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Die drei !!!, 21, Skandal auf der Rennbahn (drei Ausrufezeichen)

Petra Steckelmann

 

Verlag Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2012

ISBN 9783440135075 , 128 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

5,99 EUR


 

Albtraumferien?


Franzi sah Kim schon von weitem an, dass sie etwas bedrückte. Sie ging mit hängenden Schultern auf das Café Lomo zu. Franzi legte einen Zahn zu und sauste mit ihren Inlineskates direkt auf Kim zu. Als Kim gerade die Tür öffnete, rief Franzi ihr zu:

»Hey, Kim, was ist denn mit dir passiert? Haben dir Ben und Lukas Steine in die Tasche gepackt? Oder noch schlimmer: stinkende Kröten?«

So ganz unwahrscheinlich war das noch nicht mal. Bei all den verrückten Sachen, die die beiden 9-jährigen Zwillinge schon angestellt hatten, wäre auch das möglich gewesen. Kim zuckte zusammen, als Franzi neben ihr zum Stehen kam.

»Herrje, hast du mich erschreckt.«

»Keine Steine in der Tasche, stimmt’s? Los, erzähl schon! Was ist so Schreckliches passiert, dass du so ins Lomo schleichst?«

»Ach«, winkte Kim ab. »Lass mich erst einmal einen Kakao Spezial trinken. Unser Lieblingsgetränk zaubert bestimmt in null Komma nichts ein Lächeln auf meine Lippen. Und wenn das nichts hilft, tut es bestimmt ein Dutzend Muffins.«

Dass Kim Süßem nicht widerstehen konnte, wusste Franzi. Aber musste es gleich ein Dutzend sein? Sonst brauchte Kim nur dann besonders viel Nervennahrung, wenn ein Fall zu lösen war. Aber der Detektivclub, den Kim ins Leben gerufen hatte, hatte schon seit ein paar Wochen keinen Fall mehr. Ob das an Kims Nerven zerrte? Dass kein neuer Fall für die drei !!! in Sicht war? Und das so kurz vor den Sommerferien.

Kim steuerte ihren Stammplatz, das Sofa in der Ecke an, und kauerte sich seufzend in die Polster.

Franzi ließ sich lässig neben Kim aufs Sofa fallen, zog ihre Inlineskates aus und schlüpfte in ihre Turnschuhe.

»Für mich auch einen Kakao Spezial, bitte«, nuschelte sie der Kellnerin zu, während sie die Schuhe zuband.

»Findet die Sitzung heute unter dem Tisch statt?«, fragte Marie, die jetzt ebenfalls im Café Lomo auftauchte. Sie beugte sich zu Franzi und zwinkerte ihr zu. Ihre langen blonden Haare hielt sie elegant mit den Fingerspitzen zurück, damit diese nicht wie ein Vorhang vor ihr Gesicht fielen.

Franzi starrte auf Maries Schuhe. Wow, dachte sie, die sehen mehr als unbequem aus. Dann rappelte sie sich hoch, und staunte noch mehr.

»Marie«, hauchte sie und hielt sich die Hand vor den Mund. Sonst hätte sie auf der Stelle losgekichert.

»Gefällt dir mein neuer Lidschatten etwa nicht? Glaub mir, das ist die Trendfarbe des Sommers.«

»Schwarz ist keine Farbe«, sagte Franzi trocken. »Du siehst aus, als wärst du zu den Satanisten übergelaufen.«

»So ein Quatsch.« Marie schüttelte den Kopf, setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen zu Franzi und Kim aufs Sofa und wippte lässig mit dem linken Fuß. »Keiner dieser abgedrehten Gruftis würde jemals solche Schuhe tragen.«

Stimmt, dachte Franzi. Pinkfarbene Clogs mit Efeuranken aus schwarz funkelnden Strass-Steinen wären bestimmt nicht der letzte Schrei in der dunklen Szene. Eines musste sie Marie lassen: Egal wie schrill ihr Outfit manchmal auch war, es war nie langweilig und erfüllte stets die neusten Modestandards.

»Na, wie auch immer. Zumindest scheinen diese Clogs einen Siebenmeilenstiefelmodus zu haben. Du warst doch noch nie pünktlich!«, stichelte Franzi.

»Witzig.« Marie zog die Nase kraus. »Ich hatte ausnahmsweise mal keine Termine. Das ist alles. Schauspielunterricht war gestern, Gesangsunterricht fiel aus, weil die Lehrerin schon frühzeitig die Sommerpause eingeläutet hat, und …«

»Schon gut, schon gut.« Franzi wollte gar nicht mehr hören. Marie war pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt erschienen, und das allein sollte reichen. Es gab in der Vergangenheit eh schon genügend Diskussionen um Maries viele Aktivitäten, die sie immer wieder davon abhielten, pünktlich zu den Treffen der drei !!! zu erscheinen.

»Zurück zu dir, Kim. Was ist los? Du machst ein Gesicht wie hundert Tage Regenwetter. Jetzt mach deinem Ärger schon Luft«, forderte Franzi Kim auf.

Kim nippte an ihrem Kakao, holte tief Luft und zog dann einen Prospekt aus ihrer Tasche. Wortlos legte sie ihn auf den Tisch.

»Was ist das?«, fragten Franzi und Marie gleichzeitig.

»Sunny Times?«, las Marie vor und fragte noch einmal: »Was ist das?«

»Sprachferien in England. Das ist das. Sunny Times bietet deutschen Schülern die Möglichkeit, auch in den Ferien die Nase in Bücher zu stecken. Toll, was?« Kims Stimme klang genervt. »Meine Mutter hat mich dazu verdonnert, weil ich in der letzten Englischarbeit eine Vier geschrieben habe.«

Nachdem Kim den letzten Englischtest vor den Sommerferien vergeigt hatte, wedelte Frau Jülich nun bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit der Broschüre des Sprachreiseunternehmens vor Kims Nase herum. Als Grundschullehrerin gingen ihr gute Noten über alles. Erfolgreicher Detektivclub hin, erfolgreicher Detektivclub her – so konnte es nicht weitergehen! Die deutlichen Worte ihrer Mutter hallten Kim jetzt noch in den Ohren.

»Ich werde meine Sommerferien also mit Unterricht verbringen«, sagte sie frustriert, nahm einen großen Schluck Kakao und nuschelte dann leise: »So was Doofes.«

»Hey, das ist doch klasse«, rief Marie überzogen fröhlich und sprang auf. »Ich komme mit! Ich konnte mich sowieso noch nicht entscheiden, was ich in den Sommerferien machen soll. Mein Vater hat vorgeschlagen, dass wir gemeinsam …«

»Marie Grevenbroich, egozentrisch wie eh und je«, unterbrach Franzi, und wünschte, sie hätte sich rechtzeitig auf die Zunge gebissen. »Tut mir leid, Kim, ich wollte nicht schon wieder damit anfangen.« Sie wusste, wie sehr Kim die ewigen Sticheleien zwischen Marie und ihr auf die Nerven gingen. Zu Marie gewandt presste sie kleinlaut ein »’tschuldigung« hervor.

»Ach, ist doch egal«, winkte Marie großzügig ab. »Hey, wäre es nicht toll, wenn wir alle drei gemeinsam fahren würden?«

Kim und Franzi sahen sie verwundert an.

»Du weißt doch genau, dass meine Eltern nicht so viel Geld haben. Wovon sollen sie denn eine so teure Sprachreise bezahlen?«

Marie ignorierte sie und plapperte munter weiter.

»Nicht sie sollen die Reise bezahlen, sondern du!«

»Ich?« Franzi verschluckte sich beinahe an ihrem Kakao.

»Wenn du überhaupt Lust hast, die Ferien mit Kim und mir am Strand in England zu verbringen!« Freundschaftlich legte Marie den Arm um Franzi und sah sie aufmunternd an.

»Ferien auf der Schulbank!«, erinnerte Kim und verdrehte die Augen.

»Ach, das bisschen Lernen, das sitzen wir doch auf einer Backe ab.« Marie schilderte in den schillernsten Farben, wie sie sich den Urlaub in England vorstellte. »Disco, Cafés und jede Menge Spaß. Langweilig wird uns bestimmt nicht«, garantierte sie zum Abschluss.

»Und woher willst du das wissen? Immerhin geht es hier um Sprachferien. Das heißt büffeln bis zum umfallen!« Kim schnaubte verächtlich.

»Och, der Unterricht ist doch nur so was wie ein Lockvogel, damit die Eltern ihren Kindern so eine Reise erlauben und sie bezahlen.«

»Womit wir wieder beim Thema Geld wären«, stöhnte Franzi und zog ein langes Gesicht. »Für mich werden die Sommerferien in Billershausen stattfinden. Ein Besuch bei Oma Lotti sei genau das Richtige, findet meine Mutter. Das kostet auch nicht so viel«, schob Franzi nach. Und als Marie den Mund öffnete, wehrte sie schnell alles ab, was Marie noch hätte sagen können. »Vergiss es, Marie! Niemals zahlen meine Eltern das. Dafür sind meine Noten in Englisch nicht schlecht genug.«

»Nun hör mir doch mal zu!«, sagte Marie und strahlte Franzi an. »Wir haben für die Lösung unseres letzten Falles so viel Geld bekommen. Selbst wenn wir neue Möbel fürs Hauptquartier gekauft haben, bleibt immer noch genügend Geld übrig. Und außerdem …«

Jetzt war es Kim, die Marie ins Wort fiel. »Genau!«, rief sie und war mit einem Mal gar nicht mehr so niedergeschlagen. »Wir fahren alle zusammen! Los Franzi, das wird schon! Und die Detektivausrüstung können wir später immer noch aufstocken!«

Franzi überlegte kurz. Die strahlenden Gesichter von Kim und Marie überzeugten sie.

»Aber wir brauchen dringend …«, versuchte Franzi ihren Wunsch nach einer Erweiterung der Detektivausrüstung ein letztes Mal vorzubringen.

»Papperlapapp! Wir sind so gut ausgerüstet. Da fehlt nichts, was wir dringend für unsere Ausrüstung bräuchten!«, beharrte Kim, der der Sprachaufenthalt in England zusammen mit ihren Freundinnen auf einmal gar nicht mehr wie blöder Schulunterricht vorkam. Das würde bestimmt lustig werden!

Franzi überlegte kurz und gab sich geschlagen. »Dann muss ich jetzt nur noch meine Eltern überreden.« Feierlich hob Franzi den Kakaobecher. »Lasst uns auf England anstoßen!«

Die Becher klirrten, der Kakao schwappte, und Kim, Franzi und Marie strahlten sich an.

Munter durcheinander redend verließen sie das Café Lomo. Kim war sicher, dass ihrer Mutter der Mund offen stehen bleiben würde, wenn sie ihr erzählte, dass sie sich jetzt doch auf die Sprachferien freute. Marie überlegte, ob sie ihren Vater einfach so vor vollendete Tatsachen stellen sollte. Und Franzi ging in Gedanken 1000 Argumente durch, die bei ihren Eltern einfach durchschlagen mussten.

Noch...