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Star Wars. X-Wing. Die teuflische Falle

Michael A. Stackpole

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641078072 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

1


Commander Wedge Antilles hätte eine Zeremonie im kleinen Kreis vorgezogen. Die Sonderstaffel betrauerte den Verlust eines der ihren, eine Woche nach seinem Tod. Wedge wollte eine kleine Gruppe von Vertrauten zusammenbringen, bei der Corran Horns Freunde die Erinnerungen an ihn teilen konnten, aber das war nicht möglich. Corran war während der Befreiung von Coruscant gestorben. Das machte ihn zu einem Helden unter Helden, und obwohl auch Corran selbst vermutlich eine Gedenkfeier im kleinen Kreis vorgezogen hätte, war das einfach nicht heroisch genug für jemanden, der so berühmt gewesen war wie er.

Wedge hatte also gewußt, daß nicht alles nach seinen Wünschen verlaufen würde, aber er hatte nicht vorausgesehen, wie sehr die Dinge außer Kontrolle geraten würden. Er hatte erwartet, daß sich einige Würdenträger an jenem Hügelgrab aus Pseudogranit einfinden würden, das den Ort bezeichnete, wo ein Gebäude über Corran zusammengebrochen war. Er hatte sogar erwartet, daß ein paar Leute auf den Balkonen der nahen Hochhäuser stehen würden. Schlimmstenfalls hatte er damit gerechnet, daß sich Schaulustige auf den Ladeflächen von Lastgleitern niederließen.

Aber das alles war von den Bürokraten übertroffen worden, die die Gedenkfeier organisiert hatten. Sie hatten aus einer Zeremonie, die wirkliche Trauer ausdrücken sollte, eine Propagandaveranstaltung für die gesamte Neue Republik gemacht. Corran Horn war ein Held – das verkündeten sie laut –, aber er war auch ein Opfer. Und als solches stand er für alle Opfer des Imperiums. Es war vollkommen gleich, daß Corran sich zweifellos dagegen verwahrt hätte, als Opfer bezeichnet zu werden. Sie hatten ihn zu einem Symbol gemacht – einem Symbol, wie es die Neue Republik dringend brauchte.

Auch die Sonderstaffel war diesem Prozeß nicht entgangen. Die Piloten hatten immer orangefarbene Overalls getragen oder, nachdem es schwieriger geworden war, den Nachschub zu organisieren, alles, was zu haben war. Corrans Overall war grün, schwarz und grau gewesen, weil er ihn von den corellianischen Sicherheitskräften mitgebracht hatte. Um ihn zu ehren, hatte man diese Farben für die neuen Uniformen der Staffel verwendet: grüne Overalls mit dunkelgrauen Streifen an den Seiten, schwarzen Ärmeln und Paspeln. Auf dem linken Ärmel und auf der Brust war das Wappen der Sonderstaffel angebracht. Es war auch auf den grünen Schirmmützen gewesen, die ein Kuati entworfen hatte, aber Wedge hatte diesen Zusatz zur Uniform strikt abgelehnt.

Auch die Zusammensetzung der Staffel hatte sich geändert. Asyr Sei’lar, eine Bothan, und Inyri Forge, die Schwester einer verstorbenen Pilotin der Staffel, waren hinzugekommen. Wedge hätte beide jederzeit willkommen geheißen, denn sie waren für den Erfolg der Mission, die zur Befreiung Coruscants geführt hatte, überaus wichtig gewesen, aber man hatte sie ihm schon aus politischen Gründen aufgenötigt. Außerdem war Portha, ein Trandoshaner, zur Staffel gestoßen, obwohl er kein Pilot war. Er. gehörte nun zu den Sicherheitskräften der Einheit – einer Abteilung, die es zuvor überhaupt nicht gegeben hatte. Alle drei waren Wedges Staffel von Bürokraten zugeteilt worden, um diverse Welten der Neuen Republik zu belohnen, und Wedge haßte es, wie man diese Leute einfach benutzte.

Die Gedenkfeier war völlig überzogen gewesen, so daß man sogar Tribünen errichtet und mit verschiedenen Farben gekennzeichnet hatte, um die Zugangsbereiche für bestimmte Personengruppen festzulegen. Überall hatte man Holokameras aufgestellt, damit die Zeremonie aufgezeichnet und auf zahllosen Planeten wiedergegeben werden konnte. Trotz der sehr realistischen Angst, sich mit dem höchst ansteckenden Krytos-Virus zu infizieren, waren die Tribünen überfüllt.

Wedge sah sich nach seinen Leuten um. Sie hielten sich gut, trotz des hellen Sonnenlichts und der für die Jahreszeit ungewöhnlichen Wärme. Die kürzlichen Regenfälle hatten die Luftfeuchtigkeit erheblich erhöht, so daß jede Art von Kleidung sofort am Körper zu kleben begann und die Luft wie eine erdrückende Decke über allem lag. Sie schien Geräusche ebenso zu ersticken wie Gefühle, und Wedge war versucht sich vorzustellen, daß damit der Planet selbst seine Trauer um Corran kundtat.

Zusätzlich zu den Angehörigen der Sonderstaffel standen auch andere Freunde Corrans auf der Plattform direkt neben dem Granithaufen. Iella Wessiri, eine schlanke, braunhaarige Frau, die bei CorSec Corrans Partnerin gewesen war, stand neben Mirax Terrik. Obwohl Mirax die Tochter eines berüchtigten corellianischen Schmugglers war, hatte sie sich eng mit Corran angefreundet. Sie kannte Wedge seit ihrer Kindheit und hatte ihm unter Tränen gestanden, daß sie und Corran die Befreiung Coruscants zusammen hatten feiern wollen. Er konnte sehen, daß sie sehr verliebt in Corran gewesen war, und der Anblick ihres starren Gesichts tat ihm weh.

Es fehlt nur Tycho. Wedge runzelte die Stirn. Captain Tycho Celchu hatte der Sonderstaffel schon lange angehört und als Wedges Vertreter fungiert. Auf Wedges Befehl hin hatte er sich heimlich der Mission auf Coruscant angeschlossen und großen Anteil an der Überwindung der Verteidigungsanlagen des Planeten gehabt, und dies war nur die letzte in einer Reihe heldenhafter Missionen gewesen, die Tycho während der letzten Jahre im Dienst der Rebellion durchgeführt hatte.

Leider war der Geheimdienst der Allianz auf Material gestoßen, das darauf schließen ließ, daß Tycho für das Imperium arbeitete. Sie gaben ihm nicht nur die direkte Schuld an Corrans Tod, sondern auch am Tod von Bror Jace, eines anderen Piloten der Sonderstaffel, der im Vorfeld der Coruscant-Schlacht umgekommen war. Wedge wußte nicht genau, welche Beweise man im einzelnen gegen Tycho hatte, aber er bezweifelte die Unschuld seines Freundes keinen Augenblick. Dennoch, auf lange Sicht mußte das nichts zu bedeuten haben.

Trotz der Befreiung war Coruscant kein angenehmer oder stabiler Planet. Eine schreckliche Seuche – hervorgerufen vom Krytos-Virus – raffte die nichtmenschliche Bevölkerung dahin. Sie hatte die Rebellion schwer getroffen, und für einige Spezies stellte es schon einen Akt äußersten Mutes dar, den Planeten überhaupt zu betreten. Man konnte die Auswirkungen des Virus zwar mit Bacta behandeln, aber sämtliche Vorräte der Rebellion genügten nicht, um die Behandlung aller Erkrankten zu sichern. Dadurch war Panik entstanden und darüber hinaus eine gereizte Stimmung gegenüber den Menschen, die offenbar immun gegen die Krankheit waren.

Die Gedenkfeier war so wichtig geworden, weil die Bevölkerung von Coruscant etwas brauchte, was sie vereinte und von ihrem Leiden ablenkte, und sei es nur für einen Augenblick. Die Tatsache, daß in der Sonderstaffel Menschen und Nichtmenschen zusammenarbeiteten, demonstrierte die Wichtigkeit dieser Einigkeit, die die Rebellion schon so weit geführt hatte. Nichtmensclzliche Würdenträger, die hier mit ihren menschlichen Kollegen zusammentrafen, um einen toten Menschen zu betrauern, erkannten damit an, was die Rebellion den Menschen schuldete. Redner bemühten sich, ihre Mitkreaturen zur Zusammenarbeit aufzurufen, um eine Zukunft aufzubauen, die das Opfer Corrans und der anderen rechtfertigte. Ihre Worte hoben alles auf ein philosophisches oder metaphysisches Niveau und zielten darauf ab, die Ängste und Sorgen der Bürger zu beschwichtigen.

Mit Sicherheit ein nobles Unterfangen, aber Wedge war auch der Ansicht, daß es kaum noch in einem Zusammenhang mit Corran stand. Er zupfte an den Ärmeln seiner Uniformjacke, als ein bothanischer Protokollführer ihn nach vorne winkte. Wedge trat ans Podium und hätte sich am liebsten darauf gestützt. Jahre des Kampfes und zu viele Abschiede von Freunden und Kameraden belasteten ihn schwer-aber er gab der Müdigkeit nicht nach. Aufgrund seines Stolzes und seiner Freundschaft zu Corran hielt er sich aufrecht.

Er ließ den Blick über die Zuschauer schweifen, dann konzentrierte er sich auf den Pseudogranithaufen neben sich. »Corran Horn ruht nicht friedlich in seinem Grab.« Er hielt einen Augenblick inne, damit die Stille alle an den wahren Grund der Zeremonie erinnern konnte. »Corran Horn hat nie so etwas wie Frieden gekannt, es sei denn, wenn er kämpfte. Und er kann jetzt nicht friedlich ruhen, weil es noch so viel zu kämpfen gibt. Wir haben Coruscant erobert, aber jeder, der glaubt, dies bedeute das Ende des Imperiums, irrt sich ebenso wie Großmoff Tarkin, als er annahm, daß die Zerstörung von Alderaan der Rebellion den Todesstoß versetzen würde.«

Wedge hob den Kopf. »Corran Horn war kein Mann, der aufgegeben hätte, ganz gleich, wie schlecht die Dinge standen. Mehr als einmal hat er die Verantwortung auf sich genommen, einer Bedrohung der Staffel oder der Rebellion zu begegnen. Ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit hat er sich einer überwältigenden Übermacht gestellt, und er hat aus reiner Willenskraft und aufgrund seines Kampfgeistes und Mutes gewonnen. Selbst hier, auf Coruscant, ist er direkt ins Herz des Unwetters geflogen, das den Planeten verwüstete, und hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, damit dieser Planet befreit werden konnte. Er hat nicht versagt, weil er sich nicht erlaubt hat zu versagen. Wir alle, die ihn kannten, bewahren in unseren Herzen Dutzende von Beispielen seines Mutes und seiner Fürsorge für andere und seiner Fähigkeit zu erkennen, wann er selbst recht oder unrecht hatte. Er war nicht vollkommen, aber er versuchte, sein Bestes zu geben. Und obwohl er stolz darauf war, wirklich gut zu sein, verschwendete er seine Energie nicht mit leerer Zurschaustellung seiner Fähigkeiten. Er suchte sich einfach neue Ziele und trieb sich weiter...