Die Postille als Hilfsmittel und Instrument der Fortbildung von Pfarrern im 16. Jahrhundert - Lutherische Theologie und Kirche, Heft 04/2022, Aufsatz als eJournal

Aus dem Editorial von Schriftleiter Christian Neddens: Robert Kolb, langjähriger Gastdozent an der Lutherischen Theolo¬gischen Hochschule und hochkarätiger Kenner der Reformationsgeschichte, führt in seinem Vortrag, den er bei einem seiner Besuche in Oberursel vor Studierenden und Lehrenden hielt, in die Eigentümlichkeit und Wirksamkeit der literarischen Gattung der Postillen ein. Diese Postillen und Predigtsammlungen der Reformationszeit trugen erheblich zur Verbreitung des reformatorischen Gedankens bei und halfen den Predigern in Stadt und Land, die neuen Herausforderungen evangelischer Verkündigung zu meistern - und zwar nicht nur beim Sonntagsgottesdienst, sondern auch bei den Kasual- und Katechismuspredigten, die neu zum pastoralen Dienst hinzugekommen waren. Eindrücklich wird sichtbar, wie sehr die Predigt ins Zentrum des evangelischen Gottesdienstes rückte und von ihr her die Glaubenszurüstung der Gemeinde erwartet wurde. Darüber hinaus spielten die Postillen aber auch für die Ausbildung evangelischer Hausandachten und einer entsprechenden privaten Frömmigkeitskultur eine herausragende Rolle.

Dr. Dr. h.c. mult. Robert A. Kolb ist emeritierter Professor für systematische Theologie am Concordia Theological Seminary, St. Louis, USA.