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Blau wie das Glück - Roman

Nora Roberts

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641029425 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

  • Ein skandalöses Angebot - Roman
    Rot wie die Liebe - Roman
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    Zeit des Glücks - Roman
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1
Clare Am ersten Tag des Septembers
Larkin humpelte durch das Haus, in dem es still war wie im Grab. Die Luft duftete süß nach den Blumen, mit denen sie am Abend zuvor die Räume für das Handfasting geschmückt hatten.
Das Blut war aufgewischt worden; die Waffen gesäubert. Sie hatten mit perlendem Wein auf Hoyt und Glenna angestoßen und Kuchen gegessen. Aber hinter dem Lächeln lauerte der Schrecken des nächtlichen Kampfes. Ein schlechter Gast.
Heute wollten sie sich ausruhen und weiter vorbereiten. Es fiel ihm schwer, nicht ungeduldig zu werden. Nun, gestern Abend hatten sie zumindest gekämpft, dachte er und presste die Hand an seinen Oberschenkel, der von einer Pfeilwunde schmerzte. Er konnte sich rühmen, zahlreiche Dämonen niedergestreckt zu haben.
In der Küche öffnete er den Kühlschrank und nahm eine Flasche Coke heraus. Er hatte Geschmack daran gefunden und zog es mittlerweile dem Morgentee vor.
Staunend betrachtete er das klug ausgedachte Gefäß – die Flasche war so glatt, durchsichtig und fest. Und das, was darin war – es würde ihm fehlen, wenn sie wieder nach Geall zurückkehrten.
Er musste zugeben, dass er seiner Kusine Moira nicht geglaubt hatte, als sie von Göttern und Dämonen, von einem Krieg für die Welten gesprochen hatte. Er war an jenem traurigen Tag, an dem sie ihre Mutter beerdigt hatten, nur mit ihr gegangen, um sie zu beschützen. Sie war nicht nur eine Blutsverwandte, sondern auch eine Freundin und die zukünftige Königin von Geall.
Aber jedes Wort, das sie, nur wenige Schritte vom Grab ihrer Mutter entfernt, zu ihm gesprochen hatte, war die reine Wahrheit gewesen. Sie waren zum Tanzplatz gegangen und hatten sich in die Mitte dieses Kreises gestellt. Und dann hatte sich alles verändert.
Und nicht nur das Wo und das Wann, dachte er, als er die Flasche öffnete und einen Schluck trank, sondern einfach alles. Im einen Moment hatte er in Geall in der Nachmittagssonne gestanden, und im nächsten Augenblick war nur noch Licht, Wind und ein Dröhnen gewesen.
Und plötzlich herrschte Nacht, und sie befanden sich in Irland – einem Land, das Larkin immer für ein Märchen gehalten hatte. Er hatte nicht an Märchen und Monster geglaubt und der Magie immer skeptisch gegenübergestanden, obwohl er selber eine magische Gabe besaß.
Aber es gab Magie, das musste er jetzt eingestehen. Und auch Irland gab es ganz offensichtlich, ebenso Monster. Diese Bestien hatten sie angegriffen – waren mit ihren roten Augen, den scharfen Reißzähnen aus der Dunkelheit des Waldes über sie hergefallen. In Gestalt von Menschen, dachte er, aber es waren keine Menschen.
Vampire.
Sie nährten sich von den Menschen. Und jetzt hatten sie sich um ihre Königin geschart, um sie alle zu vernichten.
Er war hier, um sie aufzuhalten, koste es, was es wolle. Er war hier im Auftrag der Götter, um die Welten der Menschen zu retten.
Müßig kratzte er sich über die heilende Stelle am Oberschenkel. Man konnte wohl kaum von ihm erwarten, dass er die Menschheit mit leerem Magen rettete.
Er schnitt sich ein großes Stück Kuchen ab und leckte sich den Zuckerguss von den Fingern. Bis jetzt war er mit List und Tücke um Glennas Kochunterricht herumgekommen. Er aß schrecklich gerne, aber das Essen selbst zuzubereiten kam für ihn nicht in Frage.
Er war ein großer, schlaksiger Mann mit einer dicken, blonden Haarmähne. Seine goldfarbenen Augen standen ein wenig schräg, wie bei seiner Kusine, und blickten fast genauso scharf. Sein breiter, voller Mund verzog sich bereitwillig zum Lächeln, er war reaktionsschnell und umgänglich.
Die, die ihn kannten, hätten gesagt, dass er großzügig mit seiner Zeit und dem Geld umging. Man konnte gut mit ihm trinken, aber man konnte sich auch im Kampf auf ihn verlassen.
Er war mit markanten, gleichmäßigen Gesichtszügen ausgestattet sowie mit einem starken Rücken und einer leichten Hand. Und er besaß die Macht, sich in jedes beliebige Lebewesen zu verwandeln.
Im Stehen biss er herzhaft von dem Kuchenstück ab, das er sich abgeschnitten hatte, aber eigentlich gefiel es ihm nicht, dass es so still im Haus war. Er wollte, brauchte, Aktivität, Lärm und Trubel. Da er nicht mehr schlafen konnte, beschloss er, mit Cians Hengst einen Morgenausritt zu unternehmen.
Cian konnte ihn schließlich im Augenblick nicht reiten, da er ja ein Vampir war.
Er trat aus der Hintertür des großen Steinhauses. Die Luft war kühl, aber er trug Pullover und Jeans, die Glenna ihm im Ort gekauft hatte. Die Stiefel waren seine eigenen – und um seinen Hals hing das Silberkreuz, das Glenna und Hoyt mit Magie geschmiedet hatten.
Deutlich sah er die Stellen, wo die Erde verbrannt und niedergetrampelt war. Er sah seine eigenen Hufspuren, wo er während des Kampfes als Pferd umhergaloppiert war.
Und er sah die Frau, die auf ihm geritten war und mit ihrem Flammenschwert die Vernichtung gebracht hatte.
Sie bewegte sich im Dunst, langsam und anmutig. Er hätte es für einen Tanz gehalten, wenn er nicht gewusst hätte, dass die beherrschten Bewegungen nur eine weitere Form der Vorbereitung auf den Kampf darstellten.
Geschmeidig bewegte sie ihre langen Arme und Beine, und er sah, wie ihre Muskeln zitterten, wenn sie eine Pose endlos hielt. Ihre Arme waren entblößt, und sie trug ein enges Kleidungsstück, das in Geall keine Frau außerhalb des Schlafzimmers tragen würde.
Sie hob ein Bein nach hinten, beugte das Knie und griff mit der Hand nach ihrem Knöchel. Das Leibchen rutschte an ihrem Oberkörper hoch und entblößte noch mehr Haut.
Der Mann, der diesen Anblick nicht genießen würde, konnte einem leid tun, dachte Larkin.
Sie hatte kurze, rabenschwarze Haare, und ihre Augen waren blauer als die Seen von Fonn. In seiner Welt hätte sie nicht als Schönheit gegolten, da ihr die Rundlichkeit und Lieblichkeit der Formen fehlten, aber ihm gefielen die kraftvolle Figur, ihr kantiges Gesicht, der scharfe Bogen ihrer interessanten, einzigartigen Augenbrauen.
Jetzt schwang sie das Bein zur Seite und ließ sich langsam auf die ausgestreckten Arme zu Boden gleiten.
»Isst du morgens immer so viel Zucker?«
Beim Klang ihrer Stimme zuckte er zusammen. Er war ganz leise gewesen und hatte sich unbemerkt geglaubt. Er hätte es besser wissen müssen. Er biss von dem Stück Kuchen ab, das er immer noch in der Hand hielt. »Er schmeckt gut.«
»Ja, klar.« Blair richtete sich auf. »Du bist früher aufgestanden als sonst.«
»Ich konnte nicht schlafen.«
»Ich weiß, was du meinst. Es war ein verdammt guter Kampf.«
»Gut?« Er blickte über die verbrannte Erde und dachte an die Schreie, das Blut, den Tod. »Es war nicht gerade ein Spaziergang.«
»Aber unterhaltsam.« Ein hartes Licht funkelte in ihren Augen. »Wir haben einige Vampire das Fürchten gelehrt, und wie könnte man den Abend besser verbringen?«
»Ich kann mir etwas Schöneres vorstellen.«
»Aber es war doch aufregend.« Sie rollte die Schultern und blickte zum Haus. »Und es gibt Schlimmeres, als von einem Handfasting zu einem Kampf aufzubrechen und wieder zurückzukehren – als Sieger. Vor allem, wenn man die Alternative bedenkt.«
»Ja, da hast du vermutlich Recht.«
»Ich hoffe, Glenna und Hoyt haben wenigstens ein bisschen Zeit für die Flitterwochen, denn im Großen und Ganzen war es wirklich ein beschissener Empfang.«
Mit den langen, geschmeidigen Schritten, die er so bewunderte, trat sie zu dem langen Tisch, auf den sie tagsüber beim Training die Waffen legten.
Sie ergriff eine Flasche Wasser, die sie dorthin gestellt hatte, und trank durstig.
»Du hast ein Königsmal.«
»Was?«
Er trat näher und fuhr mit der Fingerspitze leicht über ihr Schulterblatt. Dort sah man ein Kreuz, ähnlich dem, das sie um den Hals hängen hatte, nur dass es blutrot war.
»Das ist nur eine Tätowierung.«
»In Geall darf nur der Herrscher ein Mal auf dem Körper haben. Wenn ein neuer König oder eine Königin gekrönt wird und das Schwert aus dem Stein zieht, erscheint es. Hier.« Er klopfte mit der Hand auf seinen rechten Bizeps. »Nicht das Symbol des Kreuzes, sondern das Claddaugh, das die Götter dorthin malen.«
»Cool. Hervorragend«, fügte sie hinzu, als er sie stirnrunzelnd anblickte.
»Ich habe es selbst noch nie gesehen.«
Sie legte den Kopf schräg. »Und du glaubst es erst, wenn du es siehst?«
Er zuckte mit den Schultern. »Meine Tante, Moiras Mutter, hatte so ein Mal. Aber sie war schon vor meiner Geburt Königin geworden, deshalb habe ich nicht gesehen, wie das Mal entstanden ist.«
»Diesen Teil der Legende habe ich noch nie gehört.« Rasch fuhr sie mit der Fingerspitze über den Zuckerguss auf seinem Kuchen und leckte ihren Finger ab. »Aber vermutlich...