dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Silver Dragons - Viel Rauch um Nichts

Katie MacAlister

 

Verlag LYX, 2011

ISBN 9783802585364 , 304 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

9,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

 

1

»Innere Schönheit ist gleich äußere Schönheit; das haben sie uns bei Carrie Fay beigebracht, und wenn du mich fragst, stimmt das absolut. Ich meine, denk mal darüber nach – so jemand wie du zeigt sich doch auch nach außen, oder?«

Bevor ich mit dieser merkwürdigen Logik Schritt halten konnte, wurde mir eine kalte, feuchte Masse, die nach Erde und Mineralien roch, über den Mund geschmiert. »Mmm-hmm«, konnte ich nur noch antworten.

»Ich wische dir den Mund ab, aber du darfst nicht sprechen, Süße. Deine Lippen sollen sich nämlich nicht bewegen, während die Maske trocknet. Außerdem stimmt es tatsächlich. Sieh dich doch an, zum Beispiel!«

Die zierliche blonde Frau vor mir hatte mir eine olivgrüne Lehmmaske auf mein Gesicht aufgetragen. Jetzt trat sie einen Schritt zurück, um mich zu begutachten. In der einen Hand hielt sie eine kleine Schale mit einer klebrigen Pampe, die andere steckte in einem Latexhandschuh, der mit ebendiesem Brei überzogen war. Sie schwenkte die Schale. »Du siehst nicht im Geringsten böse aus, und doch bist du im Begriff, einen Dämonenfürsten zu heiraten.«

»Sally, ich heirate Magoth nicht …«, setzte ich an, aber sie unterbrach mich stirnrunzelnd.

»Du sollst doch nicht sprechen, Süße! Das habe ich dir doch gerade erklärt! Wo waren wir stehen geblieben? Oh ja, wie sehr die äußere Erscheinung doch täuschen kann.« Sie betrachtete mich noch eingehender, und ich wand mich auf meinem Stuhl. Ich hatte mich noch nie wohlgefühlt, wenn ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand … mit einer bemerkenswerten Ausnahme.

Mein Herz bebte, und ein vertrauter Schmerz stieg in mir auf, als ich sein Bild vor meinem geistigen Auge sah – ein Mann, der so fröhlich lachte, dass die Grübchen in seinem schönen milchkaffeebraunen Gesicht zu sehen waren und seine grauen Augen wie Quecksilber blitzten. Mein Herz schlug schneller, obwohl ich Gabriel seit über einem Monat nicht gesehen hatte.

»Du siehst aus wie eine normale Frau – obwohl ich sagen muss, dass diese Frisur aus den Zwanzigerjahren nicht gerade Mainstream ist. Aber abgesehen davon siehst du völlig normal aus, beinahe sogar nett, überhaupt nicht so, als würdest du Mrs Dämonenfürst.«

»Ich heirate Magoth nicht«, erwiderte ich, wobei ich mich bemühte, meine Lippen nicht zu bewegen.

»Na ja, Gefährtin, Gattin, Gemahlin … das ist doch alles das Gleiche, oder nicht? Auf deiner Stirn müssen wir noch ein bisschen nachlegen, Süße. Sie muss geglättet werden. Was hast du denn sonst immer für dein Gesicht genommen? Nein, antworte nicht, lass zuerst die Maske trocknen. Hier, möchtest du dich sehen?« Sally zog den Handschuh aus, betrachtete ihr Werk einen Moment lang bewundernd und hielt mir einen Spiegel hin.

Langsam stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Nein, danke, ich bin eine Doppelgängerin. Wir haben kein Spiegelbild.«

»Ach, nicht? Das ist mir noch nie aufgefallen.«

»Das wissen auch die wenigsten Leute.«

»Das macht es aber schwierig, wenn du dir die Augenbrauen zupfen willst.« Sie bewunderte ihr eigenes Bild im Spiegel und fuhr sich über ihre sorgsam gestylten blonden Haare. Dann legte sie den Spiegel weg und schenkte mir ein Haifischlächeln. »Aber auch ohne Spiegelbild musst du zugeben, dass das alles schrecklich romantisch ist.«

»Romantisch?« Meine Gedanken wandten sich sofort dem Drachen in Menschengestalt zu, bei dessen Anblick mir unweigerlich die Knie weich wurden.

»Ja! Schrecklich romantisch!« Der verwirrte Ausdruck in meinen Augen musste ihr aufgefallen sein, denn während sie pfundweise Kosmetik und die dazugehörigen Geräte in eine kleine rosa Tasche packte, fuhr sie fort: »Dass Magoth dich zu seiner Gefährtin macht und dich mit allem ausstattet, was zu so einer Position gehört, meine ich. Es ist so unglaublich romantisch. Er begehrt dich so sehr, dass er bereitwillig die Tatsache übersieht, wie wenig du für diese Position geeignet bist. Aber offensichtlich hat auch ein Dämonenfürst eine schwache Seite.«

Ich verdrehte die Augen. »Magoth hat keine schwache Seite, und von Begehren kann auch keine Rede sein. Und ich habe auch nicht gesagt, dass ich seine Gefährtin werde. Ich bin die Gefährtin eines Wyvern, und dort ist mein Herz, nicht hier in Abaddon bei Magoth.«

Sally fiel der Unterkiefer herunter. »Du bist die Gefährtin eines Wyvern? Eines Drachen-Wyvern? Der Anführer einer Drachensippe?«

»Genau«, erwiderte ich, immer noch, ohne den Mund zu bewegen. Je trockener die Maske wurde, desto mehr spannte sich meine Haut, was das Ganze nicht gerade einfach machte.

»Die Gefährtin eines Wyvern!« Sally betrachtete mich nachdenklich. »Was machst du denn dann hier?«

Ich seufzte. »Das ist eine lange Geschichte, zu lang, um sie dir jetzt zu erzählen. Die Kurzfassung ist, dass ich an Magoth gebunden war, als mein Zwilling mich erschaffen hat. Weil ich eine Doppelgängerin bin, musste ich für ihn Dinge stehlen, die er haben wollte. Eines Tages begegnete ich dann Gabriel – er ist der Wyvern der silbernen Drachen –, und wir entdeckten, dass ich seine Gefährtin bin. Magoth kam dahinter und verlangte von mir, ich solle ein unendlich wertvolles Artefakt, das Lindwurm-Phylakterium, stehlen. Ich weigerte mich und gab es stattdessen Gabriel.«

Ihr traten fast die schlammgrünen Augen aus dem Kopf. »Du hast dich geweigert? Du wurdest zum Dybbuk?«

Ich nickte.

»Heiliger Bimbam! Aber … du lebst ja noch. Und bist heil. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Magoth mir gesagt hat, du hättest eingewilligt, seine Gemahlin zu werden. Warum sagt er das denn? Und warum lässt er dich leben ohne ewige Qualen, wenn du zum Dybbuk geworden bist?«

»Magoth ist eben ein bisschen … anders«, sagte ich, wobei ich ein spöttisches Lächeln kaum unterdrücken konnte. »Er weiß wahrscheinlich, dass es für mich die größte aller Qualen bedeutet, seine Gefährtin zu werden.«

»Findest du ihn denn nicht attraktiv?«, fragte sie und schüttelte ungläubig den Kopf. »Er sieht fantastisch aus!«

»Doch, er ist ausgesprochen attraktiv. Welche Frau könnte seiner dunklen Glut widerstehen? Die Frauen des letzten Jahrhunderts konnten es jedenfalls nicht. Du weißt doch sicher, dass er ein Stummfilmstar war, oder?«

»Na ja, er kommt mir irgendwie bekannt vor.« Sie überlegte einen Moment lang, dann nannte sie einen Namen.

»Das ist er. Wenn er seine Haare glatt zurückkämmt, sieht er seiner Filmfigur noch ähnlicher. Aber trotz seines attraktiven Äußeren verursacht sein Inneres mir Albträume.« Ich fasste sie am Ärmel. »Sally, ich weiß, dass du dich hier in Abaddon aufhältst, weil du dich auf die freie Dämonenfürsten-Stelle beworben hast, aber ich glaube nicht, dass du verstehst, was hier vor sich geht und wie Dämonenfürsten wirklich sind. Sie mögen aussehen wie Menschen, aber sie haben den letzten Rest an Menschlichkeit schon vor langer, langer Zeit verloren, und Magoth unterscheidet sich darin in nichts von den anderen … abgesehen davon, dass er vielleicht ein noch größerer Idiot ist.«

»Das ist schon in Ordnung.« Sie tätschelte meine Hand und wandte sich dann zu dem schwarz verhängten Spiegel in dem Zimmer, das Magoth mir (widerwillig) zugewiesen hatte. »Ich mag meine Männer ein bisschen dumm. Dann sind sie viel leichter zu handhaben.«

Ich starrte sie ungläubig an. »Ich weiß zwar nichts von dir, außer dass es dir wichtig ist – aus Gründen, die ich absolut nicht nachvollziehen kann –, die vakante Position eines Prinzen von Abaddon zu erlangen, aber abgesehen davon glaube ich, dass du Magoths wahre Natur völlig unterschätzt. Er ist manipulativ, gierig, egozentrisch, äußerst skrupellos, und er verleiht dem Wort ›diabolisch‹ eine völlig neue Bedeutung. Kurz gesagt, er ist alles Böse, was du dir nur vorstellen kannst … und noch viel mehr.«

»Meine süße May … singst du der zauberhaften Sally etwa ein Loblied auf mich? Wie liebenswürdig von dir.«

Die leicht amüsierte Stimme behagte mir gar nicht. Mit Magoth in normaler (sprich: böser) Laune konnte ich umgehen, aber der zu Scherzen aufgelegte, vergnügte Magoth war besonders gefährlich.

»Ich erzähle ihr nur die Wahrheit über dich«, erwiderte ich vorsichtig und drehte mich zu ihm um. Als Sterblicher war Magoth ein unglaublich gut aussehender Mann gewesen, mit Haaren und Augen schwarz wie die Sünde und einer verführerischen Art, der alle Frauen über die Jahrhunderte hinweg erlegen waren … sofern sie seine Aufmerksamkeiten überlebten. Dämonenfürsten konnten zwar ihre Gestalt nach Belieben verändern, aber Magoth hatte die seine immer behalten, da sie für seine Zwecke hervorragend geeignet war.

Mit lässiger Anmut lehnte er am Türrahmen, ein böses Funkeln in den Augen, die Haare zurückgekämmt, sodass er wieder aussah wie der Schauspieler, der er vor etwa neunzig Jahren gewesen war. »Darf ich eintreten?«, fragte er und zog leicht die Augenbrauen in die Höhe, weil ich so zögerlich reagierte.

»Ich glaub es nicht, er muss fragen, ob er in dein Zimmer kommen darf?« Sally blieb vor Erstaunen die Luft weg, und Magoth fühlte sich zu einer Erklärung bemüßigt.

»Das ist ein kleines Spiel zwischen meiner süßen May und mir – sie besteht darauf, dass ich ohne ihre ausdrückliche Zustimmung ihr reizendes Zimmer nicht betreten darf, und ich tue so, als ob ich mich daran hielte. Und da wir gerade von Spielen...