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Wachstum - Die Zukunft des globalen Kapitalismus

Karl-Heinz PaquƩ

 

Verlag Carl Hanser Fachbuchverlag, 2010

ISBN 9783446425415 , 289 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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15,99 EUR

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5 Zukunft des Kapitalismus (S. 211-212)

5.1 Deutschland: Nation der Ideen?


Die Basar-Ökonomie – so lautete der Titel eines Buches, das Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Institutes München, im Jahr 2005 veröffentlichte. In diesem Buch beschrieb er eine düstere Zukunft für die deutsche Wirtschaft. Seine These: Die deutsche Industrie verlagert immer mehr Stufen der Produk- tion in Länder, in denen niedrigere Löhne gezahlt werden.

Die Fertigungstiefe geht deshalb immer weiter zurück; der Anteil der Vorleistungen, die aus dem Ausland bezogen werden, nimmt zu, und die steigenden Exporte spiegeln deshalb nur zum Teil eine Zunahme an exportierter Wertschöpfung wider. Sinn sah darin für die deutsche Wirtschaft einen Irrweg, und zwar hin zu dem, was er eben „Basarökonomie“ nennt. Gemeint ist eine Wirtschaft, die – was die eigene Wertschöpfung betrifft – Schritt für Schritt ausdörrt, und zwar durch die Abwanderung von industriellen Arbeitsplätzen. Wir sollten Hans-Werner Sinn dankbar sein für diese Analyse. Denn er hat damit einen wichtigen Aspekt der Globalisierung in die öffentliche Diskussion gebracht, nämlich die in - ter nationale Zerlegung der Wertschöpfungskette.

Allerdings sind seine Schlussfolgerungen fragwürdig: Wird die Zerlegung wirklich zum Niedergang der deutschen Industrie führen? Ist sie nicht Teil jenes großen Strukturwandels, der allein dafür sorgen kann, dass die deutsche Industrie langfristig im Welt - markt besteht und das Land weiterhin in Produktivität und Pro- Kopf-Einkommen eine Spitzenstellung in der Welt einnehmen kann? Oder anders gewendet: Ist sie nicht einer der Schlüssel zum nachhaltigen Wachstum und zum Erhalt möglichst vieler möglichst gut bezahlter Arbeitsplätze in Deutschland, also das genaue Gegenteil vom Weg in die Basarökonomie?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns zunächst eine banale Tatsache in Erinnerung rufen: In einem führenden Industrieland ist praktisch jede neue industrielle Produktlinie mit einer neuen Idee, einer Innovation verknüpft. Diese wird im Land selbst entwickelt – in hoch spezialisierten Abteilun- gen der Forschung oder auch in der betrieblichen Praxis. Die eigent liche Umsetzung in eine arbeitsfähige neue Produktion erfolgt in einem zweiten Schritt, der allerdings oft schon bei der Forschung im Vorhinein avisiert und analysiert wird.

Wo die einzelnen Produktionsstufen stattfinden, hängt dabei von einer Fülle von Bedingungen ab, die für den außenstehen- den Beobachter oft nicht im Einzelnen zu überschauen und zu be urteilen sind. Jedenfalls liegt es nahe, dass dabei auch Kostenunterschiede der Produktion ausgenutzt werden, und zwar entweder durch Ankäufe von einem schon vorhandenen Zulieferer, mit dem entsprechende Verträge über Outsourcing abgeschlossen werden, oder durch eigene Direktinvestitionen an einem neuen oder bereits etablierten Standort außer halb der Unternehmenszentrale im In- oder im Ausland.

Es ist ja ge radezu das Wesen einer modernen Arbeitsteilung, dass sie nicht starr an traditionellen Formen der vertikalen Integra tion klebt, die sich bei älteren Produktionsprozessen finden. Im Gegenteil, die Globalisierung erlaubt die Auflösung dieser geografischen Bindung der Produktion, und gerade dies schafft Potenziale für Fortschritte der Produktivität und Senkung der Kosten. Aus den Auslagerungen von Produktionsstufen entsteht eine typische räumliche Struktur, die sich als Arbeitsteilung zwi - schen den Unternehmenssitzen in den innovativen Zentren und „verlängerten Werkbänken“ der Peripherie ergibt.