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Wild Economy - Durchstarter, die unsere Gesellschaft verändern

Lars Reppesgaard

 

Verlag Murmann Publishers, 2010

ISBN 9783867741163 , 220 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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15,99 EUR

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KAPITEL 8 Der Traum vom Jackpot: Wie die Tüftler in den Nischen überlebt haben (S. 94-95)

Vor einer unauffälligen Scheune im Norden Münchens fährt im Sommer 2003 der Wagen des Radrenn-Teams Bianchi vor. Stefan Ullrich holt für seinen Bruder Jan Räder für die Tour de Suisse ab. Jan Ullrich hat 1997 die Tour de France gewonnen, er ist der König des Radrennsports. Trotzdem darf sein Bruder nicht in das fensterlose Gebäude, in dem die Räder hergestellt werden, er muss draußen unter der Pergola warten. Heinz Obermayer und sein Tüftel-Kompagnon Rudolf Dierl wollen verhindern, dass jemand dahinterkommt, wie sie die weltweit ersten Vorder- und Hinterräder aus Vollcarbon produzieren.

Deshalb hat außer den beiden Tüftlern selbst niemand Zutritt. Heinz Obermayer genießt solche Augenblicke. Dass selbst die Emissäre der erfolgreichen Radrennfahrer vor der Tür warten müssen, zeigt, wie gut die Räder sind. Sein Leben lang hat er gebastelt. Und nun endlich, nach fast 40 Jahren Arbeit, ist der Erfolg da. Bis Ende der 1990er Jahre waren die Carbonlaufrad-Bauer nur Eingeweihten bekannt. Einsame, brillante Tüftler wie sie, die stoisch ihre Projekte vorantreiben, tun das im fantasielosen Zeitalter der Großkonzerne in der Regel unterhalb des Radarschirms der öffentlichen Wahrnehmung.

Die gute Nachricht: Es gibt sie noch, die Vertreter der Wild Economy. Das Basteln und Erfinden in den Garagen hat nie aufgehört. Auch wenn selten darüber berichtet wird. Deutschland ist noch immer ein Land der Tüftler und Macher, obwohl das Gros von ihnen unbemerkt seine Arbeit verrichtet. Und manche dieser Individualisten schaffen es, mit besseren Ideen und cleverer Technik sehr viel größere Konkurrenten zu schlagen. Eigentlich bekam Ullrich die Räder für seine Rennräder vom noblen italienischen Hersteller Campagnolo.

Doch die Carbonlaufräder waren einfach besser. Die superleichten, aerodynamischen Wunderwerke werden heute praktisch bei allen wichtigen Profirennen eingesetzt. Daran, dass die klugen Kleinen mit ihren Tüfteleien mitunter die selbstzufriedenen Großen schlagen, hat sich bis heute nichts geändert. Der japanische Gangschaltungshersteller Shimano mit seinen 9600 Mitarbeitern etwa blickt regelmäßig voll Sorge nach Kassel, wo der Erfinder Bernhard Rohloff arbeitet. Der stellte 1988 die erste Fahrradkette für Fahrräder mit 27 Gängen vor. »So viele Gänge braucht kein Mensch«, höhnte die etablierte Konkurrenz damals. Heute sind die 27-Gang-Fahrräder zum Standard geworden.