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Implizite Motive

David Scheffer

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2004

ISBN 9783840917783 , 185 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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30,99 EUR

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3 Differentialpsychologische Grundlagen (S. 57-58)

Vergleicht man den im letzten Abschnitt postulierten Entstehungshintergrund von Motiven, dann fällt auf, dass sie alle einen „dunklen" Hintergrund haben, der von den meisten Familienforschern als ungünstig oder deprivierend bezeichnet würde. Denn eine geringe Kohäsion als Hintergrund des Bindungs- und Leistungsmotivs, sowie eine schwache Position des Vaters beim Machtmotiv sind ja sicherlich eher ungünstige Erscheinungen. Überraschend ist dies jedoch nicht, denn Bedürfnisse beruhen schließlich auf Ist-Soll-Abweichungen (Bischof, 1985) und Motivationsforscher haben schon früh auf die Parallelen von sozialen Bedürfnissen und biologischen Bedürfnissen wie bspw. Hunger verwiesen (Atkinson und McClelland, 1948). Dies hat sich bis in die Terminologie des TAT erhalten: Dort werden Motive (!) als n(eed) for affiliation, n achievement und n power bezeichnet.

Können Bedürfnisse wie Hunger tatsächlich eine Analogie für soziale Motive darstellen? Man kann diese Frage bejahen, wenn die Analogie verdeutlichen soll, dass auch Motive auf Mangelzuständen beruhen. Die Entwicklungskontexte für die Entstehung von Motiven verweisen offenbar zumindest auf ungünstige Umweltbedingungen. Sie signalisieren eine Regelabweichung, die abgestellt werden soll. Eine geringere familiäre Kohäsion und väterliches Desinteresse sind darüber hinaus auch eindeutig mit ungünstigen Makrokontexten korreliert, wie Anthropologen beim Studium dieser Variablen im Kulturvergleich feststellten – sie verweisen auf geringe Vorhersagbarkeit der Lebensumstände und menschlicher Beziehungen, auf eine ungleiche Verteilung von Ressourcen, auf Krieg oder die Gefahr von Krieg (Draper & Harpending, 1982; Belsky et al., 1991; Chasiotis, 1998, 1999). Alle Motive haben eine Relevanz für das Durchsetzen der eigenen Interessen, das nötig ist, weil eine Ist- Soll-Abweichung zwischen Bedürfnis und Realität festgestellt wurde.

In der Motivationsforschung ist diese These umstritten. Immer wieder gab es Forscher, die vehement dafür eintraten, dass Motive auch einen positiven Hintergrund haben können, also nicht nur aus Deprivation entstehen (McAdams, 1982). Und wenn Motive immer aus einem Mangelzustand herrühren würden, dann wären sie doch auf die Vermeidung von diesen ausgerichtet, müssten also alle einen emotional negativen Hintergrund (bspw. „Furcht vor Misserfolg") haben. Dies wirft einige Fragen auf: Wie hängen Motive eigentlich mit positiven Gefühlen und Emotionen zusammen? Wie schafft es ein Individuum, aus eher deprivierenden Bedingungen positive Energie und Handlungsbereitschaft, „Hoffnung auf Erfolg" zu schöpfen? Bei der Beantwortung dieser Fragen hilft uns der Entstehungshintergrund von Motiven nicht weiter. Wir brauchen dazu eine Theorie die beschreibt und vorhersagt, wie Menschen Deprivation und Mangelzustände überwinden. Dies soll im nächsten Abschnitt anhand der Persönlichkeits-System-Interaktions-Theorie (kurz PSI-Theorie) von Kuhl (2000, 2001) dargestellt werden.

In der Anwendung der PSI-Theorie auf Motive wird ein wesentlicher Unterschied zu älteren Konzeptionen deutlich. Im TAT werden, wie es schon die oben beschriebene Terminologie verdeutlicht, tatsächlich keine Motive sondern Bedürfnisse gemessen. Natürlich haben Bedürfnisse und Motive eine Menge gemeinsam. Bedürfnisse bilden sozusagen den Kern von Motiven. Motive sind aber mehr als Bedürfnisse, denn sie sind „intelligenter", da sie mit implizitem Handlungs- und Umsetzungswissen verbunden sind (Kuhl, 2001), was in McClellands (1987) Definition eines Motivs im Sinne von bedürfnisrelevanten Handlungsbereitschaften mit „kognitiven Obertönen" zum Ausdruck kam. Die Metapher von den „kognitiven Obertönen" bedarf allerdings einer theoretischen und methodischen Elaboration.