscheidend war, dass er möglichst schnell die Beine in die Hand nahm. Wenn ein Bär hinter ihm her war, zählte schließlich jede Sekunde.

1.3 Keine Höchstleistung ohne Emotionsmanagement


Leider wird dieses »Notfallprogramm« aus der Urzeit auch heute noch gestartet, wenn wir beispielsweise eine sehr wichtige Präsentation vor einem Prüfungsgremium, dem Vorstand oder dem kritischen Fachpublikum halten müssen. Sobald unser Stresslevel über eine gewisse Schwelle hinaus ansteigt, wird sehr viel Adrenalin ausgeschüttet, unsere Motorik angeregt und die Vernetzung der Hirnareale erschwert oder sogar unterbrochen, die für Rationales und Emotionales zuständig sind. So wird bei starkem Stress die Leistungsfähigkeit des Denkhirns beeinträchtigt. Und das kann fatale Folgen haben: Blackouts oder Sprachlosigkeit. Mitten im Vortrag fallen uns plötzlich bekannte Schlüsselworte nicht mehr ein oder uns geht gar der rote Faden verloren. Die Fähigkeit, einen roten Faden zu spinnen, sitzt vorwiegend – genau wie die Logik und die Sprache – in der linken Hirnhälfte (bei Rechtshändern), während Kreativität, vernetztes Denken und die Emotionen vorwiegend in der rechten Gehirnhälfte gesteuert werden. (Hinweis: Neuere Forschungen haben ergeben, dass diese klassische Hemisphären-Aufteilung stark vereinfacht und die Realität sehr viel komplexer ist: Mittlerweile weiß man, dass verschiedene Gehirnfunktionen in diversen Arealen, links und rechts, gleichzeitig übernommen werden können, etwa nach Unfällen. Der Einfachheit halber bleiben wir aber bei der schwerpunktmäßigen Zuordnung zur rechten oder linken Gehirnhälfte.) Für einen gelungenen Vortrag brauchen wir aber beide Gehirnhälften beziehungsweise viele Gehirnareale und vor allem deren optimales Zusammenspiel. In diesem Fall: Sprachzentrum, Logik, Kreativität und Schlagfertigkeit. Wenn Sie in so einem Bahnungsmoment, beispielsweise mitten in einem wichtigen Vortrag, feststellen, dass Ihnen die einfachsten Worte nicht mehr einfallen, spätestens dann wird Ihr Limbisches System Alarm schlagen und noch mehr Adrenalin ausschütten lassen. Ihre Motorik wird so aktiviert, dass sich die Muskeln verkrampfen. Ihr Stresspegel steigt weiter an und, wenn es schlecht läuft, dauert es womöglich nicht mehr lange, bis Sie einen kompletten Blackout erleiden.

»Passiert mir doch nicht«, werden Sie jetzt vielleicht denken. Aber Vorsicht: In diesen Sog können auch grundsätzlich ganz entspannte und vermeintlich angstfreie Menschen hineingezogen werden. Nämlich dann, wenn sie unter dem Stress der Höchstleistungssituation mit unverarbeiteten Emotionen aus der Vergangenheit, etwa aus ihrer Kindheit, konfrontiert werden. Ein Beispiel: Der Schüler, der von seinem Lehrer früher immer an die Tafel zitiert und dort schrecklich bloßgestellt wurde, bekommt heute eine Panikattacke, wenn ihn der Moderator als nächsten Vortragsredner ankündigt. Meistens kann er sich diese plötzliche Auftrittsangst gar nicht erklären, da der sogenannte »Biografie-Stress« (siehe »Vertiefung«) von früher vergessen oder...