dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Die Entstehung der Gesellschaft

Paul Morsbach

 

Verlag Allitera Verlag, 2001

ISBN 9783935284424 , 277 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

Geräte

16,90 EUR


 

19 Der erste Mensch (S. 157-158)

1. Der Homo habilis

Die erste Art der Gattung Homo war der Homo habilis, der geschickte, fähige Mensch. Er ist vor über 2 Millionen Jahren entstanden. Wie schon die Fossilien der vorangegangenen letzten Australopithecinen, vermitteln auch die des Homo habilis ein diffuses Bild. Man könnte annehmen, der Mensch habe die Bühne der Erde heimlich durch die Hintertür betreten. Der Nachfolger des Homo habilis, der Homo erectus, ist relativ gut dokumentiert. Er war als »erster Mensch« akzeptiert, da tauchten Fossilien einer anderen Art auf, die offensichtlich bereits vor dem Homo erectus existierte. Diese Fossilien ließen sich zeitlich zwischen Homo erectus und den späten Australopithecinen einordnen, zeigten aber Unterschiede. Die Paläoanthropologen haben alle diese Zwischenformen der Art Homo habilis zugeschrieben, allerdings zugleich festgestellt, dass er polymorph sei, d.h. vielgestaltig.

Um Ordnung zu schaffen, unterscheidet man eine engere Defi nition des Homo habilis (sensu strico) und eine weitere Defi nition (sensu lato). Es gibt Autoren, die annehmen, dass sämtliche dem Homo habilis zugeschriebenen Fossilien in drei Arten aufgeteilt werden müssten. Aus einer Fundstätte im Norden Kenias (Koobi Fora) stammen Fossilien, von denen man vermuten muss, dass sie eine eigene Art bilden, sie lassen sich in kein bestehendes Schema einordnen. Die Funde haben als Homo rudolfensis Eingang in die Literatur gefunden; sie sind etwa 1,9 Millionen Jahre alt. Beim Homo rudolfensis könnte es sich andererseits um eine Unterform des Homo habilis handeln. Seinem Gehirnvolumen entsprechend müsste er als eine eigene Art angesehen werden, es betrug 750 cm³ gegenüber 630 cm³ bei dem (enger defi - nierten) Homo habilis. Dieser Gesamtüberblick über die Literatur zum Homo habilis stützt meine Vermutung, dass es sich um Varietäten als Ergebnis einer chaotischen Entstehung von Arten handelt.

Die Bewältigung der äußeren Umstände könnte einen solchen Grad von Perfektion erreicht haben, dass der Selektionsdruck nachließ und infolgedessen Varietäten – Spielarten – entstanden. Wie sah dieser Homo habilis ungefähr aus? Seine Stirn wirkte stark fl iehend. Ober- und Unterkiefer waren denen des heutigen Menschen ähnlich. Er hatte größere Schneidezähne als A. afarensis, aber auch als der spätere Homo erectus; seine Eckzähne waren groß im Vergleich zu den Backenzähnen. Homo habilis lief aufrecht wie schon sein Vorgänger. Es bestand nach wie vor ein starker Sexualdimorphismus, die Männer waren erheblich größer und schwerer als die Frauen. Vermutlich hatte Homo habilis noch ein dünnes Fell. Fossilien des Homo habilis wurden vornehmlich in Ostafrika gefunden, was aber wenig beweist. Bei Funden aus Südafrika ist zweifelhaft, ob sie dem Homo habilis zugerechnet für hominide Fossilien in einer Übergangszeit vor 2,2 bis 1,5 Millionen Jahren.

2. Der Homo erectus

Diese Art imponiert weniger durch seine morphologischen Veränderungen ge- genüber dem Homo habilis als vielmehr durch seine Ausbreitung. Wir fi nden ihn in ganz Afrika, von den Wüsten abgesehen, und in großen Teilen von Eurasien. Die ersten Funde stammen aus Java (1887), und lange Zeit schloss man deswegen, der Mensch habe sich in Südostasien entwickelt. Mehrere Fundstätten auf Java haben dann aber doch zu der Auffassung geführt, dass es sich bei den Fossilien um Homo erectus handelt, der dort von etwa 1,5 Millionen bis vor 0,5 Millionen Jahren lebte. Ebenso ist belegt, dass der Homo erectus in China verbreitet war, zahlreiche Fundstätten sind bekannt. Darüber hinaus wurden Fossilien in Indien und in Vietnam entdeckt.1 In Afrika, in der Stammlandschaft von Kenia, aber auch in Südafrika und in Marokko ist der Homo erectus nachgewiesen. In Mitteleuropa wurde der Homo Heidelbergensis berühmt; das von dort stammende Fossil – ein Unterkiefer – kann dem Homo erectus zugerechnet werden. Der Homo erectus war omnivor, ein Allesesser; er war sicher ein guter Jäger. Das kann als eine Voraussetzung für seine weite Verbreitung angesehen werden; er war nicht an ein bestimmtes Biotop gebunden, und jagdbare Tiere gab es fast überall in Eurasien. Er war anders als die späten und nicht zur Hauptlinie gehörenden Australopithecinen ein echter Generalist; er besaß die Fähigkeit, sich verschiedenen Umweltsituationen anzupassen. Wir können ihn uns in Fellkleidung vorstellen. Der Homo erectus war größer und kräftiger als sein Vorgänger. Wir müssen annehmen, dass er in der Lage gewesen ist, Feuer zu entfachen und zu nutzen. Ich betone, dass dies nur eine begründete Annahme ist; Feuerspuren, die man fand, könnten auch von einem Blitzeinschlag herrühren. Wir nehmen an, dass er verbal kommunizieren konnte; vielleicht war er schon dabei, eine Sprache zu entwickeln.

3. Was macht den Menschen zum Menschen?

Die Natur macht keine Sprünge. Zwischen Tier und Mensch hat es nie eine strikte Grenze gegeben; andererseits vollzog sich eine Stammesentwicklung, an deren Beginn Tiere standen, an deren Ende aber die Menschen. Ohne Sprünge geht die Nacht in den Tag über. Eine klare Defi nition, wann ist noch Nacht, wann ist Tag, kann unmöglich gegeben werden. Dennoch dürfen wir behaupten: Die Sonne macht’s. Erst war sie nicht da, und dann war sie da, und es war Tag.