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PSYCHOLOGIE - Der Mensch auf der Suche nach seiner Identität. - Bd. 1 Architektur der Psyche - Leid, Lust, Liebe.

Horst Kaemmerling

 

Verlag Horst Kaemmerling, 2012

ISBN 9783943797862 , 249 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz DRM

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9,99 EUR


 

4. Der innere Raum und seine Ordnungskräfte.Was tut das Gehirn, um diese Lernerfahrungen zu ordnen? Ungeordnete Erfahrung ist Datenmüll.
Der Mensch kann also nicht anders, als tagtäglich entsprechend seinen aktuellen Bedürfnissen zu lernen. Er stellt mit seinem wachen und nach Verstehen hungrigen Gehirn Verbindungen her zwischen seinen Bedürfnissen, den Ereignissen und seinem Verhalten. Versuch und Irrtum nennt man das. Konditionierung. Diese Lernfähigkeit ist wohl allen neuronalen Systemen in gewissen Grenzen eigen. Man hat sie auch schon bei Tieren mit nur minimalen Nervensystemen gefunden. Beim Menschen, wo Daten in unvergleichlich größerem Maße aufgenommen und verarbeitet werden, finden natürlich komplexere Analysen statt. Und damit wird ein zweites, ähnlich umfassendes Arbeitsprinzip des Gehirns deutlich. Das erkenntnishungrige Gehirn hat ein starkes Bedürfnis nach Ordnung. Informationen aufzunehmen, sie miteinander in Beziehung zu setzen und Ordnungen heraus zu filtern, ist in sich bedürfnisbefriedigend.

Vermutlich besteht der Reiz von Musik oder auch von abstrakter Kunst u.a. darin, Ordnungen zu finden. Hier ist das besonders deutlich. Abstrakte Kunst ist keine Bauanleitung oder eine Gedächtnisstütze, wie das klassische Portrait. Musik mag den Kontakt zur Arbeit, als rhythmische Begleitung, oder den zu sozialer Werbung, als Liebeslied oder gemeinsamem Tanz, schon längst verloren haben und bleibt trotzdem genussreich. Versteht man z.B. eine Musik, so spürt man, wie sie weitergehen kann. Man spürt eine Art musikalischen Raums, in dem sich die Töne und Geräusche sinnvoll anordnen. Bei diesem grundlegenden Bedürfnis nach Ordnung handelt es sich noch in keiner Weise um ein rationales Verstehen. Nicht Kunst- oder Musiktheorie, sondern Vertrautheit und Fremdheit mit den Tonfolgen spiegeln dieses Verstehen wider. Vergessen wir nicht, das Gehirn ist ein „analoger Rechner“. Nicht mathematische Formeln bilden die gefundenen Ordnungen am besten ab, sondern die Verhältnisse von Größen, wie Zeitintervalle, Tonhöhen, Tonfarben usw. Musik, könnte man sagen, ist die Mathematik einer analogen Welt. Ein kleines Kind, das „Hänschen klein“ singt, ertastet sich z.B. Intervallschritte, wie sie für unsere westlich traditionelle Tonalität üblich sind. Später folgt dann vielleicht die Variation von musikalischen Themen. Und noch eins fällt auf. Interessanterweise wird eine Musik dann langweiliger, wenn der tonale Raum deutlich einfacher ist als das eigene Musikverstehen, wenn man also alles versteht. Und sie wird ebenfalls unbefriedigend, wenn es einem zu oft nicht gelingt, der Ereignisfolge ordnend folgen zu können. Das Gehirn hat nicht einfach einen Hunger nach Ordnung, sondern ein Bedürfnis zu ordnen. Interessant sind für uns Zustände, in denen Ordnungen erst teilverstanden sind und noch abgeschlossen werden können. Dieser Hunger danach, Ordnung herzustellen oder Strukturen zu erkennen, ist natürlich kein Selbstzweck, sondern es ist das notwendige Bemühen, die eigene Welt zu verstehen, um in ihr überleben zu können. Eines der grundlegenden Ordnungssysteme ist die Wahrnehmung.