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Erst ich ein Stück, dann du - Ein Drachenfreund für Linus - Für das gemeinsame Lesenlernen ab der 1. Klasse

Patricia Schröder

 

Verlag cbj Kinder- & Jugendbücher, 2010

ISBN 9783641041755 , 88 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR


 

Das Gipfelabschmelzen

Als Fumo an diesem Morgen die Augen aufschlug, h?e er sich am liebsten noch ein St?ck tiefer in sein Erdloch gegraben und so getan, als ob es ihn gar nicht g?. Es war der letzte Wintertag im Drachenland. Der Fr?hling stand vor der T?r, aber auf den gezackten Gipfeln des Siebenfelsgebirges lag immer noch Schnee. Fumo wusste, was das bedeutete: Ihm stand die gr??e Blamage seines Lebens bevor. Er war in diesem Winter sieben Jahre alt geworden und durfte nun zum ersten Mal beim Gipfelabschmelzen mitmachen. Das war das gr??e Ereignis des Jahres und alle freuten sich darauf. Alle au?r Fumo.
Pl?tzlich polterte eine Stimme durch die H?hle.
?Willst du nicht endlich aufstehen?' Oje! Das war Mama.
Hastig klappte Fumo die Augen wieder zu. Er atmete ganz leise. Aber das half nichts.
?Ich wei?genau, dass du nicht mehr schl?t', sagte Mama und r?ttelte ihn an der Schulter. Fumo blinzelte.
?Ich glaube, ich bin krank', murmelte er. ?Mir ist kalt und meine Ohren tun schrecklich weh. Au?rdem ist mein Hals ganz kratzig und ...'
?Papperlapapp', sagte Mama. ?Jeder Junge, der ?er ist als sechs Jahre, hat an diesem Tag einen kratzigen Hals. Das ist schon seit Jahrtausenden so und wird auch immer so bleiben. Also hopp-hopp aus der Kuhle!' Widerwillig setzte Fumo sich auf. ?Ist Papa schon wach?'
?Nat?rlich', sagte Mama. ?Er hilft bei den Vorbereitungen. Das wei? du doch.'
Klar, das wusste Fumo.
Er g?te und r?lte sich gr?ndlich.
Er wartete, bis Mama um die Ecke verschwunden war.
Erst dann stand er aus seiner Erdkuhle auf.
Fumo holte einmal tief Luft.
Er bl?e seine N?stern und pustete mit aller Kraft.
Aber es kam kein Feuer.
Es kam wieder nur diese komische rote So?. Sie tropfte aus Fumos Nasenl?chern, platsch-platsch, auf den Boden. Sie war auch nicht hei? sondern blo?lauwarm.
Seufzend lie?Fumo sich auf die Erde plumpsen. Eine dicke Tr? kullerte ?ber die schorfige gr?ne Drachenhaut. Er hatte schon so oft versucht, Feuer zu speien, aber bisher war immer nur diese schreckliche So? aus seinen N?stern geflossen.
Damit w?rde er - und das war so sicher, wie Drachenpaste brodelte - nie und nimmer einen Gipfel abschmelzen k?nnen.
Ein einziges Mal, vor drei oder vier Jahren, hatte er mit Papa dar?ber geredet.
?Wei? du', hatte der gesagt und Fumo dabei ?ber den Kopf get?chelt. ?Du bist eben jemand ganz Besonderer. Feuer speien k?nnen alle. Aber So? spucken, das kannst wirklich nur du.'
Klar, damit hatte er Fumo tr?sten wollen. Und vielleicht hatte Papa es sogar ehrlich gemeint. Das Problem war nur, dass es dem kleinen Drachen ?berhaupt nichts n?tzte. Fumo legte nicht den geringsten Wert darauf, besonders zu sein -nein, er w?nschte sich nichts sehnlicher, als ganz genau so zu sein wie alle anderen Drachenjungen und -m?hen auch.
?Ich kann da nicht mitmachen', murmelte Fumo.
?Die lachen sich ja schrott!'
Total schrott.
Doch es half nichts.
Mama bestand darauf, dass er hinausging. Hinaus zu Fluxa, Findor, Fucha und Fauchur.
Die waren alle gerade sieben Jahre alt geworden. Genau wie Fumo. Vor den ?teren hatte er nicht so viel Angst. Die k?mmerten sich sowieso nur um sich selbst.
Aber Fauchur, dieser Angeber! Wenn der die rote So? sah. -
H?llenfeuer!
Das mochte Fumo sich lieber gar nicht vorstellen.

Im Tal

Unterdessen rieb sich weit unten im Tal ein Junge den Schlaf aus den Augen. Linus streckte Arme und Beine aus und g?te herzhaft. Dann schlug er die Felldecke zur?ck und schl?pfte in seine Sandalen.
Die Sonne blinzelte durch den Vorhangspalt und kitzelte Linus auf der Nase, so als ob sie ihn aus dem Zimmer hinaus an die frische Fr?hlingsluft locken wollte. ?Ich komm ja schon', murmelte Linus. Er wusch sich das Gesicht in der Wassertonne und streifte sich seine Sachen ?ber. Es war Samstag und am Wochenende schlief er immer etwas l?er.
Genau wie seine Eltern auch. Linus wuselte sich durch die Haare. Er stellte Teller und Becher, Fr?chte, Brot und den Milchkrug auf den schweren Holztisch. ?Aufstehen!', rief er. Er flitzte zum Bett der Eltern und zog die Decke zur?ck. ?Fr?hst?ck ist fertig!'
Linus wollte heute unbedingt zum See. Er lief in den Schuppen und kramte Papas Angelzeug aus der gro?n Holzkiste.
?Was hast du denn vor?', fragte Mama.
Sie schnitt das Brot in St?cke und schenkte Milch aus dem
gro?n Krug in die Becher.
?Angeln', sagte Linus.
?Aber Papa hat heute doch gar keine Zeit', erwiderte Mama. ?Er muss zum Fluss hinunter. Das wei? du doch genau.'
Klar wusste Linus das. In jedem Fr?hjahr, wenn die ersten warmen Tage anbrachen, gingen sein Vater und die anderen M?er des Dorfes zum Fluss. Denn sobald der Schnee von den Gipfeln der umliegenden Berge zu schmelzen drohte, trat der Fluss ?ber das Ufer. Manchmal f?hrte er so viel Wasser heran, dass es bis in die H?er str?mte und die Dorfbewohner kaum noch Zeit hatten, ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen. Deshalb karrten die M?er nun in jedem Fr?hjahr Sands?e zum Fluss und verteilten sie am Ufer. Manchmal konnten sie so verhindern, dass das Wasser ihre H?er ?berschwemmte.
?Dann helf ich eben', sagte Linus. Er lie?die Angel sinken. ?Ich kann auch morgen noch fischen.' Doch Mama sch?ttelte den Kopf. ?Nein', sagte sie.
?Die Sands?e sind viel zu schwer f?r dich.' ?Pah!', schnaubte Linus. ?Sind sie nicht.' Immerhin war er acht Jahre alt. Er war viel st?er, als Mama dachte.
Aber Mama blieb bei ihrem Nein. ?Und geangelt wird heute auch nicht', sagte sie. ?Und wieso nicht?', fragte Linus. ?Weil es zu gef?lich ist.'
?Pah!', schnaubte Linus. Er lie?sich auf seinen Hocker sinken und guckte sehr w?tend.
Linus a?nur ein Brot und die Milch trank er auch nicht ganz aus.
?Bist du schon satt?', fragte Mama und strich ihm durch die Haare.
Linus antwortete nicht, sondern starrte mit muffeligem Gesicht auf den Honigtopf, der gleich vor ihm auf dem Tisch stand.
?Lass ihn doch', meinte Papa. Er wischte sich die Kr?mel
aus den Mundwinkeln und leerte seinen Becher. ?Auch
Kinder haben manchmal keinen Appetit.'