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Business Book of Horror

Stefan Frädrich

 

Verlag Gabal Verlag, 2010

ISBN 9783862001071 , 232 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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20,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Der Xenon- Bannstrahl (S. 134-136)

Hurra, ich habe gewonnen. Fortuna hat sich für mich entschieden, obwohl sie weit mehr als 200 Alternativen hatte. Und auch die Alternativen gehörten durchweg zur »richtigen Zielgruppe« – alles Damen und Herren mit viel Macht und Einfluss und wie ich Teilnehmer eines Unternehmertages in Stuttgart. Fortuna wurde vom Hauptsponsor dieser Veranstaltung, einem altehrwürdigen Hersteller von Automobilen, beauftragt, ihre Wahl zu treffen. Es war eine clevere Idee. Denn »Unternehmer + Auto + Fahrzeugpräsentation + Gewinnspiel« ist ein Mix wie aus dem Lehrbuch des Marketings.

Und es hat funktioniert, für mich. Denn nun habe ich zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Glücksspiel etwas gewonnen. Ich werde ein neues Auto bekommen, schon bald – allerdings nicht dauerhaft, sondern nur für ein langes Wochenende. Und mit diesem Fahrzeug darf ich dann samt meiner Frau in eine hübsche Stadt fahren, in einem erstklassigen Hotel nächtigen und allen Komfort, Sterneküche inklusive, genießen.

Das Auto, das für diese Fortbewegung vom Alltag in die Freizeit zur Verfügung steht, ist »das Beste«, was es im großen Konzern zu dieser Zeit gibt. Deshalb sponsern sie ja auch dieses Mittelstandsforum, um potenzielle Kunden zu locken und Wirtschafts- und Absatzkrisen zu trotzen. Hier zeigt man sich großzügig, auch wenn im Auditorium einige Menschen sitzen, die das Aldi-Knebel-Syndrom als Zulieferer erleben. Doch die Faszination angesichts der neuen »Super-Klasse« ist groß und so geraten selbst gestandene Männer ins Schwärmen und beglückwünschen mich zum Gewinn. Alle sind sich sicher, dass dies der Beginn einer besonderen, intensiven und liebevollen Dauerfreundschaft mit diesem Stück Blech sowie der Marke generell sei. Zugegeben, es ist für mich die erste intensivere Begegnung mit einem Produkt dieses Herstellers. Obwohl er quasi vor meiner Haustür beheimatet ist. Bislang hatte ich in meinen Autofahrer-Jahren stets Fahrzeuge einer anderen süddeutschen Firma bevorzugt. Aber wer weiß …

Doch zurück zu meinem persönlichen Großereignis, dem Erhalt des Gewinngutscheins! Der Vertriebsleiter des Autoherstellers bittet mich auf die Bühne. Ich fühle mich wie ein scheues Reh, das auf einer Landstraße vom Licht eines Xenon-Scheinwerfers erfasst wird. Denn in Nanosekunden erfasst mich eine Welle von Technologieinformationen, Motorenwerten, Abgas- und Emissionsstatistiken, Designvorzügen … Wahnsinn!

Vielleicht reagiere ich auch nur deshalb so verwirrt, weil ich mich ansonsten eher ungern mit diesen autospezifischen Besonderheiten beschäftige. Denn meine Bedürfnisse sind eher von trivialer Natur. Ich will ein Auto, das mich nirgendwo stehen lässt, mich schnell und auch schnittig von A nach B bringt, in übliche Parkhäuser und Garagen passt … doch was die letzteren Anforderungen betrifft, so habe ich beim Gewinnerfahrzeug durchaus Zweifel. Nun denn, ich erhalte also den Gewinnscheck und damit die Legitimation, ein Wochenende zu wählen, an dem das Fahrzeug reserviert und für mich als VIP zur Abholung in der Niederlassung in der XY-Straße bereitgestellt wird. Wir freuen uns schon jetzt. Heute ist er, der besondere Tag. Ein Freitag, meine Frau und ich fahren in gespannter Erwartung nach Stuttgart. Nur noch kurze Zeit und wir erhalten das Auto, starten in ein tolles Wochenende …