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Betriebsräte in Rollenkonflikten - Betriebspolitisches Denken zwischen Co-Management und Gegenmacht
Juri Hälker
Verlag Rainer Hampp Verlag, 2003
ISBN 9783879888009 , 112 Seiten
Format PDF, OL
Kopierschutz Wasserzeichen
3 Co-Management im Betriebsratshandeln – Typologien und Begriffsklärung (S. 17-18)
3.1 Typologien von Betriebsratshandeln
In der wissenschaftlichen Forschung finden sich seit den 80er Jahren zunehmend Arbeiten, die sich mit den Rahmenbedingungen und Handlungsweisen von Betriebsräten beschäftigen. Die dabei entstandenen Typisierungen sollen hier in aller Kürze vorgestellt werden. Kotthoff stellt sieben Betriebsratstypologien vor (vgl. Kotthoff 1981: 249). Der ignorierte Betriebsrat, der isolierte Betriebsrat und der Betriebsrat als Organ der Geschäftsleitung werden als Betriebsratstypen gewertet, die zu keiner interessenswirksamen Mitbestimmung fähig sind. Wirksame Interessensvertretung sieht Kotthoff bei den Typen des respektierten zwiespältigen Betriebsrates, des respektierten standfesten Betriebsrates, des Betriebsrates als kooperative Gegenmacht und beim Typ des klassenkämpferischen Betriebsrates (vgl. ebenda).
Nach Osterloh können die Handlungsweisen von Betriebsräten wie folgt typisiert werden: Es finden sich neben dem sich unterordnenden Betriebsrat der harmonieorientierte Betriebsrat, der partnerschaftlich orientierte Betriebsrat sowie der an der Ausübung von Gegenmacht orientierte Betriebsrat und der antagonistische Betriebsrat (vgl. Osterloh 1993: 183ff.). Osterloh sieht im Weiteren folgende Handlungsmuster zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung: Beim konfliktorientierten Muster findet demnach keine Kooperation zwischen den Betriebsparteien statt. Die kritische Kooperation findet sich ausschließlich in der montanmitbestimmten Industrie. Eine harmonisch konfliktbearbeitende Strategie findet sich bei durchsetzungsschwachen Betriebsräten. Der eingeschüchterte Betriebsrat erfährt durch seine durchsetzungsstarke Unternehmensführung das Muster der Dominanz. Den schlecht qualifizierte Betriebsrat, dessen Unternehmensleitung nicht kooperationsbereit ist, charakterisiert das Muster der Isolation.
In den neunziger Jahren finden sich zunehmend Arbeiten, die für eine stärkere Kooperation zwischen Betriebsräten und Unternehmensleitungen sprechen (vgl. Kotthoff 1994: 39f.). Stichworte dafür sind Versachlichung, Entpolitisierung und Pragmatismus (vgl. Bosch 1997: 184ff.). Die Veränderungen des Betriebsratshandelns können dabei auf den wirtschaftlichen Krisendruck zurückgeführt werden, dem viele Betriebe ausgesetzt sind. Im erweiterten Engagement, das Betriebsräte aus Sorge um den Erhalt von Arbeitsplätzen zeigen, finden sich Elemente der Beteiligung an unternehmerischen Rationalisierungs- und Modernisierungsinitiativen. Dieser Betriebsratstyp kann als Co-Manager bezeichnet werden (vgl. Müller-Jentsch 1998: 38) und stellt den Betriebsratstyp dar, dessen betriebspolitisches Handeln am intensivsten auf Kooperation mit der Unternehmensseite ausgerichtet ist.
3.2 Co-Management – Zur Karriere eines Begriffs
Co-Management findet sich als Begriff im zunehmenden Maße in den Publikationen zur Betriebsratsforschung (vgl. Gaedeke 2001: 121).