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Fallbuch der Klinischen Kinderpsychologie und -psychotherapie. (Klinische Kinderpsychologie, Band 12)

Franz Petermann (Hrsg.)

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2009

ISBN 9783840922572 , 348 Seiten

3. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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30,99 EUR

  • Qualifikation + Leiharbeit = Klebeeffekt? - Die (Wieder-)Eingliederung benachteiligter Jugendlicher in den Arbeitsmarkt
    Kooperative Bildungsverantwortung - Sozialethische und pädagogische Perspektiven auf 'Educational Governance'
    Abschlussorientierte Nachqualifizierung - Praxiserfahrungen der regionalen und betrieblichen Umsetzung
    Determinanten der Angst vor und nach Herzoperation
    Der Mentor - Rolle, Erwartungen, Realität - Standortbestimmung des Mentoring aus Sicht der Mentoren
    Hypertension and Cardiovascular Aspects of Dialysis Treatment - Clinical management of volume control
    Zukunftsfähig im demografischen Wandel - Herausforderungen für die Pflegewirtschaft
    Anti-Gewalt-Training Magdeburg - Ein sozialtherapeutisches Gruppenprogramm der Gewaltprävention
  • Der Luftikurs für Kinder mit Asthma - Ein fröhliches Lern- und Lesebuch für Kinder und ihre Eltern
    Die (Un)sterblichkeit der Menscheit: dem Geheimnis auf der Spur
    Das Familienbrett nach Ludewig: Ein Skulpturverfahren für Forschung und Praxis - Diagnostik in der Psychologie
    Fallbuch SON-R 2½-7
    Fallbuch HAWIK-IV
    Ratgeber Autistische Störungen - Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher (Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 5)
    Traumjob Wissenschaft? - Karrierewege in Hochschule und Forschung
    Qualifikationsreserven durch Quereinstieg nutzen - Studium ohne Abitur, Berufsabschluss ohne Ausbildung
 

 

4. Behandlungsschritte (S. 199-200)

Aufbau des Förderprogramms. Aufgrund der diagnostischen Ergebnisse wurde mit den Eltern Anfang der zweiten Klasse vereinbart, dass Benni ab sofort eine Einzelförderung im Ausmaß von zwei Wochenstunden (aufgeteilt auf zwei Nachmittage) erhalten sollte. Eine Einzelförderung hat gegenüber einer Förderung in Gruppen den erheblichen Vorteil, dass das Förderprogramm auf die spezifischen Schwierigkeiten und auf das spezifische Lerntempo des Kindes abgestimmt werden kann. Obwohl Benni bei diesem ersten Treffen (wie auch später fast immer) einen fröhlichen und aufgeweckten Eindruck machte, wurde doch deutlich, wie sehr er darunter litt, nicht lesen zu können. Er fragte seine Betreuerin, wie lange es wohl dauern würde, bis er lesen könne. Auf die Auskunft, dass, wenn er etwa 20 Stunden fleißig übe, das Lesen wohl schon einigermaßen funktionieren würde, meinte Benni: "Gut, dann bleibe ich bis morgen da, dann kann ich lesen.",

Da Benni zu Beginn der Förderung die Buchstabe-Lautzuordnungen bereits recht gut beherrschte, war kein intensives Buchstabentraining erforderlich. Beim Lesen sollte er als Erstes das lautierende oder synthetische Lesen erlernen, also die Synthese von durch Buchstaben abgebildeten Lauten zu einer artikulatorischen Einheit (Silbe oder Wort). Diese Lesestrategie ermöglicht dem Kind, auch unbekanntes Lesematerial selbstständig zu lesen. Die einfachste Stufe des lautierenden Lesens ist die Lautsynthese eines Vokals und eines Konsonanten, der kontinuierlich artikuliert werden kann (m, n, s, f, v, l, r), weil hier ein Aneinanderhängen der beiden Lautwerte für ein korrektes Lesen ausreicht. In dieser Phase wurden kurze Wörter (wie am, im, in, um, es), aber auch kurze Pseudowörter (lo, ra) gelesen.

Rasch konnten mit diesen Buchstaben auch etwas längere, zweisilbige Wörter gebildet werden (Mama, Oma, Mimi, Nase usw.). Sobald Benni das Grundprinzip der Lautsynthese anhand dieser Vokal- Konsonantenverbindungen verstanden hatte, wurden auch die Plosivlaute (p, t, k, b, d, g) eingeführt, für welche das Zusammenlauten bereits wesentlich schwieriger ist. In einem nächsten Schritt wurden dann auch Wörter mit Konsonantenverbindungen (z. B. Brot, Glas) geübt. In Bennis Fall wurde das Fördermaterial von seiner kompetenten Betreuerin speziell für ihn zusammengestellt. Einen ähnlich systematischen und linguistisch fundierten Leseaufbau bieten etwa die "Lauttreuen Leseübungen", von Findeisen et al. (2000) oder das Programm "Flüssig Lesen Lernen", von Tacke (1998).

Die Grundkonzeption der Leseförderung bei Benni bestand also darin, dass es bei Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten zunächst wichtig ist, vom Entwicklungsstand der Kinder im Lesen und Schreiben auszugehen und dass es in einer in den Buchstaben- Lautbeziehungen relativ regelmäßigen Schriftsprache wie dem Deutschen wichtig ist, nach Festigung des Wissens um die Zuordnung von Buchstaben und Lauten (bzw. Phonemen) das Zusammenfügen der Laute zu Silben (d. h. das Zusammenlauten) oder in der weiteren Folge zu mehrsilbigen Wörtern zu erlernen. Dies soll zunächst an kurzen (ein- bis zweisilbigen) Wörtern mit einer relativ einfachen Lautstruktur geübt werden, also - wie beschrieben - Wörter, deren Buchstaben gedehnt ausgesprochen (= lautiert) werden können und die keine Konsonantenverbindungen enthalten, da diese den Prozess des Zusammenlautens zusätzlich erschweren. Bei Kindern, die zum Lesenlernen sehr motiviert sind, ein gutes Gedächtnis haben und bei denen die Gefahr besteht, dass sie sich zu sehr auf ihr Wortwissen stützen (wie dies bei Benni der Fall war), ist es angezeigt, für (nur) diesen Schritt des Lesenlernens auch sinnlose Silben oder Pseudowörter zu verwenden, damit sie sich tatsächlich auf die Buchstabenfolge konzentrieren und nicht vorschnell versuchen, das Wort zu erraten. In der weiteren Folge sollen dann auch Wörter mit einer komplexeren Lautstruktur und mehrsilbige Wörter eingeführt werden, wobei als Zwischenschritt die Unterteilung der Wörter in Silben, also die Wortgliederung, zu empfehlen ist."