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John Sinclair - Sammelband 6 - Das Unheil erwacht

Jason Dark

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN 9783838702919 , 192 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

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Ein unheimliches Phänomen, denn die Flüssigkeit war nicht nur so dunkel wie Blut, es war Blut, das den Poren entwich, sich in den Haaren ausbreitete, sie zusammenkleben ließ und an ihnen herablief. Es rann ins Gesicht und weiter bis zum Hals.

Auch aus den Ohren floß das Blut in kleinen Rinnsalen, die Nasenlöcher blieben ebenfalls nicht verschont, und erste rote Tropfen quollen über die Lippen. Selbst aus den Augen sickerte es hervor, und die Frau erlebte den Schrecken stumm, ihre Blicke sprachen für sich.

Sie litt unter den Schmerzen, doch kein Laut der Beschwerde drang aus ihrem Mund. Sie blieb stehen, hatte keinen Blick für die drei Männer und auch nicht für den Chinesen, der eine Peitsche mit kurzem Stiel in der rechten Hand hielt. In der linken lag eine Pistole, deren Mündung er allerdings gesenkt hatte, so daß sie nicht mehr auf die leidende Frau gerichtet war.

Es war wie eine schlimme Strafe, die hier mit ihr geschah.

Daß die drei Männer im letzten Augenblick dem Tod entwischt waren, wußten sie. Darüber nachdenken konnten sie nicht, sie mußten auf die Frau schauen, die vor ihnen starb.

Der Chinese bewegte sich als erster. Er ließ beide Waffen verschwinden, bevor er mit der rechten Hand den Oberarm der Frau umfaßte und sie zur Seite ziehen wollte.

Sie reagierte nicht. Jedenfalls machte sie keine Bewegung, dem Mann zu folgen. Sie blieb stehen und war steif wie ein Brett geworden.

Und das Blut rann weiter …

Es hatte sich in ihrer Kleidung festgesaugt. An einigen Stellen tropfte es auch zu Boden. Dort hinterließ es dann dunkle Flecken, die an den Rändern zerplatzten und ein sternförmiges Muster gebildet hatten. Es waren ebenso Zeichen wie auch das gesamte Blut, das aus den Körperöffnungen hervorquoll.

Vielleicht hätten die Männer das alles nicht einmal so schrecklich gefunden, wenn die Person geschrien hätte. Doch sie litt stumm. Kein Laut drang über ihre Lippen, nichts war zu hören. Auch dann nicht, wenn das Blut aus ihren Poren quoll.

Suko ließ die Person los. Er wußte plötzlich, daß er ihr nicht mehr helfen konnte. Sie mußte bezahlen. Sie hatte hoch gepokert und brutal verloren.

Das Blut hatte sich wie eine Maske auf ihr Gesicht gelegt. Es wirkte glatt und schmutzig. Als ein Zittern durch die Gestalt lief, deutete sich das Ende an.

Die junge Frau schaffte es nicht mehr, sich auf den Beinen zu halten. Sie tat so, als wollte sie mit dem rechten Bein zuerst einen Schritt nach vorn gehen. Kaum hatte sie den Fuß aufgesetzt, als ihr Bein nachgab. Sie knickte ein, fiel nach vorn und landete mit dem Kopf dicht neben einem der parkenden Wagen.

Suko schluckte. Er wischte das Blut von seiner Hand an einem Taschentuch ab, bevor er sich an die drei anderen Zeugen wandte und ihnen beruhigend zunickte.

»Was war das?« fragte Jimmy.

Suko hob die Schultern. »Ich kann es euch nicht genau sagen. »Vielleicht hat der Teufel soeben eine Niederlage erlitten. Aber das müßte ein anderer besser wissen.«

Der Inspektor schaute dorthin, wo sich noch jemand aufhielt. Ein blonder Mann, der das alles, was hier geschehen war, in die Wege geleitet hatte.

Der Mann war John Sinclair!

***

Ich hatte die Formel gesprochen und damit mein Kreuz aktiviert, denn ich hatte keine andere Wahl mehr gesehen, einen Gegner zu stoppen, der nicht so aussah wie ein Todfeind, sondern die Form eines lichterfüllten Eis oder großen Ovals besessen hatte, das es darauf anlegte, das Blut der Menschen zu rauben.

Nach dem Aussprechen der Formel waren die beiden Energieblöcke zusammengeprallt, und einer hatte verlieren müssen.

Es war nicht mein Kreuz gewesen, sondern das brandgefährliche und blutgierige Monsterei.

Ich stand noch da, das Kreuz in der Hand haltend, umwabert von den grauen Nebelschwaden, die den Wald und dessen Umgebung zu einer gespenstischen Kulisse machten.

Und ich starrte auf das Ei!

Oder vielmehr auf das, was von ihm zurückgeblieben war. Ein kleines Oval, nicht größer als ein normales Ei, aus dem das Licht verschwunden war. Es lag vor meinen Füßen und hatte es nicht geschafft, das Blut aus meinem Körper zu saugen, die Formel hatte mich davor bewahrt. Ich schaute hin, spürte den Druck hinter meinen Schläfen und merkte auch das leichte Hämmern.

Meine Lippen waren trocken. Kälteschauer liefen über meinen Rücken. Ich schaute nicht auf die anderen, aber in meinem Innern stieg ein Gefühl hoch, das ich mit dem Wort Grauen umschreiben konnte.

Ich hatte das Ei in seiner normalen Übergröße kennengelernt und erinnerte mich noch deutlich an das ungewöhnliche Licht in seinem Innern. Das war verschwunden.

Dafür entdeckte ich etwas anderes. In der Schale entstanden gewisse Bewegungen, als wären Schatten dabei, von einem Punkt zum anderen zu fliehen.

Was das genau darstellte, konnte ich auf diese Distanz nicht sehen. Ich mußte mir das Ei aus der Nähe anschauen, bückte mich, streckte gleichzeitig den Arm aus und dachte auch daran, daß dieses hier unter Umständen eine Niederlage war, denn ich hatte das zerstört, was einer Nadine Berger möglicherweise die Rückkehr aus dem Dasein als Blutsaugerin in ein normales Leben ermöglicht hätte.

Es ging um den Begriff des Flüssigen Lebens!

So war das Ei bezeichnet worden. Es hatte das Blut der Menschen aufgesaugt und in seinem Innern verarbeitet. Von den Massen an Blut war für das menschliche Auge des Betrachters nichts mehr zu sehen gewesen, nur eben das Licht, und darüber mußte ich einfach nachdenken.

Blut in Licht …

Himmel, was konnte das sein?

Eine Verwandlung, eine magische Photosynthese, denn das Ei hatte die Kraft besessen, das Blut der Menschen in eine andere Energieform zu bringen.

Blut in Licht – Blut in Energie …

Und jetzt?

Meine griffbereite Hand zitterte, als ich das vor mir liegende Ei berührte.

Ich faßte es an und spürte seine Kälte. Es kam mir vor, als wäre es in seinem Innern mit Eis gefüllt. Über meine Haut auf dem Handrücken rann ein Schauer. Mein Gefühl sagte mir, daß ich etwas falsch gemacht hatte, obwohl ich es mir nicht vorstellen konnte. Ich konnte es einfach nicht zulassen, daß dieser Gegenstand in seiner normalen Größe weiterexistiert hätte. Dann wären noch mehr Menschen gestorben, und wir besaßen schließlich so etwas wie Verantwortung.

Allerdings würde dies auch auf Kosten unserer gemeinsamen Freundin Nadine Berger gehen. Die Chance, sie von ihrem Dasein als Blutsaugerin zu erlösen, war möglicherweise vorbei. Dabei wußten wir nicht einmal, wo wir Nadine finden konnten. Sicherlich bei Will Mallmann, der sich Dracula II nannte.

Oder gab es noch eine Möglichkeit?

Das seltsame Ei, es hatte ja dieses ganze Unheil heraufbeschworen, lag vor mir. Es war nicht zerstört worden, möglicherweise steckte die Energie noch in ihm.

Ich hob es an.

Es war leicht, längst nicht so schwer wie ein normales. In seiner ursprünglichen Größe war die Haut dünn und gleichzeitig durchsichtig gewesen.

Auch jetzt konnte ich noch hineinschauen, denn bereits aus einer gewissen Entfernung hatte ich die Schatten gesehen, wie sie sich in ihrem Gefängnis bewegten.

Schatten?

Ich kam mir vor wie jemand, der den Grundstein des Lebens in den Händen hielt, denn das waren keine Schatten, die sich innerhalb der Hülle bewegten, auch wenn sie schattenhaft aussahen.

Gesichter!

Geisterhafte, bleichgraue Gesichter bewegten sich lautlos von einem Ende zum anderen. Sie blieben nie gleich, denn bei ihrer Reise durch das jetzt normal gewordene Ei legten sie eine genügend große Strecke zurück, um sich ständig verändern zu können.

Die Gesichter faszinierten mich und stießen mich gleichzeitig ab. Sie waren nicht alle fremd, denn ein Gesicht, das einer Frau gehörte, kannte ich.

Ich hatte die Person als Tote gesehen. Eine ältere Frau, die auf dem Stuhl in ihrer Küche saß, blutleer, eine körperliche Hülle, das war alles.

Alma Prentiss, die Mutter derjenigen Person, die sich mit dem Oval sehr verbunden fühlte.

Um sie hatte sich alles gedreht. Jade Prentiss war überhaupt der springende Punkt gewesen.

Sie befand sich ebenfalls in meiner Nähe. Ich hatte mitbekommen, daß sie zu Boden gefallen war, als ich die Aktivierungsformel gesprochen hatte.

Ich sah die Menschen als Schatten, als Geister. Und ich sah, daß sie fast so aussahen wie früher, nur waren sie jetzt zu feinstofflichen Wesen geworden.

Geister …

Ich zählte nach. Die Frau kannte ich. Auch die feinstofflichen Körper dreier Männer bewegten sich von einem Ende des Eis zum anderen oder schafften es, sich in die Höhe zu drücken und dicht an der Oberfläche entlangzugleiten.

Mit dem Flüssigen Leben hatte dies nichts mehr zu tun. Davon ging ich zunächst aus, dachte wieder an Nadine und daran, daß ich die Schuld dafür trug, daß die Verbindung möglicherweise unterbrochen worden war und sie für alle Zeiten als Blutsaugerin durch die Welt irren würde.

Ich fühlte mich in diesen Augenblicken überhaupt nicht gut. Dabei wußte ich nicht, wie ich mir vorkommen sollte. War ich ein Verlierer oder trotz allem noch ein Gewinner?

Ich drehte mich sehr langsam um und ging mit müde wirkenden Schritten dorthin, wo mein Freund und Kollege Suko wartete, zusammen mit den Männern, die als Wachen aufgestellt worden waren, um einen gefährlichen Mörder zu fangen.

Einer von ihnen war hier auf der...