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Klassiker der Erotik 15: Julchen und Jettchen - oder Die reizenden Verkäuferinnen

Anonymus

 

Verlag Math. Lempertz, 2012

ISBN 9783943809350 , 163 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,49 EUR


 

Der Überfall


Fritz und Karl sehen dies wonnige Schauspiel. Bewundernd, staunend und verblüfft von der letzten noch ungewohnten Erscheinung wagen sie anfangs nicht zu sprechen; doch ihre dadurch erregte Sinnlichkeit muss sich Luft machen.

»O mein Jettchen«, haucht leise atmend der ältere Bruder mit erstickter Stimme. »O mein Julchen, mein teures Julchen!« seufzt der Handlungsdiener nach. Und sie finden sich entzündet, entflammt zum kühnsten Wagnis.

»Ich muss hinüber«, stammelt Karl, »ich muss zu meinem Jettchen!«

»Und ich zu meinem Julchen«, schreit Fritz feurig. »Ich gehe mit und sollte es meinen Kopf kosten!«

Gesagt, getan! Im Nu fliegen die Ferngläser aus den Händen; die Morgenröcke sind abgeworfen, die Hüte ergriffen, und beide eilen leichtfüßig die Treppe hinab, über die Straße hinweg und halten erst im Hausflur einige Augenblicke still.

»Doch wie kommen wir in ihr Zimmer?« fragt Fritz. »Es wird sicherlich verschlossen sein.«

»Komm nur, komm, und verliere keine Minute!«, ruft

Karl leise und ganz außer Atem. »Komm nur hinauf, und es wird sich alles machen!«

Und Fritz folgt ohne Widerrede. Sie steigen die drei Treppen hinauf und stehen nun angestrengt horchend an der Tür des Stübchens, das ihnen Freud und Leid in so hohem Maße verursacht hat.

Das Glück begünstigt die Kühnen. Das ist ein altes Sprichwort, und alte Sprichwörter treffen allemal ein, wenigstens hier war es der Fall.

»Sie sind vielleicht wieder eingeschlafen, die lieben Kinder«, flüstert Karl seinem Bruder zu, als sich nichts rührt. »Die Erregung war zu groß!«

Fritz schüttelt den Kopf und gebietet ihm durch Blinken mit den Augen und unwillige Handbewegungen Stillschweigen.

Und beide horchen weiter.

Jetzt macht sich ein Geräusch im Zimmer bemerkbar, und ein tiefer Seufzer dringt zu ihrem Ohr.

»Tritt jetzt hierher«, flüstert Fritz. »Ich will anpochen. Wenn sie die Türe öffnen, sehen sie uns nicht sogleich. Doch sowie sie aufmachen, dringen wir in die Stube.« Und Karl, seinem Bruder gehorsam, trat hinter denselben, und Fritz pochte leise zweimal an. Das Geräusch verstummte sogleich, und leise Tritte, die sich der Tür näherten, ließen sich hören.

»Wer ist draußen?« tönte hierauf Julchens Silberstimmchen. »Sind Sie es, Frau Schubert?«

Karl nickte frohlockend seinem Bruder zu. Fritz schnippte leise mit beiden Händen und antwortete, indem er die Stimme einer älteren Frau nachahmte: »Nun freilich, wer denn sonst. Machen Sie nur auf!«

Und wiederum ließ sich ein Geräusch hören: Flinke Füßchen trippelten hin und her, und es rauschte wie beim Anziehen von Kleidungsstücken. Dann näherten sich die Schritte der Tür, und die freudigen Brüder hörten den Nachtriegel knirschen und die Türklinke klappen.

Julchen öffnete die Tür. Ein leichtes Tuch um die blendenden Schultern und ein weißes Unterröckchen um die wunderschöne Hüfte geschlagen, steckte sie ihr neugieriges, sorgenloses Rabenköpfchen heraus und wollte die Wirtin hereinlassen, die jeden Morgen Waschwasser und dünnen Kaffee brachte.

Doch Himmel, wie erschrak sie, als die Sehnsucht ihrer Träume, das böse Brüderpaar, mit liebesflammenden Augen sich ihren entsetzten Blicken darbot.

Einige Augenblicke stand sie wie erstarrt da; die Sprache war ihr versagt. Die so heiß ersehnte Erscheinung erfüllte sie jetzt mit Schrecken.

»Mein Gott, mein Gott«, schrie sie deshalb in höchster Verwirrung, und der liebliche Körper zitterte fieberhaft, »was wollen Sie denn hier?«

»Was ist denn und wer ist da?« rief Jettchen neugierig und gleichfalls erschrocken durch den ängstlichen Ausruf ihrer Schwester. »Warum schreist du so?«

»Wer, o Gott, wer? Sie, sie sind es!« rief Julchen mit kreischender Stimme zurück, und zugleich suchte sie die Tür wieder in das Schloss zu werfen und den Nachtriegel vorzuschieben.

Armes Julchen! Du hast noch wenig Erfahrung und noch weniger Kräfte, und du, neugieriges Jettchen, hättest besser getan zu schweigen. Hättest du Julchens ängstlichen Schrei durch deine Stimme verstärkt, so dass das ganze Haus aufgeschreckt und euch zu Hilfe gekommen wäre — es stände besser mit euch beiden.

Doch Jettchen eilte pfeilschnell herbei, neugierig den Gegenstand zu sehen, der ihre Schwester so fürchterlich erschreckt hatte, und schrie gleichfalls erschrocken: »Wo, wo? Wer sind sie, lass sie mich doch auch einmal sehen.« Und zugleich drängte sie ihre Schwester von der Türöffnung weg, und auch ihr vorwitziges Köpfchen lugte zur Tür hinaus und sah, sah . . . Und auch sie kreischte laut auf: »Himmel, Sie sind es, Sie! O, wir Unglücklichen! Was sollen wir tun?«

»Hilf mir die Tür zumachen«, schrie Julchen atemlos, »sonst -«

Und Jettchen fasste den innen an der Tür befindlichen Knopf und bot alle ihre Kräfte auf, die Tür schließen zu helfen; doch sie ging nicht zu, sie wurde zu fest von außen gehalten.

Die armen Mädchen zogen und zogen, und doch bewegte sich die Tür nicht von der Stelle.

»Mein Gott«, seufzte Julchen.

»Mein Gott, mein Gott!« stöhnte Jettchen. Und beide machten die schrecklichsten Anstrengungen, die Tür zuzuziehen. Doch sie konnte nicht zugezogen werden, denn der eine des bösen Bruderpaares hatte seinen Fuß zwischen sie gestemmt und vereitelte so die gewaltigsten Anstrengungen der bedauernswerten Mädchen.

Und wie die Katze spielt mit der erhaschten Maus, die sie bald zwischen der Pfote hält, bald wieder einige Schritte laufen lässt, um sie dann mit einem Sprunge wieder zu fangen und zuletzt zu erwürgen, so ließ auch der böse Fritz die Mädchen bald die Tür fast zuziehen, bald wieder zog er dieselbe zurück, in der festen Gewissheit, sein Opfer doch unwiederbringlich zu erfassen.

Seinem feurigen Bruder dauerte dies Spiel allerdings zu lange; mit Hast drängte er sich vor, warf seinen Bruder zurück, griff um die Tür herum und zog sie, obwohl die Mädchen alle ihre Kräfte aufboten, so weit zu sich heran, dass ihrem Eingang kein Hindernis mehr im Wege stand.

»So gehen Sie doch fort!« schrie Julchen zornig. »Was wollen Sie denn hier?« schrie Jettchen ebenfalls zürnend. »So gehen Sie doch fort, oder ich schreie die Hausleute herbei!«

»Julchen, mein Julchen!« rief Fritz im affektierten Ton des Schmerzes. »Ist dies der Empfang Ihres feurigen Anbeters?« Und zugleich mit diesen Worten drängte er die Mädchen zurück bis in die Mitte der Stube. Karl folgte ihm atemlos nach und zog die Tür zu, aufs höchste begierig, was die Folge ihres kühnen Abenteuers sein werde.

»Julchen, mein Julchen, mein innigstgeliebtes Julchen«, fuhr Fritz in Extase fort, »wie glücklich, wie unaussprechlich glücklich bin ich, Ihnen heute als erster guten Morgen zu wünschen!«

»Mein Jettchen, mein teures Jettchen, Sie meine Wonne, mein Entzücken«, fiel Karl ein, »wie freut und schmerzt mich doch zugleich dies heutige Zusammentreffen.«

Das erzürnte Schwesternpaar sah sich im Nu umfasst und geküsst, und ihr Groll und Ärger schien plötzlich zu schwinden.

»Mein Gott, so gehen Sie doch fort!« rief Julchen atemlos. »Wenn jemand kommt!« »Wie kommen Sie nur hierher?« fragte Jettchen, sich mit Mühe den Umschlingungen Karls entwindend. »Verlassen Sie schnell dieses Haus; denn wenn die Wirtin käme und uns beieinander träfe, so wäre ich des Todes !«

»Es wird niemand kommen«, flüsterte Fritz, indem er Julchen fester umschlang und innig an sein pochendes Herz drückte.

»Mag kommen, wer da wolle«, wisperte Karl, »ich schließe die Tür und lasse keinen Menschen ein, und beim Zeus, mich soll gewiss niemand ungestraft in dem Vergnügen stören, mein angebetenes Jettchen hier zu sehen!«

Und er flog zur Tür, schob den Nachtriegel vor und eilte dann zu Jettchen zurück.

»Mein Gott, mein Gott«, seufzte Julchen erglühend. »Mein Gott, mein Gott«, seufzte auch Jettchen stöhnend. »Was fangen wir nun an?« Das kühne Brüderpaar hatte die furchtsamen Schwestern gar zu schmählich überrascht.

Fritz drückte Julchen, Karl Jettchen fest und immer fester an sich; sie wurden allmählich kühner, die bösen, bösen Brüder.

Wie konnte es auch anders sein? Die armen Mädchen waren ja nur zur Hälfte bekleidet und zitterten in ihren Armen. Und Fritz und Karl waren wunderhübsche Jungen; sie kannten das süße Liebesspiel, sie waren stark, gewandt und listig und hatten die Kunst der Entzündung studiert. Sie hielten die zitternden Mädchen in ihren starken Armen, tändelten und küssten, drückten und pressten sie.

»O mein süßes, süßes Julchen!« rief Fritz dann leise und mit schmachtender Stimme.

»Jettchen, mein herrliches Jettchen!« stöhnte Karl.

Und die so schmählich überraschten Mädchen wussten nicht, was sie anfangen sollten vor Angst, Furcht und Liebeslust.

»O gehen Sie fort, ich bitte Sie um des Himmels willen«, bat Julchen flehentlich, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Ja, gehen Sie«, stimmte Jettchen bittend ein, »und schonen Sie unsern unbefleckten Ruf.«

Und die armen Mädchen machten unsägliche Anstrengungen, sich den üppigen Küssen und gefährlichen Umarmungen zu entziehen, und drehten und wandten sich nach allen Seiten. Doch eitle Mühe, unnützes Streben. Das kühne Brüderpaar war nicht gewohnt, so unverrichteter Sache nach Hause geschickt zu werden, zumal da sie der Mädchen Glut, der Mädchen süßes Spiel gesehen hatten. Und die Mädchen waren ja so schön, so jung und halb entkleidet, und wer da weiß,...