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Die drei !!!, 24, Fußballstar in Gefahr (drei Ausrufezeichen)

Henriette Wich

 

Verlag Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2012

ISBN 9783440135099 , 128 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

5,99 EUR


 

Fußballalarm

»Ja, ich weiß, ich bin zu spät!« Kim rauschte mit hochrotem Kopf ins Café Lomo und warf sich stöhnend aufs Sofa.

»Falls es dich interessiert«, sagte Marie, während sie ungeduldig mit ihren frisch lackierten Fingernägeln auf ihre pinkfarbene Armbanduhr tippte, »es sind genau 25 Minuten und 40 Sekunden.«

Franzi sah Kim vorwurfsvoll an. »Wir dachten schon, du hast uns vergessen und kommst gar nicht mehr zum Clubtreffen.«

»Natürlich hab ich euch nicht vergessen!«, protestierte Kim. Dass ausgerechnet ihr das passieren musste, wo sie doch nichts mehr hasste als Unpünktlichkeit – megapeinlich! »Tut mir total leid«, sagte sie, »aber es ging wirklich nicht früher.« Sie winkte der Bedienung und bestellte ein großes Wasser, um nach dem unfreiwilligen Sprint ihren mörderischen Durst zu löschen.

»Was ist passiert?«, fragte Marie, die wie immer von Kopf bis Fuß perfekt gestylt war. Zum lilafarbenen Minikleid trug sie einen breiten Gürtel aus weichem Leder und schwarze Leggings. »Hast du einen Sechser im Lotto, oder hast du einen neuen Fall für Die drei !!! an Land gezogen?«

»Weder noch.« Kim nahm ein paar große Schlucke Wasser und seufzte. »Leider! Wisst ihr eigentlich, dass wir jetzt schon über sechs Monate keinen neuen Fall hatten? Wenn das so weitergeht, können wir unseren Detektivclub bald dichtmachen.«

»Nach 23 erfolgreich gelösten Fällen?«, fragte Franzi. »Kommt nicht infrage! Wir müssen nur ein bisschen Geduld haben, das ist alles.«

So ernst hatte Kim es natürlich nicht gemeint. Ein Leben ohne den Detektivclub konnte sie sich überhaupt nicht mehr vorstellen. Inzwischen waren die drei !!! richtige Profis. Mit ihrer Erfahrung und ihrer tollen Detektivausrüstung hatten sie bereits zahlreiche Betrüger, Erpresser, Einbrecher und Schmuggler überführt. Manchmal hatte Kommissar Peters, ein Freund von Maries Vater, ihnen dabei geholfen, aber die Hauptarbeit hatten sie immer ganz alleine geschafft.

»Geduld allein reicht nicht!« Dankbar griff Kim Franzis Stichwort auf. So konnte sie geschickt vom Thema ablenken. »Wir müssen dringend etwas unternehmen. Ich hab mir auch schon was überlegt: Wir könnten Anzeigen aufgeben, im Internet und in den Schülerzeitungen unserer Schulen, zum Beispiel mit einer abgewandelten Version unserer Visitenkarte.« Sie holte eine Karte aus ihrer Hosentasche und legte sie auf den Tisch.

 

 

Marie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Haben wir so was nötig? Wir sollten lieber die Augen offenhalten und unserem Bauchgefühl vertrauen. Oder eine Bestellung beim Universum aufgeben.«

Franzi tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Vergiss es! So einen Quatsch mache ich bestimmt nicht.«

»Ich glaube auch nicht daran, dass das funktioniert«, sagte Kim. In Wirklichkeit fand sie Maries esoterische Experimente ziemlich unheimlich, egal ob es um Gläserrücken, Tarotkarten oder Hexenzaubersprüche ging. Irgendwas Wahres war nämlich doch immer dran.

Marie zuckte beleidigt mit den Schultern. Dann sagte sie zu Kim: »Du bist aber pessimistisch drauf heute! Jetzt erzähl endlich, warum du zu spät gekommen bist. Ich finde, wir haben ein Recht darauf, es zu erfahren.«

Kim zögerte. Sollte sie ihren Freundinnen die volle Wahrheit sagen? Normalerweise vertraute sie solche Dinge nur ihrem Geheimen Tagebuch an, das sie neben dem Detektivtagebuch führte. Fürs erste musste die halbe Wahrheit reichen.

»Heute ist echt nicht mein Tag«, seufzte Kim. »Die Schule war ätzend, ich hab zwei fette Pickel bekommen und meine heiß geliebten Zwillingsbrüder haben sich ein neues Schimpfwort für mich ausgedacht: Statt Planschkuh nennen sie mich jetzt Streuselmonster.«

Franzi verkniff sich ein Grinsen. Kim war wirklich geschlagen mit Ben und Lukas. Die 10-jährigen Jungs waren die reinsten Nervensägen. Im Vergleich dazu hatte Franzi mit ihrer 16-jährigen Zickenschwester Chrissie das große Los gezogen.

Marie nippte an ihrem Kakao Spezial mit Vanillearoma, dem absoluten Lieblingsgetränk der drei !!!. Ihr Ärger auf Kim war inzwischen verflogen. »Da hilft nur eins«, schlug sie vor, »Nervennahrung! Bestell dir doch einen Schokomuffin oder am besten gleich zwei. Ich lade dich ein. Mein Vater hat mir heute ein extra Taschengeld spendiert.«

Als Hauptkommissar Brockmeier in der beliebten Vorabendserie Vorstadtwache verdiente Helmut Grevenbroich so gut, dass er seine einzige Tochter auf Händen tragen konnte.

Kim schüttelte den Kopf. Normalerweise wurde sie bei Süßigkeiten sofort schwach. Die brauchte sie auch als Kopf des Detektivclubs, damit sie konzentriert nachdenken oder am Computer komplizierte Recherchen durchführen konnte. Doch heute war ihr der Appetit vergangen.

Marie und Franzi tauschten einen besorgten Blick. Wenn Kim freiwillig auf ihren Schokomuffin verzichtete, musste mehr dahinterstecken als der übliche Zoff mit den Zwillingen.

Franzi legte den Arm um Kim. »Wir sind doch nicht blind, Kim. Dir geht es nicht gut. Komm, lass es raus!«

Das war zuviel für Kim. Plötzlich musste sie ihre Wut loswerden. »Ich war sogar überpünktlich heute und wollte gerade los, da hat Michi angerufen, obwohl er genau wusste, dass ich mit euch verabredet bin, und …« Sie konnte nicht weiterreden, weil sie nach Luft schnappen musste.

»Und deswegen bist du schlecht drauf?« Marie zog ihre linke Augenbraue hoch. »Michi ist doch sonst dein Garantieschein für gute Laune.«

Das stimmte tatsächlich. Die drei !!! hatten Michi Millbrandt bei ihrem ersten Fall kennengelernt, und Kim hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Seit einiger Zeit war sie mit ihm zusammen und immer noch glücklich wie am ersten Tag (abgesehen von einer kurzfristigen Beziehungsflaute – aber die zählte nicht). Nur heute hätte Kim Michi auf den Mond schießen können, so sauer war sie auf ihn.

»Habt ihr euch gestritten«, bohrte Franzi nach. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

»Und wie! Ich sag nur eins: Fußball!« Kim verdrehte genervt die Augen.

Sie hoffte auf Zustimmung und Mitleid bei ihren Freundinnen, doch Marie zuckte nur mit den Schultern. »Was erwartest du? Es ist WM, da sind natürlich alle Jungs im Fußballfieber.« Zum Beweis drehte Marie sich um und zeigte auf den großen Fernseher, den der Besitzer des Cafés extra für die WM installiert hatte. Vor dem Flachbildschirm drängelte sich ein Dutzend Jungen und verfolgte gebannt die Berichterstattung. Gerade lief ein Interview mit einem berühmten Fußballer aus Brasilien.

Kim gähnte demonstrativ. Wie man um so einen langweiligen Sport einen solchen Wirbel veranstalten konnte, war ihr völlig schleierhaft. Auch die vielen Deutschlandfahnen überall fand sie übertrieben. Selbst hier im Café Lomo, neben ihrem Hauptquartier der Lieblingstreffpunkt der drei !!!, steckten kleine Fähnchen in den Vasen auf den Tischen, und die Papiertischdecken hatten ein Fußballmuster.

Franzi grinste. »Übrigens sind nicht nur die Jungs im Fußballfieber. Seit die WM angefangen hat, hab ich kein einziges Spiel verpasst.« Kim hätte es sich eigentlich denken können! Sport war Franzis große Leidenschaft. Sie spielte zwar selbst nicht Fußball, skatete aber oft mit Benni und ritt in jeder freien Minute auf ihrem Pony Tinka. Und sie konnte hervorragend klettern. Damit hatte sie Marie und Kim schon oft aus brenzligen Situationen gerettet.

»Also ich finde, du solltest das Ganze nicht überbewerten«, sagte Marie. »Sobald die WM vorbei ist, kannst du mit Michi wieder über andere Themen reden.«

Kim fuhr sich entrüstet durch die kurzen braunen Haare. »Ihr versteht mich nicht. Michi hängt nicht nur vorm Fernseher ab. Beim Endspiel Deutschland-Brasilien will er unbedingt zum Public Viewing im Schillerpark. Von mir aus könnte er da gerne mit seinen Kumpels hingehen, aber er besteht darauf, dass ich mitkomme.«

»Super Idee!«, rutschte es Franzi heraus, und Marie klatschte so begeistert in die Hände, dass das silberne Bettelarmband an ihrem linken Handgelenk klirrte.

Kim starrte ihre beiden Freundinnen fassungslos an. »Das meint ihr jetzt nicht ernst, oder?«

»Mensch, Public Viewing ist doch spitze!« Marie warf ihre langen blonden Haare schwungvoll nach hinten. »Coole Party, Megastimmung, jede Menge durchtrainierter Spieler auf dem grünen Rasen und flirten ohne Ende. Das ist die perfekte Mischung!«

»Klar«, knurrte Kim und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Marie dachte wieder mal nur an sich. Seit sie ihren Liebeskummer wegen Holger erfolgreich überwunden hatte, flirtete sie mit jedem gutaussehenden Jungen, der ihr über den Weg lief. Dabei setzte sie hemmungslos alle Tricks ein, die sie in ihren Schauspielstunden gelernt hatte.

Franzi boxte Kim freundschaftlich in die Seite. »Ich finde, Marie hat recht. Public Viewing wird dir gefallen. Das ist wie bei einem Popkonzert. Im Fernsehen versteht man nicht, warum die Fans so ausrasten, aber wenn man live dabei ist, lässt man sich sofort anstecken von der Wahnsinnsbegeisterung.«

»Begeisterung«, sagte Kim. »Über einen lächerlichen Ball, der hin und her geschoben wird.« Sie konnte es nicht glauben, dass Marie und Franzi nicht auf ihrer Seite waren.

»Wie hast du eigentlich auf Michis Vorschlag reagiert?«, fragte Marie neugierig.

Kim presste die Lippen aufeinander. »Ich hab...