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Pervers, oder? - Sexualpräferenzstörungen - 100 Fragen, 100 Antworten - Ursachen, Symptomatik, Behandlung

Brigitte Vetter

 

Verlag Hogrefe AG, 2009

ISBN 9783456946726 , 525 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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26,99 EUR

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12. Normverstöße: Wie ging man früher mit «sexuellen Abweichlern» um? (S. 51-53)

Wie man in der Vergangenheit mit «sexuellen Abweichlern» verfuhr, hing zum einen mit den jeweiligen Vorstellungen zusammen, die in den einzelnen Epochen über die Entstehung devianten Verhaltens vorherrschte, und zum anderen mit den Instanzen (religiöse, juris tische, medizinische), die sich berufen fühlten, sich um die Abweichler zu «kümmern». Lange Zeit wurde sexuell abweichendes Verhalten als eine konstante Eigenschaft betrachtet, mit der ein Mensch «behaftet» sei und die er folglich immer zeigen würde. Entsprechend ging man davon aus, dass es «deviante» Persönlichkeiten gäbe, die es wieder an zupassen gelte, wobei die Methoden und Mittel, wie das zu ge schehen habe, von den jeweiligen Instanzen abhing, die sich berufen fühlten, für eine Wiederanpassung zu sorgen. Im Mittelalter, als die Kirche die herrschende soziale Macht war, wurde Devianz in religiösem und moralischem Sinne als Verstoß gegen den Glauben und den mit ihm verbundenen Vorstellungen von dem ausschließlichen Fortpfanzungszweck der Sexualität verstanden.

Entsprechend wurden Menschen mit sexuellen Abweichungen als Sünder und vom Teufel oder von bösen Geistern Besessene betrachtet. Die Methoden, mit denen versucht wurde, sie wieder in «normale» Menschen zu verwandeln, waren Gebete und Bußfertigkeit. Im moralischen Sinne wurde sexuelle Devianz als unanständig und als Verstoß gegen die kollektiv empfundenen «guten Sitten» bewertet und die Unterlassung des Verhaltens gefordert. Mit dem Verlust des Ein. usses der Kirchen begann man, sexuelle Abweichungen in der Hauptsache als juristisches Problem zu betrachten. Der Unterschied zwischen sexueller Angepasstheit und sexueller Devianz wurde nun gleichbedeutend mit Gesetzestreue und Kriminalität gesehen. Sexuell abweichende Menschen wurden jetzt als «geborene Verbrecher» bezeichnet, die gegen die juristische Forderung nach Einvernehmlichkeit verstießen.

Deshalb ging man davon aus, dass sie nur durch Strafe und Wiedereingliederungsmaßnahmen in «normale» Menschen verwandelt werden könnten und dass sie die Bestrafung ihres «Vergehens» zu akzeptieren hätten. Mit zunehmendem Ein. uss der Wissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert begann man, Devianz in medizinische Begriffe zu fassen. Der Unterschied zwischen sexuellem Angepasstsein und sexueller Abweichung wurde nun als Unterschied zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit gesehen. Sexuell abweichende Menschen wurden jetzt als Psychopathen bezeichnet. Als Mittel zur «Heilung» devianten Verhaltens galten entsprechende psychiatrische Behandlungsmethoden.

Die medizinische Erklärung abweichenden Verhaltens hatte jedoch auch ihre Nachteile. So wurden unter dem wachsenden Ein. uss der Psychiatrie wesentlich mehr Menschen als sexuelle «Psychopathen» bezeichnet als es jemals vorher sexuelle «Ketzer» (Kirche) oder «Verbrecher» (Justiz) gegeben hatte. Die Psychiater behandelten nicht nur Fälle von «Sodomie», «Bestialität », «Vergewaltigung» und «Inzucht», sondern auch Menschen, die ihre Partner häu. g wechselten, die gleichgeschlechtlich liebten oder masturbierten. So wurden die «Krankheiten» «Promiskuität» genauso diagnostiziert und behandelt wie die «Nymphomanie», der «Masturbationswahnsinn» oder die «Homosexualität».

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Vorstellungen davon, was als sexuell gesund oder gestört gilt, immer wieder verändert, so, wie sich die Normen gewandelt haben, mit denen sie zusammenhängen. In unserer heutigen Gesellschaft gelten sexuelle Abweichungen als Störungen, die eigene Ursachen und Symptome haben und die nach einer entsprechenden Diagnose medizinisch oder psychotherapeutisch behandelt werden können. Im Zuge der «1968er-Bewegung» kam ein soziologischer Erklärungsansatz auf, der davon ausging, dass abweichendes Verhalten bloß ein dem Betroffenen zugeschriebenes «Etikett» sei.