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Top Secret 3 - Der Ausbruch

Robert Muchamore

 

Verlag cbt Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641034832 , 352 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

  • Top Secret 4 - Der Auftrag
    Ein Rest von Schuld - Inspector Rebus 17 - Kriminalroman
    Verblendung - Roman
    Wer sein Haus auf Sünden baut
    Vergebung - Roman
    Verdammnis - Roman
    Die Menschenleserin - Roman
    Der 3. Grad - Women's Murder Club - - Thriller
  • Im Saal der Mörder
    Deadline - Rache, wem Rache gebührt. Thriller
    Shiver - Meine Rache wird euch treffen
    Dreifach - Thriller
    Top Secret 5 - Die Sekte

     

     

     

     

 

 

1
Bevor deine Grundausbildung begonnen hat, hast du höchstwahrscheinlich bereits von anderen CHERUB-Agenten einige Geschichten über das einhunderttägige Training gehört. Zwar wird in jedem Kurs die Schulung der gleichen Kernkompetenzen in physischer Leistungsstärke und extremer mentaler Belastbarkeit angestrebt, dennoch kannst du dich darauf verlassen, dass sich dein Training von dem deiner Vorgänger unterscheiden wird, damit das Überraschungsmoment erhalten bleibt. (Auszug aus dem Grundausbildungshandbuch von CHERUB)
 
Es sah überall gleich aus. Das Schneefeld glänzte in der Sonne so hell, dass die beiden zehnjährigen Mädchen trotz ihrer tiefdunklen Schneebrillen kaum zwanzig Meter weit sehen konnten.
»Wie weit ist es noch bis zum Checkpoint?«, rief Lauren Adams und hielt inne, um einen Blick auf das GPS-Gerät am Handgelenk ihrer Freundin zu werfen.
»Nur noch zweieinhalb Kilometer«, schrie Bethany zurück. »Wenn das Gelände eben bleibt, sollten wir in vierzig Minuten in der Schutzhütte sein.«
Die Mädchen mussten brüllen, um sich bei heulendem Wind und durch dicken Ohrenschutz hindurch miteinander verständigen zu können.
»Das ist fast bei Sonnenuntergang«, schrie Lauren. »Wir sollten uns lieber beeilen.«
Seit Sonnenaufgang waren sie mit ihren Leichtmetallschlitten unterwegs, die man in schwierigem Gelände auch wie Rucksäcke schultern konnte. Gut war, dass die beiden CHERUB-Schüler den ganzen Tag Zeit hatten, die fünfzehn Kilometer über das Schneefeld in Alaska bis zum nächsten Checkpoint zurückzulegen. Schlecht war, dass sie durch fünfzig Zentimeter hohen Pulverschnee stapfen mussten, was für ihre Hüften und Knöchel extrem anstrengend war. Jeder Schritt schmerzte.
Lauren hörte in der Ferne ein lautes Heulen, das rasch anschwoll.
»Da kommt wieder eine ganz dicke!«, schrie sie.
Die Mädchen kauerten sich in den Schnee, zogen die Schlitten heran und umklammerten sich gegenseitig. Wie man am Strand eine Welle kommen hört, so kann man in den weiten, schneebedeckten Ebenen von Alaska Böen aus der Ferne anrauschen hören.
Beide Mädchen waren der extremen Kälte entsprechend gekleidet. Über ihrer normalen Unterwäsche trug Lauren lange Thermowäsche. Die nächste Schicht bestand aus einem dicken Ganzkörper-Fleece-Overall mit Reißverschluss, der nur einen Sehschlitz für die Augen freiließ. Er sollte die Körperwärme halten und sah aus wie ein überdimensionaler Häschenanzug ohne Puschelschwänzchen und lange Ohren. Darüber trug Lauren ein zweites Paar Handschuhe, noch eine Kopfhaube, eine Schneebrille und ein drittes Paar wasserfester Handschuhe mit straff anliegendem Bündchen, die sie bis zum Ellbogen hochziehen konnte. Als äußerste Schutzschicht dienten ein dick gefütterter Skianzug und Schneestiefel mit Spikes.
Trotz einer Außentemperatur von achtzehn Grad minus froren die Mädchen in dieser Kleidung nicht, aber in einer Böe sank die Temperatur gerne mal um weitere fünfzehn Grad. Dann blies der Wind die warme Körperluft zwischen ihren Kleidungsschichten überall dorthin, wo sie nicht gebraucht wurde, und zwischen ihrer Haut und der bitterkalten Luft lagen lediglich ein paar Zentimeter Synthetikfasern. Jede Böe ging durch bis auf die Knochen und ließ die dem Wind ausgesetzten Körperteile schmerzen.
Lauren und Bethany benutzten ihre Schlitten als Schutzschild gegen den Wind. Durch Laurens Schneebrille zog ein eisiger Lufthauch. Sie presste das Gesicht gegen Bethanys Anzug und schloss fest die Augen, während Schnee und Eis ohrenbetäubend laut gegen ihre Kapuze schlugen.
Als die Böe abklang und sich der aufgewirbelte Schnee gelegt hatte, klopfte Lauren die Pulverschneeschicht von ihrem Anzug und rappelte sich auf.
»Alles in Ordnung?«, rief Bethany.
Lauren hielt die Daumen hoch. »Neunundneunzig Tage haben wir hinter uns. Nur noch einer!«, schrie sie.
 
Lauren und Bethany verbrachten diese Nacht in einem knallorange gestrichenen Metallcontainer. Solche Container sieht man gelegentlich auf der Autobahn, wenn man einen Sattelschlepper überholt. Auf dem Dach waren eine Funkantenne und ein ramponierter Flaggenmast montiert.
Die Mädchen hatten es geschafft, vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Die Sonne berührte bereits den Horizont in der Ferne, und ihre letzten Strahlen, die durch die Schneeflocken drangen, tauchten die Landschaft in pudriges gelbes Licht. Die beiden Mädchen waren jedoch zu erschöpft, um sich an der Schönheit der Landschaft zu erfreuen, sie wollten nur wieder warm werden.
Sie brauchten ein paar Minuten, um die beiden Flügel der Metalltür am Ende des Containers vom Schnee freizuschaufeln. Als sie die Tür endlich offen hatten, zog Lauren die Schlitten hinein, während Bethany auf einem Holzregal nach einer Gaslampe suchte. Lauren schloss die Metalltür mit einem Knall, der die beiden Mädchen taub gemacht hätte, hätten sie nicht ihren dicken Ohrenschutz getragen.
»Heute haben wir noch weniger Brennstoff als gestern«, rief Lauren, als die Lampe einen unruhigen bläulichen Schimmer verbreitete. Sie betrachtete die letzte Gasflasche, nahm die Schneebrille ab und zog das äußerste Paar Handschuhe aus. Dadurch bekam sie zwar schnell eiskalte Hände, aber eingepackt in drei Paar Handschuhe waren ihre Finger kaum beweglich.
In ihrem ersten Nachtlager in der Wildnis von Alaska hatten die Mädchen zwei große Gasflaschen vorgefunden. Sie hatten den Raum tüchtig geheizt, ausgiebig gekocht und sich Wasser zum Waschen erhitzt. Der Spaß endete abrupt, als mitten in der Nacht das Gas verbraucht war und die Temperatur in kürzester Zeit wieder auf den Gefrierpunkt sank. Nach dieser harten Lektion bemühten sie sich, mit ihrer Energiequelle sparsamer umzugehen.
Bethany schloss die Gasflasche an einen kleinen Heizofen an und befeuerte nur eine der drei Kammern. Dadurch würde die Temperatur im Container langsam auf über null Grad steigen. So lange würden sie möglichst viele Kleidungsstücke anbehalten.
Die Mädchen checkten die Vorräte, die im Container für sie hinterlegt worden waren. Es gab viele energiereiche Nahrungsmittel wie Dosenfleisch, Haferkekse, Instantnudeln, Schokoladenriegel und Traubenzucker. Außerdem fanden sie ihre Einsatzinstruktionen, saubere Unterwäsche, frische Stiefeleinlagen und Liegematten. Zusammen mit den Töpfen, Schlafsäcken und der übrigen Ausrüstung auf ihren Schlitten würden sie die nächsten Stunden bis Sonnenaufgang relativ bequem überstehen.
Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass sie mit allem Wichtigen versorgt waren, fragte sich Lauren, was unter der Plane am hinteren Ende des Containers verborgen war.
»Das hat bestimmt etwas mit unserer Aufgabe für morgen zu tun«, meinte Bethany.
Sie gingen hinüber und zogen die Plane von einem riesigen Pappkarton, der über zwei Meter lang war und Lauren fast bis zur Schulter reichte. Als sie die Frostschicht auf der Pappe abkratzten, erkannten sie ein Yamaha-Logo und die Umrisszeichnung eines Schneemobils.
»Cool«, fand Bethany. »Ich glaube kaum, dass meine Beine noch so einen Tagesmarsch durch den Schnee aushalten würden.«
»Bist du mit so etwas schon einmal gefahren?«, fragte Lauren.
»Nee.« Bethany schüttelte aufgeregt den Kopf. »Kann aber auch nicht viel anders funktionieren als die Quads, mit denen wir letzten Sommer in der Jugendherberge herumgefahren sind … Lass uns mal die Instruktionen anschauen, damit wir wissen, was wir morgen machen sollen.«
»Wir messen lieber zuerst unsere Temperatur und funken das Basislager an«, entgegnete Lauren.
Ein Funkgerät war bereits an die Antenne auf dem Dach angeschlossen. Da die Batterie kalt war, dauerte es ein paar Sekunden, bis die orangene Frequenzanzeige auf der Schalttafel aufleuchtete. Inzwischen maßen die Mädchen ihre Körpertemperatur mit einem kleinen Plastikstreifen, den man in die Achselhöhle schob.
Die Anzeige zeigte bei beiden zwischen fünfund sechsunddreißig Grad Körpertemperatur an. Nach mehreren Stunden in extremer Kälte war eine Temperatur etwas unter dem Normalwert durchaus in Ordnung. Eine weitere Stunde hätte genügt und beide hätten die ersten Anzeichen einer Unterkühlung gezeigt.
Lauren griff zum Mikrofon und ging auf Empfang. »Einheit drei ruft Trainer Large. Over.«
»Hier Trainer Large. Seid gegrüßt, meine beiden kleinen Süßen!«
Es war schön, nach vierundzwanzig Stunden wieder eine andere menschliche Stimme zu hören, auch wenn es nur die von Mr Large war, dem Trainingsleiter von CHERUB. Large war ein ekliger Typ. Für ihn war es nicht nur ein Job, Kinder durch das harte Training zu schicken, er hatte tatsächlich Spaß daran, sie leiden...