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Perry Rhodan 2: Das Mutantenkorps (Silberband) - 2. Band des Zyklus 'Die Dritte Macht'

Clark Darlton, Kurt Mahr, K.H. Scheer, W. W. Shols

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845330013 , 416 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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9,99 EUR


 

2.


 

 

Es war eine typische Londoner Nacht. Die aus der Themse aufsteigende Feuchtigkeit kroch in die Kleider und ließ die wenigen Passanten erschauern.

Ein ärmlich gekleideter Mann, der am späten Abend, über die Vauxhall Bridge kommend, am linken Flussufer die Grosvenor Road entlangschritt, hatte den Kragen hochgeschlagen. Der tief auf die Ohren gezogene Hut mochte wohl die Aufgabe haben, das Gesicht zu verbergen. Hinter den Gaswerken hielt der Mann sich rechts, ging über den St. Georges Square in Richtung Lupus Street und bog dann in die Alderney Street ein.

Vor einer schweren Teakholztür blieb er stehen und zog die Glocke.

Eine korpulente Frau öffnete und erkundigte sich nach seinen Wünschen.

»Zu Mister Barry, bitte.«

»Es tut mir leid, Sir! Um diese Zeit können Sie ihn unmöglich noch stören. Mister Barry will gerade zu Bett gehen. Und Sie sehen, dass ich ...«

Der späte Besucher ließ sich nicht abweisen. »Mister Barry wird nicht mehr ans Schlafengehen denken, sobald er mich sieht.«

»Haben Sie eine Karte, Sir?«

»Es ist nicht nötig, dass Sie mich melden. Ich kenne den Weg. Vielen Dank, Madam!«

»Sir!«, rief die Frau empört, als der Mann sich rücksichtslos durch den schmalen Türspalt schob und ins helle Flurlicht trat. »Wer sind Sie? Ich kann Sie nicht hineinlassen!«

»Ich danke Ihnen, Madam! Bemühen Sie sich nicht mehr!« Ohne sie weiter zu beachten, ging er durch den Korridor und öffnete eine Tür.

Hiram Barry saß noch an seinem Schreibtisch und machte keineswegs Anstalten, sich zur Nachtruhe zu begeben. Das Licht der Tischlampe warf einen scharfen Kegel auf die Schreibunterlage, während das übrige Zimmer in Dunkelheit lag.

»Sie wollten doch schlafen gehen, Milly«, sagte Barry, als er die Tür hinter sich hörte.

»Milly geht auch schlafen«, erklärte der Besucher, und der Klang seiner tiefen Stimme ließ Barry herumfahren. In der Dunkelheit stand nur ein Schatten. Doch die Stimme hatte alles verraten. Die Stimme war unvergesslich für Hiram Barry.

»Adams«, stöhnte er.

»Homer G. Adams«, vervollständigte der Besucher seinen Namen. »Ich hoffe nicht, ungelegen zu kommen.«

»Nein, natürlich nicht, Adams! Für Sie steht mein Haus zu jeder Tageszeit offen. Sie wissen doch ...«

»Die Dinge, die ich weiß, liegen sehr weit zurück. Aber ich weiß sie. Und das ist wichtig. Meinen Sie nicht auch, Barry?«

»Sie waren immer ein kluger Kopf, Adams. Mit Ihrem Gedächtnis haben Sie Geld gemacht, mit nichts anderem. Ich habe Sie immer bewundert. Und natürlich auch ein wenig beneidet.«

»Vergessen Sie nicht den Hass, Barry. Bewunderung lasse ich mir gefallen. Vom Neid der anderen ernährt sich die Eitelkeit. Doch der Hass ist gefährlich, wie Sie an meinem Beispiel sehen. Ich möchte nicht, dass es Menschen gibt, die mich hassen.«

»Was wollen Sie, Adams? Reden Sie nicht vom Hass. Ich hasse Sie nicht.«

Der Besucher trat näher an den Schreibtisch heran. »Natürlich nicht. In vierzehn Jahren verliert sich das. Ich brauche Sie nicht mehr zu töten, denn aus Ihrem Hass ist Furcht geworden. Und damit lasse ich Sie gerne weiterleben. Vielleicht zahlt sich dadurch einiges an Sie zurück.«

Barry stöhnte. »Sind Sie gekommen, um mir das zu sagen? Haben Sie vierzehn Jahre lang an Rache gedacht? Ich kann es mir nicht vorstellen, denn daran wären Sie zugrunde gegangen. Und außerdem waren es zwanzig Jahre, wenn ich mich nicht irre.«

»Auf zwanzig Jahre lautete das Urteil. Aber nach vierzehn hielt man mich für ausreichend bestraft. Man spricht dann von guter Führung, wie Sie vielleicht wissen.«

»Man sagt so«, nickte Barry, der sich inzwischen etwas gefangen hatte. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

»Wenn ich wüsste, dass kein Gift drin ist.«

»Sie machen schlechte Scherze, Adams. Bitte, trinken Sie! Ich weiß noch heute, dass Sie Whisky lieben. Und dann erzählen Sie. Ich möchte wissen, wie es nach den vierzehn Jahren heute zwischen uns steht.«

Adams lachte kaum hörbar. »Unser Verhältnis steht nicht zur Debatte. Aus dem Zuchthaus gibt es nichts Interessantes zu berichten. Mein Besuch wird Sie auch nicht lange aufhalten, wenn wir schnell zu einer Einigung kommen.«

»Worüber sollten wir uns einigen?«

»Ich brauche einen Anzug. Einen guten neuen, nach der heutigen Mode.«

»Ist das alles?« Barry öffnete eine Schublade und zog ein Banknotenbündel hervor. »Hier haben Sie zehn Pfund.«

»Erst der Anzug, dann das Taschengeld. Sie erinnern sich an ein Konto auf der Midland-Bank. Es stand damals bei 16.000 Pfund. Nicht viel, ich weiß. Es war immer mein Schicksal, niemals eigenes Geld zu besitzen, wenn man von dieser kleinen Altersrente absieht. Es müssen noch einige Zinsen hinzugekommen sein.«

»Ihre Frage verwirrt mich, Adams. Wie sollte ich über Ihre Konten bei der Midland-Bank orientiert sein?«

»Ich meine das Konto, das wir auf Ihren Namen laufen ließen. Sie erinnern sich, dass die Transaktion mit Servey Ltd. einiges abwarf, das beim besten Willen nicht in den Büchern erscheinen durfte.«

»Sie sprechen in Rätseln, Adams.«

»Keineswegs! Haben Sie eigentlich nie darüber nachgedacht, weshalb Sie damals ohne Strafe ausgingen? Haben Sie sich nie darüber gewundert, dass Homer G. Adams eine Aussage verweigerte, die ihn zwar nicht hätte entlasten können, die aber dennoch dazu beigetragen hätte, einen gewissen Hiram Barry auf eine ähnliche Reise zu schicken? Glauben Sie im Ernst, dass ich Sie schützen wollte, damit Sie mein Geld ausgeben konnten? O nein! Um mein Geld zu schützen, ließ ich Sie laufen. Und heute bin ich da, um es zu holen. Einschließlich Zinsen. Wenn Sie die Kosten für den Anzug abziehen, dürften es knapp 24.000 Pfund sein. Wenn Sie damit spekuliert haben, dürften es zwei Millionen sein. Doch davon will ich nichts wissen. Mir genügen 24.000, und Sie können alles behalten, was Sie inzwischen damit verdient haben. Ich hoffe, Barry, dass Sie eine solche großzügige Behandlung durch mich zu würdigen wissen.«

Barry zögerte mit der Antwort. Seine Finger umklammerten die Tischkante.

»Sie wissen genau, Adams, dass 24.000 eine Menge Geld sind. Besonders für mich. Ich habe nie in Ihren Maßstäben gerechnet.«

Adams lächelte. »Es bleibt jedem selbst vorbehalten, in welchen Maßstäben er sich bewegt. Sie sind ein kleiner Gauner, und niemand hat Ihnen verwehrt, ein großer zu werden. Außerdem scheinen Sie zwei Begriffe zu verwechseln. Wenn ich jemand um zwölf Millionen Pfund betrog, so geschah das nur mit dem Geld eines anderen. Meine Milliardengeschäfte hatten niemals die persönliche Habgier zum Motiv. Ich tat es ... nun, sagen wir, um der sportlichen Seite willen. Ich lege Wert darauf, Barry, als Amateur und Idealist zu gelten. Ich lege Wert darauf, dass die Welt mich als den selbstlosen Diener an großen Dingen anerkennt.«

»Auch heute noch?«, fragte Barry.

Homer G. Adams nickte bedächtig. »Auch heute noch! Glauben Sie nicht, dass ich mich in meinen besten Jahren von der großen Bühne zurückziehen werde. Ich werde wiederkommen. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, Barry. Und ich habe manches gehört. Doch das dürfte Sie kaum interessieren. Geben Sie mir den Anzug und das Geld! Dann werde ich nicht länger stören.«

Hiram Barry schien einen Entschluss gefasst zu haben.

»Kommen Sie mit in mein Schlafzimmer, Adams! Sie haben eine halbe Stunde, meine Kleiderschränke zu inspizieren.«

Adams brauchte keine halbe Stunde. Er warf ein paar Anzüge aufs Bett und wählte einen davon aus.

»Den nehme ich«, sagte er. »Das Jackett dürfte passen. Die Hosen werden wir um einige Zentimeter einschlagen. In der Dunkelheit dürfte es keinen stören, und morgen werde ich einen Schneider aufsuchen. Wo darf ich mich umkleiden?«

»Dort ist das Bad. Bitte sehr!«

»Herzlichen Dank, Barry. Ich sehe, wir kommen sehr gut zurecht. Wenn Sie mir inzwischen den Scheck ausschreiben wollen.«

Nach zehn Minuten trat Adams wieder in die Bibliothek. Barry hielt ihm zögernd einen Scheck hin, auf dem die Summe von 24.000 Pfund Sterling und darunter Barrys verschnörkelter Namenszug standen.

»Brauchen Sie vielleicht noch etwas Bargeld?«, fragte Barry, der den Gast offenbar schnell loswerden wollte. »Sie werden sicherlich in ein Hotel gehen wollen.«

»Schönen Dank! Sie sind zu liebenswürdig, mein Freund. Doch jeder entlassene Zuchthäusler trägt eine gewisse Summe Bargeld bei sich. In der Beziehung ist der Staat nicht kleinlich. Es ist also nicht notwendig, dass Sie mehr geben, als mir zusteht. Homer G. Adams hat noch seinen Stolz. Ich empfehle mich, Barry! Es war mir ein Vergnügen, Sie nach so langen Jahren gesund wiederzusehen und so nett mit Ihnen plaudern zu dürfen.«

Nachdem Adams gegangen war, wählte Hiram Barry die Telefonnummer der Midland-Bank und gab dem Nachtportier den Auftrag, am nächsten Morgen bei Dienstbeginn dem Direktor sofort eine bestimmte Mitteilung zu machen. Danach wählte er eine zweite Nummer und meldete sich mit einem Mädchennamen.

 

»Was soll diese Störung so spät in der Nacht, Lad?«, drang eine gereizte Stimme aus der Hörmuschel. »Ich hatte den ganzen Tag geschäftliche Verpflichtungen. Ruf mich morgen wieder an, aber bitte nicht vor dem Dinner.«

»Moment, du wirst sofort wach werden, wenn du mich einen Augenblick anhörst.«

»Lass diese Phrasen! Das zieht nicht bei mir. Also ...«

»Zum Teufel, wenn du jetzt auflegst, breche ich in einer halben Stunde deine Haustür ein und hole dich aus dem Bett.«

»Was ist passiert?«

»Ich musste soeben einen Scheck über...