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Rot wie die Liebe - Roman

Nora Roberts

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641029449 , 368 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

  • Ein skandalöses Angebot - Roman
    Blau wie das Glück - Roman
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    Zeit des Glücks - Roman
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2
Sie schlief nicht. Wie sollte eine Frau auch in einer solchen Nacht schlafen? Wenn es ihr Schicksal war, morgen Früh das Schwert aus seiner steinernen Scheide zu ziehen, war sie Königin von Geall. Als Königin würde sie herrschen und regieren, und sie übernahm Pflichten, die ihr von klein auf beigebracht worden waren. Aber sie würde als Königin ihr Volk auch in den Krieg führen, wie sie bereitwillig jemand anderem in die Schlacht folgen würde, wenn er das Schwert herauszöge.
Konnten diese wenigen Wochen Training jemanden auf eine so gewaltige Aufgabe und Verantwortung vorbereiten? In dieser Nacht wäre sie zum letzten Mal die Frau, die sie eigentlich hatte werden wollen. Was auch immer die Morgendämmerung ihr brächte, nichts wäre jemals wieder so, wie es einmal war.
Vor dem Tod ihrer Mutter hatte sie geglaubt, dieser Zeitpunkt wäre noch Ewigkeiten entfernt. Sie hatte geglaubt, noch jahrelang die Gesellschaft, den Trost und den Rat ihrer Mutter in Anspruch nehmen und in Ruhe und Frieden lernen und studieren zu können, sodass sie, wenn die Zeit gekommen, nicht nur für die Krone bereit, sondern ihrer auch würdig wäre.
Insgeheim hatte sie angenommen, dass ihre Mutter noch Jahrzehnte lang regieren und sie selbst heiraten würde. In ferner Zukunft, so hatte sie sich vorgestellt, würde eines ihrer Kinder die Krone an ihrer Statt tragen.
Aber all das hatte sich geändert, als ihre Mutter getötet worden war. Nein, korrigierte Moira sich, es war schon anders geworden mit dem Tod des Vaters. Und jetzt konnte sie nur darum beten, dass sie so viel Weisheit und Einsicht wie ihre Mutter besitzen würde, wenn sie morgen Früh das Schwert zog.
Sie stand auf und ging auf die Schlosszinnen. Die Mondsichel stand am Himmel. Wenn er wieder voll wäre, wäre sie weit weg von hier, auf dem kalten Schlachtfeld. Von hier oben konnte sie die Fackeln sehen, die den Turnierplatz erleuchteten. Cian brachte in der Nacht Männern und Frauen bei, wie sie stärker und schneller kämpfen konnten als Menschen. Mit ihr und den anderen im Zirkel hatte er es in Irland Nacht für Nacht ebenso gemacht.
Nicht alle vertrauten ihm, das wusste sie. Manche hatten sogar Angst vor ihm, aber das war vielleicht gar nicht so schlecht. Er wollte hier keine Freundschaften schließen, sondern Krieger ausbilden.
In dieser Hinsicht hatte auch sie ihm viel zu verdanken.
Sie glaubte zu verstehen, warum er mit ihnen kämpfte – oder sie ahnte zumindest, warum er so viel für die Menschheit riskierte. Zum Teil geschah es aus Stolz – davon besaß er reichlich. Er würde sich Lilith nie beugen. Zum Teil auch, ob er es nun zugab oder nicht, aus Loyalität seinem Bruder gegenüber. Und der Rest hatte etwas mit Mut und seinen eigenen widersprüchlichen Emotionen zu tun.
Denn dass er Gefühle hatte, wusste sie. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, wie er nach tausend Jahren mit ihnen umging, wo schon ihre eigenen nach nur zwei Monaten voller Erlebnisse von Blut und Tod so aufgewühlt waren, dass sie sich kaum selbst erkannte.
Wie mochte es dann wohl für ihn sein, nach allem, was er gesehen und getan, gewonnen und verloren hatte? Er wusste mehr als jeder von ihnen von der Welt, von ihren Freuden, ihren Schmerzen, ihren Möglichkeiten. Nein, sie konnte es sich nicht vorstellen, wie es sein mochte, das alles zu wissen und doch das eigene Sein aufs Spiel zu setzen.
Es nötigte ihr Respekt ab, dass er es dennoch riskierte und sich die Zeit nahm, ihre Truppen zu unterweisen. Und sein geheimnisvolles Wesen faszinierte sie.
Sie war sich nicht sicher, was er von ihr hielt. Selbst als er sie geküsst hatte – in diesem einen leidenschaftlichen, verzweifelten Augenblick -, hatte sie es nicht gewusst. Und sie hatte noch nie widerstehen können, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Sie hörte Schritte, und als sie sich umdrehte, sah sie Larkin auf sich zukommen.
»Du solltest im Bett liegen«, meinte er.
»Ich würde ja doch nur an die Decke starren. Hier ist die Aussicht besser.« Sie griff nach seiner Hand – ihr Vetter, ihr Freund -, und gleich ging es ihr besser. »Und warum bist du nicht im Bett?«
»Ich habe dich gesehen. Blair und ich haben Cian ein wenig geholfen.« Er blickte auf den Turnierplatz unter ihnen. »Ich habe dich hier alleine stehen sehen.«
»Ich bin heute Abend keine gute Gesellschaft, noch nicht einmal für mich selbst. Ich wünschte nur, es wäre alles schon geschehen, dann könnte man sehen, wie es weitergeht. Ich wollte hier oben ein bisschen darüber nachdenken.« Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken. »So vergeht wenigstens die Zeit.«
»Wir könnten hinunter in den Familiensalon gehen, und ich könnte dich beim Schach gewinnen lassen.«
»Mich gewinnen lassen? Oh, hör sich das einer an!« Sie warf ihm einen Blick zu. Seine Augen waren goldbraun und standen leicht schräg, wie ihre. Das Lächeln, das darin stand, verbarg nicht ganz die Sorge, mit der er sie anschaute. »Dann hast du mich vermutlich über die Jahre unzählige Male gewinnen lassen.«
»Ich hielt es für dein Selbstvertrauen für gut.«
Lachend knuffte sie ihn. »Ich vertraue darauf, dass ich dich neun von zehn Malen beim Schach schlagen kann.«
»Das sollten wir besser einmal nachprüfen.«
»Nein.«
Sie gab ihm einen Kuss und strich ihm das goldbraune Haar aus der Stirn. »Du gehst jetzt ins Bett zu deiner Dame und vergeudest nicht deine Zeit damit, mich aufzumuntern. Komm, wir gehen hinein. Vielleicht langweilt mich ja in meinem Zimmer der Blick an die Decke so sehr, dass ich darüber einschlafe.«
»Wenn du Gesellschaft willst, brauchst du bloß an die Tür zu klopfen.«
»Ich weiß.«
Sie wusste jedoch auch, dass sie das Angebot nicht in Anspruch nehmen würde.
Aber sie schlief nicht.
 
Wie die Tradition es vorschrieb, wurde sie in der letzten Stunde vor Sonnenaufgang von ihren Hofdamen gekleidet und geschmückt. Moira lehnte das rote Gewand ab, das sie ihr aufdrängen wollten. Es war zwar eine königliche Farbe, aber sie stand ihr einfach nicht. Stattdessen wählte sie die Farben des Waldes, ein dunkelgrünes Kleid über einem blassgrünen Rock.
Den Schmuck jedoch ließ sie sich anlegen, schließlich hatte er ihrer Mutter gehört. Die schwere Kette aus Zitrinen wurde um ihren Hals gelegt. Aber das Kreuz legte sie nicht ab.
Die Haare wollte sie offen und unbedeckt tragen, und Dervil bürstete es ihr unermüdlich, während die Frauen um sie herum schwatzten.
»Wollt Ihr nicht ein wenig essen, Hoheit?«
Ceara, eine ihrer Kammerzofen, hielt ihr einen Teller mit Honigkuchen hin. »Hinterher«, antwortete Moira. »Danach bin ich ruhiger.«
Erleichtert erhob Moira sich, als Glenna das Zimmer betrat. »Wie wundervoll du aussiehst!« Moira streckte die Hände aus. Sie hatte die Gewänder für Glenna und Blair höchstpersönlich ausgesucht, und jetzt sah sie, dass sie eine gute Wahl getroffen hatte. Allerdings war Glenna ohnehin so attraktiv, dass ihr alles schmeichelte.
Der tiefblaue Samt betonte jedoch ihre cremeweiße Haut und das Feuer ihrer Haare.
»Ich komme mir selbst vor wie eine Prinzessin«, sagte Glenna. »Vielen, vielen Dank. Und du, Moira, bist jeder Zoll eine Königin.«
»Ja?« Sie wandte sich zu ihrem Spiegel, sah jedoch nur sich selbst. Lächelnd blickte sie Blair entgegen, die gerade ins Zimmer kam. Für sie hatte sie die Farbe Rostbraun ausgesucht, mit einem Rock aus blassem Gold. »Ich habe dich noch nie in einem Kleid gesehen.«
»Und das ist vielleicht ein Wahnsinnskleid!« Blair betrachtete ihre Freundinnen und blickte dann an sich hinunter. »Hier geht es ja zu wie im Märchen.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen, dunklen Haare.
»Dann macht es dir also nichts aus? Die Tradition erfordert formellere Kleidung.«
»Es gefällt mir eigentlich ganz gut, ein Mädchen zu sein, und ich ziehe mich ab und zu auch ganz gerne so an, selbst wenn es Mode aus einer anderen Zeit ist.« Blair erblickte die Honigkuchen und bediente sich. »Nervös?«
»Weit darüber hinaus. Lasst Ihr mich bitte einen Moment mit den Damen Glenna und Blair alleine?«, bat Moira ihre Frauen. Sie huschten hinaus, und Moira ließ sich in den Sessel vor dem Kamin sinken. »Sie machen schon seit einer Stunde an mir herum. Es ist anstrengend.«
»Du siehst müde aus.« Blair setzte sich auf die Armlehne. »Du hast nicht geschlafen.«
»Meine Gedanken sind nicht zur Ruhe gekommen.«
»Du hast den Trank nicht genommen, den ich dir gegeben habe«, stellte Glenna seufzend fest. »Du musst für die Aufgabe ausgeruht sein, Moira.«
»Ich musste nachdenken. Es ist eigentlich nicht üblich, aber ich möchte, dass ihr beide und Hoyt und Larkin mit mir nach vorne zum Stein geht.«
»War das nicht...