dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Die Schatten und der Regen - Roman

Håkan Nesser

 

Verlag btb, 2005

ISBN 9783894808884 , 384 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

9,99 EUR

  • Der sterbende Detektiv - Roman
    Migrations- und Integrationsforschung - multidisziplinäre Perspektiven - Ein Reader
    Sozialkapital - Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg
    COBIT kompakt und verständlich - Der Standard zur IT Governance - So gewinnen Sie Kontrolle über Ihre IT - So steuern Sie Ihre IT und erreichen Ihre Ziele
    Praxishandbuch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Eine Einführung in professionelle PR und Unternehmenskommunikation
    Mindjet MindManager 6 - Das Handbuch für Basic 6 und Pro 6
    Zwischen Formation und Transformation - Die Religionen Europas auf dem Weg des Friedens
    Sprachkritik in der Schule - Theoretische Grundlagen und ihre praktische Relevanz
  • Der Hebammenkreißsaal - Ein Versorgungskonzept zur Förderung der physiologischen Geburt
    Eine Szene im Theater der Unendlichkeit - Max Beckmanns Dramen und ihre Bedeutung für seine Bildrhetorik
    Trenn Dich schlank - Abnehmen mit Trennkost für eine Person
    Glaubensgenossen in Not - Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Hilfe für aus rassischen Gründen verfolgte Protestanten. Eine Dokumentation

     

     

     

     

     

 

 

Es ist der Schicksalstag.

Der bedeutungsschwangere Nachmittag, an dem Viktor Vinblad Fermats letzten Satz beweisen soll.

Ein Dienstag am Monatswechsel August/September 1965 genauer gesagt. Die Realschule ist in ihrer zweiten Woche im Halbjahr, und eine gnadenlose Sonne brennt auf die viereckige Lehrburg. Solide und kubistisch steht sie da in ihrer prägnanten Selbstverständlichkeit, ein Ziegeleigeschöpf des Stadtarchitekten Mendelberg, ausgeführt zwischen den Jahren 1910 und 1912 und zweifellos eines der Denkmäler der Stadt. Eigentlich das Einzige, wie böse Zungen behaupten, aber die haben dann das Rathaus, das Barin-Denkmal und den Glockenturm neben der Kirche vergessen.

Ein verirrter Uhu hockt dösend auf dem First des steilen, schwarzen Daches – direkt in der unbarmherzigen Sonnenhitze –, doch nur ein gewisser alter Ornithologe, Hjalmar Augustin Löwenhielm, bemerkt von seinem Balkon an der weißen Holzvilla auf der anderen Seite der Palmyragatan aus den ungewöhnlichen Vogel; er macht sich eine Notiz und schickt sie an die Länstidningen, aber dort wird sie nie veröffentlicht, und das hat so wenig mit der Erzählung hier zu tun, dass wir es dabei bewenden lassen.

In dem Schulgebäude, da findet die Erzählung ihren Platz, und auch hier wird geschlummert. Besonders auf der Südwestseite ist es heiß wie in den Hosen eines Feuerschluckers, und es ist der Geographielehrer Uhrin, der diese anschauliche Feststellung macht, während er sich die Stirn mit einem karierten Taschentuch abwischt und ausgewählte Teile der Ulmanderschen Gesteinssammlung den Neuankömmlingen der 1b präsentiert. Die Wissensaufnahme muss vom Grunde her anfangen, Ulmander war zwischen 1926 und 1949 der stellvertretende Rektor der Schule, ein ergebener Sammler und Amateurgeologe, und das Gesamtgewicht seiner Quarz-, Granit-, Feldspat-, Glimmer-, Bergkristall- und Beryllschenkung macht, wie jemand gewissenhaft errechnet hat, gut und gern zweitausendsechshundert Kilo aus.

Die Neuen haben natürlich im Erdgeschoss ihre Räume, so ist es immer gewesen, und so soll es auch bleiben, und die Gesteinssammlung befindet sich unglücklicherweise ganz oben unter dem Dach. Das sind viele Treppenstufen, aber es sind zweiunddreißig Schüler in der Klasse, zwei pro Kiste macht sechzehn Kisten, und die Anschauung ist das A und O des Geographieunterrichts. Wie jeden anderen Unterrichts auch.

Im ersten Stock, direkt über den Steinstudien, findet zur gleichen Zeit, die Uhr nähert sich an diesem historischen Nachmittag der Drei, Deutschunterricht mit dem zweiten Jahrgang, der 2b statt, eine ziemlich mittelmäßige Versammlung, wenn man bei der Wahrheit bleiben soll, und das wollen wir ja – aber unter autoritärer Leitung von Studienrat Stille. Es ist eine Einzelstunde, man hat gerade erst angefangen. Der Studienrat hat einen Matrizenabzug mit Präpositionsübungen verteilt, sowohl Dativ als auch Akkusativ, während er den Clou des Tages vorbereitet. Hausmeister Underström war in der Pause im leeren Klassenraum und hat letzte Hand an die Elektrizität gelegt und Stille das Startzeichen gegeben. Natürlich muss es während des laufenden Unterrichts stattfinden, es gibt keinen Grund, es im Geheimen zu tun und auf den Effekt zu verzichten, und um drei Uhr ist laut allgemeinen Wissens der heißeste Zeitpunkt des Tages. Auf Stilles Initiative hin wurde die Innovation eingeführt, die Installationsarbeiten haben den ganzen Sommer über gedauert, auf Grund unvorhersehbarer technischer Probleme zogen sie sich ein paar Wochen länger als gedacht hin, aber jetzt ist alles im Kasten. Stille reibt sich die Hände, er ist Junggeselle und eine Koryphäe im Lande, nicht nur, was die deutschen Präpositionen betrifft, sondern auch in Bezug auf Modelleisenbahnen, besonders der Marke Fleischmann.