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Depression und Neuroplastizität - Psychoanalytische Klinik und Forschung

Marianne Leuzinger-Bohleber, Klaus Röckerath, Laura V. Strauss

 

Verlag Brandes & Apsel Verlag, 2013

ISBN 9783860999899 , 256 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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19,99 EUR


 

Marianne Leuzinger-Bohleber
Depression und Neuroplastizität:
Psychoanalytische Klinik und Forschung
Eine Einführung
Depression - von der Antike bis zur heutigen Moderne
Depression als Geisteszustand und seelische Erkrankung begleitet die westeuropäische Kulturgeschichte von Anfang an, wie die 2006 in Paris und Berlin viel beachtete Ausstellung: Melancholie. Genie und Wahnsinn in der Kunst eindrucksvoll gezeigt hat. Schon die Trauernde Athene (470-460 v. Chr.), in Marmor gemeißelt, drückt mit der typischen Körperhaltung die pathologisch trauernd Depressive aus. Ajax, als berühmte Statue aus Bronze aus dem Beginn der Augusteischen Epoche, stützt - depressiv - seinen Kopf auf seinen angewinkelten Arm: "Mutlos und in dumpfes Brüten versunken, sinnt er darüber nach, wie er seinem Leben ein Ende bereiten soll ..." (Ortz 2006, S. 44)
Heute jedoch ist die Depression weltweit zu einer der häufigsten und gravierendsten psychiatrischen Erkrankungen geworden. Nach Schätzungen der WHO werden Depressionen 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit sein. Major Depressive Disorder (MDD) bildet schon heute mit einer Prävalenzrate von 2-5% bis 5-10% der Bevölkerung eines der größten Gesundheitsrisiken in den westlichen Industrieländern. Etwa 50% der Patienten mit einer MDD chronifizieren: Mehr als 20% reagieren nicht auf antidepressive Medikamente. Fast 60% der Patienten in den Hausarztpraxen sind auch zwölf Monate nach Beginn der Erkrankung noch depressiv und 20% dieser Patientengruppe bleiben über zwei Jahre depressiv, obschon sie eine medikamentöse Behandlung erhalten. Außerdem erleiden ein Drittel der Patienten einer medikamentösen Behandlung innerhalb eines Jahres einen Rückfall, 75% innerhalb von fünf Jahren (vgl. z. B. Böker, Gramigna, Leuzinger-Bohleber 2002, S. 1; Crown et al. 2002; Hautzinger 1998; Laux 2003; Leuzinger-Bohleber 2005 und im Druck).
Laut WHO leiden z. Zt. über 300 Millionen Menschen an Depressionen. In Deutschland sind dies 2,8 Millionen Männer und 5 Millionen Frauen, d. h. mehr als bei irgendeiner anderen psychischen Erkrankung. Depressionen stellen die häufigste Ursache für die sogenannten "disability adjusted life years", die durch Krankheit oder Tod entstehen (DALY, Murray & Lopez 1997). Die internationale WHO-Studie fand eine durchschnittliche Prävalenzrate von 10,4% (vgl. Maier, Linden & Sartorius 1996). Frauen erkranken zweimal häufiger an Depressionen als Männer. Allerdings hat die Anzahl depressiver Erkrankungen stetig zugenommen, wobei gleichzeitig der Unterschied zwischen den Geschlechtern bezüglich einer Depression abgenommen hat. Depressionen sind die häufigsten Erkrankungen im Alter (Linden et al. 1999; Wolfersdorf & Schüler 2005).