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Palliativpflege bei Demenz - Ein Handbuch für die Praxis

Monique Weissenberger-Leduc

 

Verlag Springer-Verlag, 2009

ISBN 9783211893524 , 264 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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46,99 EUR


 

Schmerzmanagement (S. 96-97)

Ziel der Schmerztherapie ist es, den Kreislauf zwischen Schmerzimpuls und Schmerzantwort zu unterbinden, um eine „Schmerzspirale“ zu vermeiden oder zu durchbrechen. Nur so gewinnt das Leben wieder an Qualität.

Bei der Aufnahme in ein Uniklinikum gaben 33 % der Patienten an, bestehende Schmerzen länger als sechs Monate zu haben. Das Risiko, länger als sechs Monate Schmerzen zu haben, nahm mit dem Alter zu. Ein erster Anstieg ist im Alter von 65 bis 74 zu bemerken, ein weiterer bei Patienten über 75 Jahren. Hier gaben 55 % der Patienten an, Schmerzen länger als sechs Monate zu haben.

Von den Patienten, die angaben, Schmerzen in den letzten 24 Stunden gehabt zu haben, erhielten nur 50 % Analgetika. Selbst in der Gruppe der Patienten, die mittels VAS starke Schmerzen angaben, erhielt nur 75 % Analgetika (Bartholomeyczik/Nonn 2005).

Obwohl diese Patienten in der Lage waren, über Schmerzen verbal zu klagen, erhielten sie keine adäquate Schmerztherapie. Die Frage darf gestellt werden: Warum? Wo wir doch alle im Gesundheitssystem verpflichtet sind, „state of the art“ zu arbeiten.

Was ist mit hochbetagten multimorbiden Patienten, die nicht mehr verbal über Schmerzen klagen können? Haben sie keine Schmerzen? Die Schmerzempfindlichkeit verschwindet nicht mit dem Alter, der Multimorbidität oder der Demenz.

1. Instrumentarium der palliativen Therapie

Die palliative Therapie bedeutet definitionsgemäß lindernde Maßnahmen zur Beseitigung bestimmter Symptome und dient nicht der Heilung der Grundkrankheit.

Die Palliativmedizin und die Palliativpflege schließen prinzipiell keine therapeutischen Ansatzpunkte aus. Voraussetzung für die Anwendung ist aber, dass die Vorteile bzw. der Nutzen größer sind als die potenziellen Nachteile bzw. Risiken: Eine Nutzen-Risiko-Analyse ist für diesen hochbetagten multimorbiden Patienten in dieser Situation und in diesem Kontext vonnöten.

Die Therapieansätze müssen begründbar und sinnvoll sein. Sie sollen vom gesamten geriatrischen palliativen kurativen Team getragen werden. Es sind immer Einzelfallentscheidungen auf der Basis von Kompromissen zwischen Machbarkeit, Vorstellungen und Wünschen des geriatrischen palliativen kurativen Teams und den Vorstellungen und Wünschen des hochbetagten multimorbiden Patienten mit und ohne Demenz.

Haftungsausschluss: Der Benützer ist verpflichtet, die in diesem Buch gemachten Angaben zu überprüfen und die Verordnung in eigener Verantwortung vorzunehmen.

2. Medizinische Behandlungsmaßnahmen

Die Kunst der geriatrischen palliativen medikamentösen Schmerztherapie besteht darin, sich langsam vorwärts zu tasten bei gleichzeitiger und genauer Beobachtung der hochbetagten multimorbiden Patienten mit Demenz.

2.1 Nutzen-Risiko-Analyse

Eine nichtmedikamentöse medizinische palliative Therapie kann sinnvoll und sogar die bevorzugte Methode sein, wenn sie im Rahmen einer übergeordneten Gesamttherapie hilft, quälende Symptome zu beseitigen. Es ist wie immer in der palliativen Therapie eine Einzelentscheidung, die alle Für und Wider abwägen muss:

- ,Was sind die Vorteile dieser Methode im Vergleich zu anderen?

- ,Welche Nebenwirkungen, Komplikationen kann diese Methode haben?

- ,Wie belastend ist sie? Darunter fallen die psychischen, physischen, finanziellen, sozialen und Zeitaufwandbelastungen.

- ,Welche Vortherapien hat der hochbetagte multimorbide Patient schon gehabt?

- ,Was ist das konkrete Ziel, die konkrete Erwartung des Behandlungsteams? Sind sie im Einklang mit den Zielen und Erwartungen des hochbetagten multimorbiden Patienten?