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Unterrichtsvorbereitung - eine Kunst - Ein Leitfaden für den Religionsunterricht

Hans Schmid

 

Verlag Kösel, 2010

ISBN 9783641036454 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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13,99 EUR


 

Nachwort Unterrichten lernen (S. 123-124)

Leben heißt,
Geige spielen zu lernen,
während man ein Konzert gibt.


JEHUDI MENUHIN

Die fünf Stationen vom Lehrplan zum Unterricht sollen nicht zu einer ausufernden Unterrichtsvorbereitung führen. Ganz im Gegenteil: Sie begrenzen den Vorbereitungsprozess auf jene Aufgaben, die von der Sache her erforderlich sind und dem Unterricht seine Richtung, Kraft und konkrete Gestalt geben. In der Beschreibung der fünf Stationen betrachten wir die Unterrichtsvorbereitung wie unter einem Mikroskop und identifizieren ihre unterscheidbaren Handlungselemente, um sie verstehen, einüben und schließlich in ein Gesamthandeln integrieren zu können.

Auch hier ist es wie beim Erlernen des Gitarrenspiels: Die einzelnen Elemente sollen am Ende in der einen Handlungsgestalt des Spiels zusammenklingen. Zuerst bedarf es der Worte und des Beschreibens, der Differenzierung und des Erklärens; dann bedarf es der Übung der einzelnen Elemente und der Zusammenschau, immer wieder. Schließlich, mit zunehmender Integration und Verinnerlichung, wird sich der Vorbereitungsprozess jeweils wie von selbst entfalten.

Am Beginn des Lehrerseins hat die schriftliche Unterrichtsvorbereitung eine besondere Bedeutung. Die schriftliche Form verlangsamt den Prozess, wir müssen genauer hinschauen, um Klarheit zu gewinnen, und unser Lernen wird intensiver. Haben sich jedoch die Stationen des Vorbereitungsprozesses verinnerlicht, dann können wir auch die schriftliche Form reduzieren. Vor allem für angehende Lehrerinnen und Lehrer erweist sich die schriftliche didaktische Aufbereitung des Hauptmediums als besonders fruchtbare Übung. Aus ihr ergeben sich unmittelbar die konkreten Anregungen für den Unterricht.

Mit zunehmender Erfahrung entdecken wir die Tiefenschichten und Lernpotenziale der Lerngegenstände in unmittelbarer Weise und es genügen Stichworte, um sie festzuhalten. Auch der schriftliche Unterrichtsverlaufsplan kann mit der Zeit eine Vereinfachung finden. Es muss nicht mehr jede erwartbare Antwort der Schülerinnen und Schüler formuliert werden, weil wir uns mit ihnen in einem ständigen Dialog befinden. Viele Lehrkräfte entwickeln mit den Jahren ihr eigenes Muster des Verlaufsplans.

Und natürlich ist es auch in den Anfangsphasen des Lehrerseins nicht möglich, jede der zu haltenden Unterrichtsstunden in gleicher Weise vorzubereiten. Je nach der zur Verfügung stehenden Zeit wird der Vorbereitungsprozess einmal gründlicher und ein andermal weniger gründlich durchschritten werden können. Wichtig ist, dass wir nicht stehen bleiben, sondern voranschreiten. Stetig. Unterricht und Unterrichtsvorbereitung entwickeln sich in der Breite. Wir lernen in der einen Stunde etwas, das immer auch in allen anderen Stunden wirksam wird. Wir wachsen allmählich in den Unterricht hinein.