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Gender and Economics - Feministische Kritik der politischen Ökonomie

Christine Bauhardt, Gülay Caglar

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2010

ISBN 9783531923475 , 304 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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33,26 EUR


 

Hegemonie, Identität und der homo oeconomicus Oder: Warum feministische Ökonomie nicht ausreicht (S. 149-150)

Hegemonie, Identität und der homo oeconomicus

Friederike Habermann


Während dieser Artikel entsteht, laufen die Präsidentschaftswahlen in den USA. Barack Obama wird gewählt, Bundeskanzlerin Angela Merkel schickt eine Grußbotschaft – das Geschlecht oder die Hautfarbe scheinen heute in keinem Widerspruch zur Karriere mehr zu stehen. Das Bild des homo oeconomicus, dem Subjekt in der Wirtschaftstheorie – jung, dynamisch, gesund, unabhängig, erfolgreich etc. – gilt heute auch für Frauen und people of colour als hegemoniales Ideal – inzwischen mit einigen soft skills angereichert. Was ist geschehen? Der homo oeconomicus war von jeher der Lieblingsfeind feministischer ÖkonomInnen: Als angeblich völlig abstraktes Subjekt der Wirtschaftstheorie impliziere er dennoch eine weiße, männliche, gesunde, heterosexuelle etc. Identität. Nun nicht mehr?

„Sind Sie machtgeil?“ fragt zur gleichen Zeit ein Redakteur des Magazins ‚Stern’ Andrea Ypsilanti wegen ihres Versuchs, sich als Ministerpräsidentin einer linken Koalition in Hessen wählen zu lassen. Eine journalistische Frage ohne Beispiel, konstatiert Martin Hecht in der ‚Frankfurter Rundschau’ vom 3. November 2008. Noch nie zuvor sei in der deutschen Politik einem Kandidaten auf ein hohes politisches Amt diese Frage gestellt worden. Dies sei umso erstaunlicher, als der politische Gegenspieler dieser Frau wie kein anderer in der Republik über Jahre Beweise „höchster Machtgeilheit“ geliefert habe.

Aber auch die ‚FAZ am Sonntag’ halte mit Kritik nicht zurück: Die Frau habe früher einmal Andrea Dill geheißen, sie schmücke sich aber mit dem exotischen Namen Ypsilanti – sie behielt den Namen ihres Ex-Mannes. Was ist da los? Sind dies nur Überbleibsel von Ressentiments auf dem Weg zur Gleichberechtigung? Es gibt jedenfalls noch viele weitere solcher Indikatoren:

Der Karrierehöhepunkt für Frauen ist statistisch gesehen mit 32 Jahren erreicht (IAB 2006), und Frauen werden aus ihrer Verantwortung für Reproduktionsarbeiten nicht entlassen – auch wenn das bei den Privilegierteren (nur) bedeuten mag, sich um die Einstellung einer Migrantin als Haushaltshilfe zu kümmern. Weniger Privilegierte zählen auch heute nicht zu den neuen ‚Alphamädchen’. Strukturelle Ungleichheiten lösen sich auch unter den aktuellen ökonomischen und sozialen Bedingungen nicht einfach auf, einige verstärken sich sogar, doch stets kommt es zu Verschiebungen. Wie lässt sich dies mit feministischer Ökonomiekritik erklären?