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Der Schatten des Galiläers - Jesus und seine Zeit in erzählender Form

Gerd Theißen

 

Verlag Gütersloher Verlagshaus, 2010

ISBN 9783641028183 , 272 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

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"12. KAPITEL Menschen an der Grenze (S. 124-125)

Wir zogen weiter von Kapernaum nach Bethsaida, um zwei Tage verspätet. Bethsaida ist ein kleines Städtchen am Nordufer des galiläischen Sees, jenseits der Landesgrenze. Es gehört zum Gebiet des Herodes Philippus. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Philippus das jüdische Dorf zu einer kleinen hellenistischen Stadt ausbauen wollen.

Zu Ehren der Julia, der Tochter des Kaisers Augustus, erhielt die Neugründung den Namen Julias Bethsaida.144 Im Grunde war es noch immer ein großes Dorf. Auf dem Weg nach Bethsaida mußten wir den Zoll passieren. Der Zöllner war uns gut bekannt: ein lebensfroher Mann, der sich nach dem üblichen Feilschen um Zolltarife und Bestechungsgelder gern zu einem Schluck Wein einladen ließ. Aber diesmal wurden wir überrascht. Anstatt des Zöllners Levi trat uns ein unbekannter Mann entgegen. Er stellte sich vor:

»Mein Name ist Kostabar! Ich bin der neue Zollpächter145 an dieser Station. Welche Waren bringt ihr mit?« Der kommt aber direkt zur Sache, dachte ich. Ich fragte zurück: »Und was ist mit Levi?« »Levi ist nicht mehr Zöllner. Zukünftig habt ihr es mit mir zu tun.« »Ist ihm was zugestoßen?« Kostabar zuckte mit den Achseln: »Das kann man nicht sagen. Er wollte nicht mehr Zöllner sein. Er verschwand.«

Wieder einer, der plötzlich verschwunden war! Ich hakte noch einmal nach: »Ist er unter die Räuber gegangen?« »Ich weiß nicht. Ich habe nichts mehr von ihm gehört. Jetzt bin ich Zollpächter. Noch einmal: Welche Waren sind zu verzollen?« Wir zeigten ihm alles, was wir mitführten. Kostabar fragte mich: »Ist das alles?« Es war in der Tat wenig. Für einen Kaufmann wie mich unwahrscheinlich wenig. Ich erklärte: »Wir haben für einen Teil unserer Ware in Galiläa überraschend Abnehmer gefunden. Das ist nur der Rest.« Unsere »Abnehmer« waren die Zeloten gewesen, die einen großen Teil der Waren beschlagnahmt hatten als Anzahlung auf den jährlichen Tribut. Kostabar blieb mißtrauisch: »Und wo habt ihr den Rest verborgen?«

Ich grinste. Jetzt kam mein Trick, mit dem ich mit Zöllnem ins Geschäft kam: »Vielleicht habe ich etwas vergessen.« Kostabar wühlte in unserem Gepäck. Da hatte er es gefunden. Er zog einen mittelgroßen Weinschlauch aus den übrigen Sachen hervor: »Was ist das?« »Das ist nicht für den Verkauf bestimmt!« »Macht nichts. Es muß verzollt werden!« »Ich werde nicht zahlen.« »Natürlich wirst du zahlen. Sonst wird die Ware beschlagnahmt.« »Verzollt werden nur Waren, die ins Land eingeführt werden. Also zahle ich nicht.« »Willst du den Wein hier auf den Boden gießen?« »Nicht auf den Boden!«"