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Die drei !!!, 16, Total verknallt! (drei Ausrufezeichen)

Maja von Vogel, Henriette Wich

 

Verlag Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2012

ISBN 9783440133583 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

5,99 EUR


 

Kein Tag für Marie

 

 

Eigentlich war heute alles perfekt: Marie hatte für das Clubtreffen mit Kim und Franzi ihr neues lilafarbenes Kaschmir-Minikleid angezogen, dazu passende blickdichte Strümpfe und hochhackige Stiefel aus Wildleder. Mund und Augen hatte sie mit zarten Fliedertönen geschminkt und das Rouge so aufgetragen, dass es aussah, als käme sie gerade vom Après-Ski auf einer angesagten Skihütte in der Schweiz. Trotzdem streckte Marie ihrem Spiegelbild in der Glasscheibe des Café Lomo die Zunge heraus, denn eigentlich war heute überhaupt nichts perfekt. Als sich auch noch ein verliebtes Pärchen an ihr vorbeidrängte und knutschend im Café verschwand, war ihre Laune endgültig im Keller. Jetzt konnten sie nur noch zwei Menschen auf der Welt retten: Kim und Franzi!

Marie seufzte, holte tief Luft und betrat das Café Lomo. Sie musste nicht lange suchen. Ihre besten Freundinnen saßen wie immer in der gemütlichen Sofaecke im hinteren Teil des Cafés. Dort trafen sich die drei !!! oft, wenn sie ungestört über einen neuen Fall sprechen oder Neuigkeiten austauschen wollten, die ihren Detektivclub betrafen. Manchmal kamen sie aber auch einfach nur her, um abzuhängen, so wie heute.

»Da bist du ja endlich!«, rief Franzi.

Kim winkte Marie ungeduldig an ihren Tisch, auf dem bereits zwei dampfende Becher Kakao Spezial mit Vanille-Aroma standen, das absolute Lieblingsgetränk der drei !!!. »Musst du eigentlich fast jedes Mal zu spät kommen?«, fragte sie mit einem vorwurfvollen Unterton in der Stimme.

»Tolle Begrüßung!«, zischte Marie, und ließ sich in einen Sessel fallen. »Wie wär’s stattdessen mit: ›Schön, dich zu sehen, Marie! Wir haben dich vermisst. Toll siehst du wieder aus!‹«

Franzi verdrehte genervt die Augen. »Toll siehst du wieder aus, Marie, und vermutlich ist genau das der Grund, warum du zu spät bist. Hab ich recht?«

»Kann sein …«, sagte Marie nur. Sie hatte heute keine Lust auf einen Streit mit ihren Freundinnen. Außerdem brauchte sie jetzt dringend auch einen Kakao Spezial. Marie winkte der Bedienung, einer jungen Studentin, und bestellte sich zum Kakao noch einen Blaubeer-Muffin.

»Gute Idee«, sagte Kim sofort. »Für mich bitte einen Schoko-Muffin.« Eigentlich hatte sie sich die Kalorienbombe heute verkneifen wollen, da sie zu Hause schon zwei Riegel Nussschokolade verdrückt hatte, aber sie brauchte Süßigkeiten einfach als Nervennahrung – Hüftpölsterchen hin oder her.

Die Bedienung brachte Maries Getränk und die beiden Muffins und legte ein paar rote Servietten mit aufgedruckten Herzen dazu. »Guten Appetit!«, sagte sie lächelnd und verschwand wieder.

Marie nahm ihren Becher in die Hände und starrte trübsinnig auf den Milchschaum. Merkten Kim und Franzi eigentlich gar nicht, wie schlecht sie drauf war? Kim war doch sonst immer so sensibel, aber heute schien sie mit ihren Gedanken ganz weit weg zu sein. Franzi dachte offensichtlich auch nicht daran, nachzufragen. Sie spielte mit ihrer Serviette und betrachtete kopfschüttelnd die Tischdekoration. Heute standen auf jedem Tisch des Cafés drei rote Kerzen, und auf den Tischplatten war Konfetti in Herzform verstreut.

»Die fangen aber auch jedes Jahr früher an mit dem Valentinstag«, stöhnte Franzi. »Es ist doch erst Anfang Februar.«

»Erst? Schon!«, sagte Kim leicht panisch, strahlte aber gleichzeitig und wurde rot. »Ich muss noch so viel organisieren und vorbereiten. Hoffentlich schaffe ich alles rechtzeitig. Aber ich liebe diesen Stress – ich finde ja den Valentinstag fast noch schöner als Weihnachten!«

Franzi verzog das Gesicht. »Ich nicht. Ehrlich gesagt geht mir der ganze Romantikkram ziemlich auf den Geist. Zum Glück bleibt mir das dieses Jahr erspart! Benni und ich wollen stattdessen eine ausgiebige Skatertour durch die Stadt machen.«

Kim runzelte die Stirn, lachte dann aber. »Das passt zu dir. Läuft zurzeit gut mit Benni und dir, oder?«

Franzi nickte glücklich. Erst war sie nur mit Benni geskatet, danach war sie eine Zeitlang mit ihm zusammen gewesen, dann hatte sie sich von ihm getrennt, und nun waren sie wieder einfach nur Skaterfreunde. Seit Franzi wieder Single war und die ganzen verwirrenden Gefühle nicht mehr andauernd dazwischenfunkten, ging es ihr besser denn je.

»Und, was habt ihr vor, du und Michi?«, fragte Franzi, weil sie merkte, dass Kim vor Mitteilungsbedürfnis fast platzte.

Kim lehnte sich auf dem Sofa zurück und bekam einen verträumten Gesichtsausdruck. »Ich will Michi überraschen. Unser Einjähriges muss was ganz Besonders werden. Wahrscheinlich lade ich Michi zu mir nach Hause ein, stelle überall in meinem Zimmer Teelichter auf und verteile Sitzkissen auf dem Boden. Und dann verwöhne ich Michi mit selbstgebackenem Schokoladenkuchen – in Herzform natürlich!« Plötzlich stöhnte sie und fuhr sich durch die kurzen braunen Haare. »Mist! Das geht ja nicht.«

»Warum nicht?«, fragte Franzi verwundert. »Hast du Angst, dass der Kuchen nichts wird?«

Kim schüttelte den Kopf. »Nein! Ich hab Angst, dass Ben und Lukas plötzlich reinplatzen. Ihr kennt doch meine Zwillingsbrüder, die zerstören jede Romantik. Ich muss einen anderen Ort für unser Valentins-Date finden.« Kim runzelte nachdenklich die Stirn. »Im Jakobipark wäre es romantisch oder am Badesee, aber da ist es im Februar bestimmt saukalt …«

»Wie wär’s denn mit dem Pferdeschuppen?«, schlug Franzi vor.

Kim sah sie überrascht an. »Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen, aber du hast recht! Ich könnte den alten Bollerofen anwerfen, dann hätten wir es total gemütlich. Franzi, du bist genial!«

»Moment mal!« Marie stellte ihren Becher abrupt auf dem Couchtisch ab. »Da hab ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich dachte, unser Hauptquartier ist Sperrzone, da dürfen nur die drei !!! rein und sonst niemand.«

Sofort hörte Kim auf zu strahlen. Franzi warf Marie einen verärgerten Blick zu. »Jetzt übertreib mal nicht! Michi würde nie in unserem Bürocontainer herumstöbern, er hat längst kapiert, dass wir unsere Clubgeheimnisse haben.«

»Stimmt«, gab Marie zu. Trotzdem war sie alles andere als begeistert von der Idee. Aber Kim und Franzi hatten sie sowieso schon überstimmt, also sagte sie schließlich: »Na, gut, wenn’s unbedingt sein muss.«

»Sag mal, was ist heute eigentlich los mit dir?«, fragte Franzi. »Hast du was gegen uns, oder warum stänkerst du die ganze Zeit rum?«

Marie legte den Muffin weg, den sie ohnehin kaum angerührt hatte, biss sich auf die Lippen und schwieg.

Da legte Kim ihr die Hand auf den Arm. »Hey, dir geht’s nicht gut, oder? Was ist denn passiert?«

»Heute ist echt nicht mein Tag!«, sagte Marie, und dann ließ sie endlich den ganzen Ärger raus, den sie bis jetzt hinuntergeschluckt hatte. »Dabei wollte ich es mir extra schön machen. Nach dem Mittagessen hab ich meine neue Yoga-Meditations-CD eingelegt, mich im Lotus-Sitz auf meine Decke gesetzt und die Augen geschlossen. Gerade als ich mich auf die Reise zu meinem inneren Ich gemacht hab, geht dieser Krach unten los. Mörderisch! Die neuen Nachbarn nehmen überhaupt keine Rücksicht, nicht mal in der Mittagszeit! Können die nicht leise umziehen, wie zivilisierte Menschen?«

Kim und Franzi tauschten einen amüsierten Blick und prusteten gleichzeitig los.

»Was gibt’s denn da zu lachen?«, fragte Marie wütend.

»Entschuldige« sagte Kim, »aber übertreibst du nicht ein bisschen? Umzug macht nun mal Lärm, da können deine neuen Nachbarn doch nichts dafür.«

Franzi nickte. »Sei nicht so spießig! Du drehst doch auch ab und zu eure Anlage auf, oder?«

»Das ist ja wohl ganz was anderes!« Marie verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

Kim schaffte es gerade noch, sich ein Lachen zu verkneifen. Dann sah sie Marie genauer an und fragte leise: »Könnte es sein, dass noch was anderes dahinter steckt? Du hast dich doch nicht nur über die Nachbarn aufgeregt, oder?«

»Ist was mit Holger?«, hakte Franzi nach.

Ein brennender Schmerz fuhr durch Maries Herz. Franzi hatte ins Schwarze getroffen. Jetzt brach der ganze Kummer aus Marie heraus. »Wir sehen uns so selten. Warum muss er nur in Billershausen wohnen, 25 Kilometer weit weg? Ich hasse diese Fernbeziehung! Und wenn wir uns nach einer halben Ewigkeit mal wieder treffen, muss ich mich erst an ihn gewöhnen. Jedes Mal dauert es länger. Manchmal erschrecke ich über mich selbst, weil … weil … Holger ist mir richtig fremd geworden.« Die letzten Worte hatte sie nur noch geflüstert, da liefen ihr auch schon die Tränen über die Wangen. Schniefend kramte Marie in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und schnäuzte sich ausgiebig.

»Jetzt versteh ich«, sagte Kim mitfühlend. »Deshalb hast du die ganze Zeit geschwiegen, als wir über den Valentinstag geredet haben. Ich hab mich schon gewundert.«

»Du Arme!«, sagte Franzi. »Was machst du denn jetzt am 14. Februar?«

Marie schluchzte. »Na, was wohl? Ich lasse den Valentinstag ausfallen. Das hat doch alles keinen Sinn mehr. Am besten trenne ich mich schon vorher von Holger.«

»Was?«, riefen Kim und Franzi wie aus einem Mund und sahen Marie bestürzt an.

»Tu das nicht!«, sagte Kim. »Du warst doch immer so glücklich mit Holger. Weißt du noch, wie du dich kaum von ihm trennen...