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Körper, Sexualität und Geschlecht - Studien zur Adoleszenz junger Frauen

Karin Flaake

 

Verlag Psychosozial-Verlag, 2001

ISBN 9783898060936 , 277 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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24,90 EUR

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    Die Sex Diät
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    Katharina II. von Russland im Diskurs der Sexualität
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    Alphavampir (Alpha Band 2) - Fortsetzung der Paranormal Romance um eine Gruppe Gestaltwandler
    Du gibst das Leben - Das sich wirklich lohnt
    Der Bankräuber - Die wahre Geschichte des Farzad R.

     

     

     

 

 

Mutter-Tochter-Beziehung und die Sexualität der Tochter (S. 155-156)

Mütter, Töchter, Sexualität und die Nähe des Zusammenlebens

Die ersten sexuellen Erfahrungen von Mädchen und jungen Frauen sind eingebunden in ein besonderes Spannungsverhältnis zur Mutter. Einerseits sind sie Ausdruck zunehmender Abgrenzungs- und Trennungsprozesse, andererseits sind weiterhin innere Bindungen an die Mutter vorhanden, durch die ihre Reaktionen und Verhaltensweisen bedeutsam sind. Diese Spannung zwischen wachsender Unabhängigkeit und fortbestehender Verbundenheit wird deutlich in den Schilderungen derjenigen Mädchen und jungen Frauen, die – wie die meisten – betonen, der Mutter nichts von ihren sexuellen Erfahrungen zu erzählen, die aber dennoch auf eine wohlwollende, bestätigende und bei Bedarf unterstützende Haltung der Mutter hoffen, zum Beispiel indem sie, wie Lisa Busch, mit ihr zur Gynäkologin gehen möchten, um sich die Pille verschreiben zu lassen, oder, wie Lena Lutz, gerne ihre Unterstützung hätten bei der Entscheidung, die Pille abzusetzen. Diese Wünsche an die Mutter können auch verstanden werden als Ausdruck von Bedürfnissen nach einer bestätigenden Rückversicherung auf dem Weg in unbekanntes Terrain, vielleicht auch nach einer beruhigenden Spiegelung des Neuen und Verunsichernden im eigenen Inneren, der Erregungen und des Geschehens im innergenitalen Raum.1 Vor diesem Hintergrund haben die Botschaften der Mütter über Sexualität eine große Bedeutung. Sie signalisieren auf dem Wege der Auseinandersetzung mit sexuellen Wünschen, Erregungen und körperlichen Potenzen mehr oder weniger Beruhigung und Unterstützung, mehr oder weniger die Erlaubnis für eine eigene Lust.
Die ersten sexuellen Beziehungen haben bei vielen ihren Ort auch im räumlichen Kontext der Familie und damit in unmittelbarer Nähe zu den Eltern. Nur wenige der jungen Frauen äußern darüber Unbehagen. Nur selten scheint es – wie für Lena Lutz – »nicht der richtige Ort dafür« zu sein. »Es ist eben nicht genügend Intimsphäre hier... und das bringt mich sofort aus der Stimmung«, faßt Lena ihre Bedenken zusammen. Sexuelle Erfahrungen erhalten durch ihre Ein bettung in den familialen Alltag den Charakter des Selbstverständlichen, der angstmindernd wirken kann, zugleich wird Sexualität damit aber auch in die Dynamik der Eltern-Kind-Beziehung eingebunden. Inzestuöse Phantasien können in eine als gefährlich erlebte Nähe zur Realität geraten, die sexuellen Erfahrungen in die Beziehung zu den Eltern eingebunden bleiben. Auf der Ebene der Phantasien gibt es dann keine »Intimsphäre«, das Bedrohliche der zugleich äußeren und inneren Nähe zu den Eltern »bringt... aus der Stimmung«.
Auch für Mütter ist die Nähe zu den sexuellen Erfahrungen der Tochter nicht unproblematisch. In einigen Interviews wird deutlich, wie irritierend es für Mütter ist, mit der Sexualität ihrer Tochter direkt konfrontiert zu werden, wenn der Freund im Zimmer der Tochter übernachtet. So beschreibt Frau Duden ihre Verwirrung: »Da wollte sie gerne, daß ihr Freund bei uns schläft. Ja, dann fand’ ich das erst ganz komisch. Weil, wieso, wieso will der hier schlafen?... Wieso will der hier denn schlafen? Und dann da in deinem Zimmer?« Frau Duden beschreibt eine Situation, in der sie nicht begreifen will, daß Franka eine sexuelle Beziehung hat, daß sie mit ihrem Freund schläft. Das fand sie »erst ganz komisch«. Sie ist sich ihrer Grenzen in dieser Situation bewußt: »Da hab’ ich erst gedacht, stellst dich ja, einerseits stellst du dich ja ganz blöd an, aber andererseits konnt’ ich mir das auch –« Hier bricht Frau Duden ihre Darstellung ab, möglicherweise ließe sich ihre Äußerung ergänzen mit ›nicht vorstellen‹. Die Tochter nicht mehr als Kind, sondern Frau mit eigener Sexualität zu sehen bedeutet eine Erschütterung der bisherigen Beziehung zu ihr, verdeutlicht einen weiteren Schritt weg von der Kindposition und schafft für Mütter die Notwendigkeit von entsprechenden Neuorientierungen. Zugleich können auch hier inzestuöse Phantasien in eine als bedrohlich erlebte Nähe zur Realität geraten. Die – reale oder vermutete – sexuelle Erregung der Tochter kann die eigene sexuelle Erregung stimulieren, Generationengrenzen drohen aufzuweichen, inzestuöse Phantasien und die in einer realen Situation erlebte eigene Lust vermischen sich. Die damit verbundene innere Bedrohung kann Botschaften gegenüber der Tochter nahelegen, die – zum eigenen Schutz – eher lustbegrenzenden, verbietenden denn gewährenden, beruhigenden, unterstützenden Charakter haben. Gunter Schmidt (1986) vermutet einen Zusammenhang zwischen der großen emotionalen Nähe in Familien und den Tendenzen von Eltern, die Sexualität ihrer Kinder zu kontrollieren. »Vermutlich führt die hohe Intimität zwischen Eltern und Kindern zu einer erhöhten Inzestangst...