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Jerry Cotton 2168 - Mir blieben nur noch Stunden

Jerry Cotton

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN 9783838701486 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR

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(S. 16-17)

Im Vorführungsraum des FBI-Gebäudes an der Federal Plaza schauten wir uns die Videoaufnahme, die wir am Nachmittag an der Universität gemacht hatten, auf einem großen Monitor an. Die Kamera hatte den gesamten Vorlesungssaal im Sucher gehabt, und so wohnten wir erneut dem chaotischen Treiben bei, das die Studenten nach meiner kleinen Ansprache abgehalten hatten. Immer und immer wieder schauten wir uns den Videofilm an. Natürlich war so ziemlich jedes Wort von dem, was ich den jungen Männern erzählt hatte, erstunken und erlogen gewesen. Aber Phil und ich hatten es für erfolgversprechender gehalten, zu einer kleinen List zu greifen, als den Studenten die Wahrheit zu sagen – nämlich, daß sie der verbliebene Rest der Verdächtigen waren.

»In Ordnung, Frank«, sagte ich in das kleine Headset, das ich trug. »Noch einmal von vorn, bitte – und diesmal in Zeitlupe.« »In Ordnung, Jerry«, hörte ich die Bestätigung unseres Technikers Frank Rogers im rechten Ohr. Frank war FBI-Techniker und saß hinten im Vorführraum am Kontrollpult – er sorgte dafür, daß wir den gewünschten Einblick in die Dinge bekamen. Er spulte das Band mit der Aufnahme zurück, und wir kriegten es noch einmal zu sehen – ohne Ton, dafür bedeutend langsamer. Als wir uns der Stelle näherten, an der ich davon berichtet hatte, daß uns der Täter am Morgen entwischt war, bat ich Frank, das Bild einzufrieren.

»In Ordnung«, sagte ich dann, »und jetzt gib uns bitte Vergrößerungen der Gesichter auf den Schirm. Eins nach dem anderen.« »Gemacht, Jerry«, bestätigte Frank. Unser Band war eine digitale Videoaufzeichnung, da die sich im Unterschied zu analogem Material beliebig bearbeiten ließ – Vergrößerungen um bis zu zweihundert Prozent waren ohne Problem möglich. Wir sahen, wie auf dem großen Monitor ein roter Rahmen erschien, der das Gesicht des Studenten, der ganz links in der vordersten Reihe saß, erfaßte, und schon einen Lidschlag später füllte dieser Ausschnitt den ganzen Bildschirm aus.

Frank nahm rasch noch ein paar digitale Nachbearbeitungen vor, dann hatten wir ein gestochen scharfes Bild vor uns. Wir brauchten es nicht lange zu betrachten. Alles, was wir sehen wollten, waren die Augen. »Fehlanzeige«, kommentierte Phil, und ich bat Frank, den nächsten Kandidaten zu vergrößern. Wieder kein Treffer. Auch die nächste und die übernächste Vergrößerung brachte kein positives Ergebnis. Die Studenten, die auf den Bildern zu sehen waren, blickten entweder nach vorne zum Rednerpult, stierten gelangweilt hinauf zur Decke oder hatten verschämt ihre Blicke zu Boden geschlagen – doch keiner schaute auch nur annähernd in die Richtung, die uns interessierte.

Bis Andrew Graham an die Reihe kam, der Kerl mit den blonden langen Haaren, der im Saal eine so dicke Lippe riskiert hatte. »Sieh einer an«, sagte Phil, »was haben wir denn da?« »Sieht gut aus«, bestätigte ich. »Frank«, wandte ich mich dann wieder an unseren Techniker, »mach den Test.« »In Ordnung, Jerry.« Die Farbwerte des Bildes veränderten sich und wurden heller. Mittels eines Spezialprogramms zur Bildbearbeitung simulierte Frank eine Blitzaufnahme mit einem Fotoapparat. Wie man weiß, verfärben sich dabei die Augen des Fotografierten rot, wenn er im Sekundenbruchteil der Aufnahme direkt in den Blitz schaut – so wie jetzt bei Andrew Graham, der plötzlich mehr wie ein Werwolf als wie ein braver Student aussah.