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Die drei !!!, 39, Verliebte Weihnachten (drei Ausrufezeichen)

Maja von Vogel

 

Verlag Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN 9783440138359 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

Weihnachtseinkäufe

Kim hatte es eilig. Mit langen Schritten marschierte sie durch den frostigen Dezembernachmittag in Richtung Innenstadt. Während sie an einer Ampel die Straße überquerte, warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Mist, schon kurz nach vier! Sie würde zu spät kommen, dabei war sie eigentlich die Pünktlichkeit in Person. Franzi und Marie wunderten sich bestimmt schon, wo sie blieb.

Kim ging noch etwas schneller. Doch als sie in die Fußgängerzone einbog, kam sie nur noch im Schneckentempo voran. Menschenmassen schoben sich durch die große Einkaufsstraße. Kim schlängelte sich zwischen den Leuten hindurch zum Marktplatz, wo sie mit ihren Freundinnen verabredet war.

»Geld oder Leben!«

Kim zuckte zusammen, als ihr kurz vor dem Treffpunkt ein breit grinsender Weihnachtsmann in den Weg sprang. Das Lächeln war zu künstlich, um freundlich, und die Gesichtszüge waren zu starr, um echt zu sein. Nur die grünen Augen funkelten lebhaft. Moment mal – ein Weihnachtsmann mit grünen Augen?

»Haha, sehr witzig, Franzi!« Kim riss ihrer Freundin die Maske herunter.

Franzi kicherte begeistert und schob sich eine rote Haarsträhne aus der Stirn. »Nicht schlecht, oder? Gib’s zu, du hast einen Schreck bekommen!«

»Allerdings.« Kim musste lachen. »Du bist unmöglich!«

»Danke!« Franzi nahm es als Kompliment. Sie legte die Weihnachtsmann-Maske zurück auf den Grabbeltisch des Ein-Euro-Shops, vor dem sie gerade standen.

Kim sah sich suchend um. »Wo ist Marie?«

»Wo wohl?« Franzi deutete auf die Parfümerie gegenüber. »Sie hat etwas von einem neuen Lippenstift gemurmelt und weg war sie.«

»Typisch!« Kim grinste. »Komm, wir holen sie.« Geschickt drängelten sie sich zwischen den Passanten hindurch, die in kleineren und größeren Grüppchen durch die Fußgängerzone strömten. Einige trugen rote Nikolausmützen, andere waren schwer mit Geschenktüten bepackt. »Du meine Güte, ist das voll!«, murmelte Kim.

»Was hast du erwartet?« Franzi fuhr neben Kim die Ellbogen aus, um nicht von einer fröhlichen Frauengruppe mit Rentiergeweihen auf dem Kopf umgerannt zu werden. »Es ist Samstagnachmittag und morgen ist der dritte Advent. Wir sind nicht die Einzigen, die heute unterwegs sind, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen.«

»Nein, offensichtlich nicht.« Kim fragte sich bereits, ob es nicht besser gewesen wäre, ihren Stadtbummel auf einen anderen Tag zu verlegen. Aber jetzt war es zu spät.

Die Türen zur Parfümerie öffneten sich automatisch und ein Schwall warmer Luft schlug Kim entgegen. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Winterjacke, während sie das Geschäft betrat und nach Marie Ausschau hielt. Es war gar nicht so einfach, in dem Gewühl jemanden ausfindig zu machen. Der Laden war völlig überfüllt und an den Kassen hatten sich lange Schlangen gebildet.

»Da ist sie ja!« Franzi winkte Marie zu, die sich bereits zum Bezahlen angestellt hatte.

Kim drängelte sich zu Marie durch und begrüßte sie mit einer Umarmung. »Wie ich sehe, bist du fündig geworden.«

»Und ob!« Marie strahlte. In dem kleinen Körbchen, das sie in der Hand hielt, lagen gleich drei Lippenstifte der gehobenen Preiskategorie. Außerdem ein teures Herrenaftershave, ein Grapefruit-Duschgel mit Bio-Zertifikat und eine Anti-Pickel-Creme.

»Was willst du denn damit?« Franzi zeigte auf die Creme. »Deine Haut ist doch super.«

»Ja, klar.« Marie sah wie immer makellos aus. Auf ihrem Gesicht schimmerte ein Hauch Gold-Puder, von Pickeln keine Spur. Sie war dezent in kühlen Winterfarben geschminkt und unter ihrer neuen türkisfarbenen Baskenmütze flossen ihre langen, blonden Haare hervor und fielen wie ein Wasserfall über ihren Rücken. »Die Creme ist für Lina. Sie hat in letzter Zeit ziemliche Hautprobleme. Ich kann ihre Pickel einfach nicht mehr sehen! Darum dachte ich, eine gute Anti-Pickel-Creme ist das perfekte Weihnachtsgeschenk für sie.«

»Na, hoffentlich findet Lina das auch.« Franzi kicherte. »Pickel-Creme zu Weihnachten – ich würde mich bedanken!«

Marie zuckte mit den Schultern. »Wenn’s ihr nicht gefällt, hat sie eben Pech gehabt. Das Aftershave ist für Papa und das Duschgel für Tessa.«

Tessa, die Lebensgefährtin von Maries Vater, war ein echter Öko-Freak. Neben ihrer Arbeit als Kamerafrau vertrieb sie sehr erfolgreich T-Shirts aus Bio-Baumwolle über das Internet. Ihre Tochter Lina ging Marie mit ihrer lauten und manchmal etwas dreisten Art gehörig auf die Nerven. Seit die Patchwork-Familie vor einiger Zeit in eine große, alte Villa ins Ostviertel gezogen war, konnte Marie ihr wenigstens etwas leichter aus dem Weg gehen.

»Seht mal!« Franzi hatte in einem Regal neben der Kasse ein heruntergesetztes Parfum entdeckt. »Chrissies Lieblingsparfum kostet nur noch die Hälfte! Das nehme ich sofort mit.«

Kim seufzte. »Wenn es doch nur genauso leicht wäre, etwas für die Zwillinge zu finden.«

Kims Brüder Ben und Lukas waren zehn Jahre alt und furchtbare Nervensägen. Außer Fußball, Computerspielen, Unsinn anstellen und ihre große Schwester ärgern hatten sie keine besonderen Hobbys. Trotzdem mochte Kim die Zwillinge und wollte ihnen etwas schenken, über das sie sich wirklich freuten.

»Bastle ihnen doch einen Maulkorb«, schlug Franzi vor. »Dann können sie dir wenigstens keine frechen Schimpfnamen mehr an den Kopf werfen.«

Marie lachte, aber Kim war gerade abgelenkt. Auf einem kleinen Tisch wurden edle Badezusätze präsentiert. »Tauchen Sie ab in die Welt der Düfte«, las Kim halblaut und griff nach der obersten Schachtel. Von Rosen- über Lavendel- bis Sanddorn-Orangen-Öl war alles dabei. »Das ist das perfekte Geschenk für meine Mutter«, stellte Kim fest. »Sie liebt es, nach einem anstrengenden Tag ein entspannendes Bad zu nehmen.« Doch als Kim die Schachtel umdrehte und den Preis sah, machte sie ein langes Gesicht. »Was? So viel Geld für ein bisschen Badeöl? Das gibt’s doch nicht!« Kim stellte die Schachtel wieder zurück. »Das ist mir zu teuer.« Sie seufzte. »Ich weiß sowieso nicht, wovon ich die restlichen Weihnachtsgeschenke bezahlen soll. Mein Taschengeld reicht hinten und vorne nicht! Vielleicht hätte ich mir den einen oder anderen Kakao Spezial im Café Lomo lieber verkneifen sollen. Und dann hab ich mir letzte Woche auch noch einen neuen Krimi gekauft …«

Kim las für ihr Leben gern Krimis. Sie schrieb sogar selbst manchmal Kriminalgeschichten. Seit sie gemeinsam mit Franzi und Marie den Detektivclub Die drei !!! gegründet hatte, kam sie allerdings kaum noch dazu. Der Club war von Anfang an sehr erfolgreich gewesen und die Detektivinnen hatten schon viele Fälle gelöst. Zuletzt waren sie auf der Suche nach einem gestohlenen Spiegel gewesen, der angeblich magische Kräfte haben sollte. Davor hatten sie bei einer berühmten Pferdeshow ermittelt. Momentan war der Detektivclub allerdings arbeitslos, was Kim ausnahmsweise einmal ganz gelegen kam. In der Adventszeit gab es mit den Weihnachtsvorbereitungen sowieso genug zu tun – vom üblichen Schulstress ganz abgesehen.

»Soll ich dir Geld leihen?« Marie zückte ihr Portemonnaie. »Kein Problem, wie viel brauchst du?«

Marie kannte keine Geldsorgen. Ihr Vater, der bekannte Schauspieler Helmut Grevenbroich, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und war mehr als großzügig, was das Taschengeld seiner Tochter betraf. Darum konnte sich Marie, die leidenschaftlich gerne shoppen ging, stets die neuesten Mode- und Kosmetikartikel leisten – und auch sonst alles, was ihr Herz begehrte. Aber sie war nicht geizig und lud ihre Freundinnen gerne ins Café ein, wenn sie gemeinsam unterwegs waren, oder verwöhnte sie mit kleinen Geschenken.

Doch jetzt schüttelte Kim den Kopf. »Lass mal, ich will kein Geld von dir.«

»Warum denn nicht?« Marie zog verständnislos die Augenbrauen hoch. »Ist doch nichts dabei.«

»Ich will einfach keine Schulden haben, das ist alles.« Kim lächelte ihrer Freundin zu. »Trotzdem danke für das Angebot.«

»Du könntest Geschenke basteln«, schlug Franzi vor. »Das ist billiger, als welche zu kaufen.«

»Hm«, machte Kim wenig begeistert. Sie hatte zwar eine exzellente Kombinationsgabe und kannte sich gut mit Computern aus, aber Basteln gehörte nicht unbedingt zu ihren Hobbys. »Mal sehen, vielleicht fällt mir ja noch etwas Besseres ein …«

Inzwischen waren sie endlich zur Kasse vorgerückt, sodass Marie und Franzi ihre Einkäufe bezahlen konnten. Kim war froh, als sie die überfüllte Parfümerie verlassen und wieder in die klare Winterluft hinaustreten konnten. Die Sonne ging bereits unter und in das Eisblau des Himmels mischte sich eine orangerote Färbung.

Kim zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und wickelte sich ihren XXL-Schal fester um den Hals.

»Weiter geht’s!«, rief Marie fröhlich und hakte sich bei ihren Freundinnen unter. »Ich muss noch eine irre lange Geschenkeliste abarbeiten.«

Zum Frieren blieb Kim keine Zeit, denn während der nächsten Stunde zogen sie von einem Geschäft ins nächste. Marie kaufte so viele Geschenke, dass Kim ganz schwindelig wurde. Franzi besorgte einen Kinogutschein für ihre Eltern, ein Buch für ihren Bruder Stefan und ein warmes Stirnband für ihren Skaterkumpel Benni. »Damit er im Winter keine kalten Ohren beim Training bekommt«, erklärte sie.

Kim...