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Perry Rhodan-Paket 17: Bardioc (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 800 bis 849

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845329567 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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59,99 EUR


 

Die Geschichte der Kaiserin von Therm


 

VERGANGENHEIT III

 

Jede Rückkehr in die Heimat hatte auf bestimmte Weise auch den Charakter eines Besuchs, dachte Vlission beklommen. Soberer, die sich viele Jahre außerhalb des Seerkosch-Systems aufhielten, verloren den Kontakt zu Freunden und Bekannten, aber auch zu der stetig fortschreitenden Entwicklung.

Das linkische Benehmen der Raumfahrer, sobald sie ihre gelandeten Schiffe verließen, war ein sicherer Beweis für diese These.

Vlission hatte Blosth als Jugendlicher an Bord eines Narvion-Raumers verlassen und kehrte nun, nach 122 soberischen Jahren als der Kommandant dieses Schiffes wieder zurück.

Damals, bei Vlissions Aufbruch, hatte noch eine Narvion-Flotte bestanden, deren Einheiten, sofern sie noch existierten, jetzt in allen Teilen von Golgatnur verstreut waren. Für Vlission war die Narvion-Flotte seit jeher das Symbol eines starken und von Leben pulsierenden soberischen Sternenreichs gewesen, und ihre Auflösung hatte deshalb bei ihm auch sinnbildlich für den Niedergang der soberischen Zivilisation gestanden.

Der Narvion-Raumer verließ die Überlichtspur und tauchte unmittelbar in der Nähe von Blosth in den Normalraum.

Vlission und die achtzehnköpfige Besatzung hatten große Anstrengungen unternommen, um hierher zu gelangen. Es gab keinen entsprechenden Befehl, denn die Flottenzentrale existierte nicht mehr, und an Bord von Vlissions Schiff gab es ein paar Soberer, die unverhohlen nach dem Sinn dieses Besuchs fragten.

Der Kommandant war kein Mann mit romantischen Neigungen – er war einfach neugierig.

Vlission war korpulent und muskulös, seine Augen traten etwas hervor. Quer über den braungeschuppten Kopf des Kommandanten verlief eine Narbe, die sich immer dann, wenn Vlission erregt war, dunkel färbte.

Die Funkortung summte.

Vlission, der nicht damit gerechnet hatte, dass sich jemand um sie kümmern würde, richtete sich überrascht auf.

»Schalte auf Empfang, Fyolt!«, befahl er einem der Techniker.

Kurz darauf erschien auf dem Bildschirm der Funkanlage das Symbol der tiotronischen Ordnung.

»Sendet Identitätsimpuls und den Namen des Kommandanten!«, wurde die Besatzung des Narvion-Raumers über Funk aufgefordert. »Wünscht ihr die neuesten Nachrichten zu hören?«

Vlission nickte Fyolt zu.

»Natürlich wünschen wir die neuesten Nachrichten zu hören.«

Nachdem sie ihre Identität nachgewiesen hatten, wurden ihnen über Funk Informationen eingespielt.

Erwartungsvoll starrte Vlission auf den Bildschirm, aber er erlebte eine Enttäuschung.

Alles, was man ihnen schickte, war der Wetterbericht.

Vlission drehte sich im Sitz um und sah die anderen Besatzungsmitglieder an. Er kannte sie seit vielen Jahren und traute sich zu, ihre Reaktionen mit ziemlicher Sicherheit vorhersehen zu können.

»Wir werden Landeerlaubnis beantragen!«, sagte Vlission.

 

*

 

Das trostlose Bild, das der Raumhafen schon über Fernbeobachtung geboten hatte, verstärkte sich während des Landemanövers. Die Landefläche war stellenweise aufgebrochen und mit Pflanzen überwuchert. Wracks von Montagefahrzeugen und Entladeanlagen standen überall zwischen längst verlassenen Raumschiffen. Viele Gebäude rund um das Landefeld waren eingestürzt.

Vlission sah nur ein einziges Schiff, das benutzt wurde und dessen Mannschaft offenbar gerade mit den Startvorbereitungen begann.

Vlission versuchte, den Kommandanten des wabenförmigen Handelsschiffs über Funk zu erreichen, was ihm auch gelang. Auf dem Bildschirm erschien ein mürrisch dreinschauender Soberer unbestimmbaren Alters.

»Ein Narvion-Raumer«, sagte der Mann ohne besonderes Interesse. »Ich dachte, die Flotte existiere nicht mehr.«

Vlission ging nicht darauf ein. Er spürte, dass der andere in Aufbruchsstimmung war und wollte möglichst viele Informationen bekommen.

»Was ist passiert?«, fragte er schnell.

»Passiert?« Der Kommandant des Handelsraumers dachte nach, dann lachte er auf. »Oh, du meinst die Zustände hier? Was hast du denn erwartet?«

»Mein Name ist Vlission«, stellte der Kommandant sich vor. »Ich habe Blosth vor einhundertzweiundzwanzig Jahren verlassen und war seither nicht mehr hier.«

»Miryus!«, sagte der Mürrische. »Blosth ist keinen Besuch wert, mein Freund. Die wenigen hunderttausend Soberer, die hier noch leben, sind fast alle verrückt. Ein paar Tiotroniken funktionieren noch und versorgen die Bevölkerung mit Nachrichten, aber wenn du dir den Raumhafen ansiehst, kannst du dir ein genaues Bild davon machen, wie es überall auf dieser Welt aussieht.«

»Wohin sind alle gegangen?«

»Gegangen!«, echote Miryus ironisch. »Niemand geht hier mehr irgendwohin. Die Leute hören einfach auf zu existieren.«

»Die tiotronische Ordnung ...«, begann Vlission, aber er unterbrach sich sofort, als er Miryus' verächtlichen Gesichtsausdruck sah. »Was tust du hier auf Blosth?«

»Um ehrlich zu sein: Ich hole mir das, was hier nicht mehr gebraucht wird. Auf den kolonialen Randwelten leben ein paar tausend verrückte Soberer, die mich dafür gut bezahlen.« Er lachte auf. »Nicht, dass Geld noch einen Wert hätte, aber irgend etwas muss ich schließlich tun.«

»Du bist ein Dieb!«, rief Vlission entrüstet. »Ein Dieb und ein Pirat.«

»Denk, was du willst«, antwortete Miryus.

Das Landemanöver des Narvion-Raumers war abgeschlossen. Einen Augenblick spielte Vlission mit dem Gedanken, das Handelsschiff anzugreifen und den Diebstahl blosthischer Werte zu verhindern, aber er befürchtete, dass er sich mit einer solchen Aktion der Lächerlichkeit preisgeben würde.

So schaltete er nur das Funkgerät ab und beobachtete auf dem Bildschirm den Start des Handelsschiffs.

»Sollen wir uns wieder mit der Tiotronik in Verbindung setzen, die uns bei der Ankunft im Seerkosch-System begrüßt hat?«, fragte Fyolt.

Vlission schüttelte den Kopf.

»Wir werden uns draußen umsehen! Offensichtlich kommt kein Soberer, um uns zu begrüßen.«

Er schnallte seine Waffentasche um.

»Dlassior und Woulto werden mich begleiten, alle anderen bleiben zurück und bewachen das Schiff.«

Seine Wahl war nicht von ungefähr auf jene beiden Männer gefallen, die er als besonnen und intelligent kannte. Vlission sah voraus, dass sie mit Problemen konfrontiert werden konnten, die eine gelassene Reaktion erforderten.

Als sie nebeneinander in der offenen Schleuse standen, bemerkte Woulto: »Es stinkt!«

»Du bist die sterile Luft an Bord gewohnt«, hielt Vlission ihm entgegen.

»Unsinn, ich habe das Schiff schon auf anderen Welten verlassen.«

Sie aktivierten ihre Schwebepistolen und glitten zur Landefläche hinab.

Vergebens schaute Vlission sich nach einem Fahrzeug um, das ihnen entgegenkam, um sie abzuholen.

»Seht euch das an!«, forderte Dlassior seine beiden Kameraden auf und deutete in Richtung eines Kontrollturms. »Da wird gearbeitet.«

Im Schatten des Turmes sah Vlission ein paar dunkle Gestalten.

»Es sind Roboter!«

»Die arbeiten wirklich!«, stelle Woulto überrascht fest. Er fasste die Umgebung mit einem Rundblick ins Auge und meinte spöttisch: »Da haben sie eine Menge zu tun.«

»Kommt!«, befahl Vlission und schwebte dicht über dem Landefeld voraus.

Der Anblick der arbeitenden Roboter traf ihn tiefer als alles andere, was er bisher auf Blosth seit ihrer Ankunft gesehen hatte. Gemessen an den allgemeinen Verfallserscheinungen der soberischen Zivilisation auf Blosth wirkten die Anstrengungen der Roboter hilflos – eine Tatsache, die eigentlich von jeder Tiotronik hätte erkannt werden sollen.

Begnügten sich die noch existierenden Tiotroniken damit, einen Bereich der von ihnen geschaffenen Ordnung aufrechtzuerhalten – auch wenn er noch so winzig sein sollte?

Verschlossen sich die gewaltigen Rechen- und Kommunikationsanlagen vor der Wahrheit oder – drastischer ausgedrückt – gab es den tiotronischen Irrsinn?

»Nein!« Unwillkürlich sprach Vlission laut. Wenn die Tiotroniken eine Aktivität im kleinen Rahmen entwickelten, gab es, zumindest von ihrem Standpunkt aus, dafür eine Notwendigkeit.

Die drei Männer erreichten das Randgebiet des Landefelds. Auf dieser Seite des Planeten war früher Nachmittag, Seerkosch stand fast noch am Zenit.

Türen und Fenster der Verwaltungsgebäude und Lagerhallen, die den Landeplatz umschlossen, waren zerstört. Die Antennen auf den Kontrolltürmen waren umgeknickt, und die Schneisen, die in die verschiedenen Zentren führten, zeigten keine Spuren von Leben.

»Wir sollten umkehren«, schlug Woulto unbehaglich vor. »Hier ist niemand, mit dem wir reden können. Es wäre am vernünftigsten, Blosth zu vergessen und den Flug fortzusetzen.«

Vlission konnte Woulto verstehen. Der Wissenschaftler war nicht auf Blosth, sondern auf einer großen Kolonialwelt geboren worden, er kannte die Ursprungswelt der Soberer nur von Filmen.

»Wohin sollten wir fliegen?«, erkundigte sich Dlassior. »Die Kolonialplaneten, die wir zuletzt besucht haben, sehen nicht viel besser aus.«

Plötzlich drang ohrenbetäubender Lärm an ihre Ohren, und zwischen den Gebäuden flammten ein paar Informationswände auf. Bilder flimmerten über die wie aus dem Nichts entstandenen Wände.

»Nachrichtenzeit!«, stellte Vlission fest. »Früher mussten die Lautsprecher die Triebwerke der Schiffe übertönen. Niemand scheint bisher auf den Gedanken gekommen zu sein, sie leiser zu stellen.«

Die drei Männer blieben in der Nähe einer Informationswand stehen und sahen...